Katja Kassin im Interview über Porno, Ruhm & Ehre in den USA

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Nachdem Katja Kassin als eine der ersten deutschen Erotikdarstellerin jetzt auch den Durchbruch in den USA geschafft hat, wurde es organisatorisch zunehmend schwieriger, das seit längerem geplante Interview zu organisieren. Daher freute es uns dann umso mehr, dass sie sich jetzt die Zeit für uns nahm und im ausführlichen Exklusivinterview zu vielen Fragen Stellung bezog.

Katja Kassin Interview Bild 1Hallo Katja! Du bist ja derzeit zum zweiten Mal in den Staaten. Mit wem hast Du gearbeitet bzw. gedreht und worauf können sich Deine Fans freuen?

Besonders habe ich mich gefreut, dass ich diesmal mit John Stagliano arbeiten durfte, oder für Tom Byron und Digital Playground. Sehr viel Spaß hat mir die Arbeit mit Westcoast Prod. gemacht, für die ich mehrmals im Bereich „Interracial“ gedreht habe.
Meine Fans dürfen natürlich wieder auf viele heiße Anal-Szenen – unter anderem mit Mandingo – oder meine erste lesbische Szene in einem US-Film gespannt sein.

Was war diesmal anders als bei Deinem ersten Trip in die Staaten und wo siehst Du die größten Unterschiede zur deutschen Pornobranche?

Ich bin dieses Mal nicht so sehr in ein Abenteuer gestolpert, denn ich wusste von meiner letzten USA-Tour, was aus mich zukommt. Ich wusste, dass mein Englisch gut ist, und dass ich keine Probleme haben würde, mich zu verständigen.
Beim ersten Mal war ich sehr aufgeregt und war mir unsicher, ob ich den Erwartungen gerecht werden würde – diesmal habe ich mich schon vor der Abreise gefreut, viele bekannte Gesichter wieder zu sehen, beim ersten Aufenthalt kannte ich niemanden. Diesmal war mir alles einfach schon vertrauter.
Als ich diesmal in L.A. ankam, war ich bereits für den gesamten Trip ausgebucht und hatte fast keine freien Tage – das war beim ersten Mal nicht so extrem.
In Deutschland bin ich bisher in nur zwei Filmen zu sehen – ich kenne mich ehrlich gesagt in der deutschen Pornolandschaft nicht so aus. Ich finde natürlich sehr schade, dass gerade hier in Deutschland seitens der Produktionsfirmen offensichtlich kein großes Interesse an mir als Darstellerin besteht.
Das ist für mich persönlich der größte Unterschied zwischen der Arbeit in den USA und hier in Deutschland – in amerikanischen Pornos habe ich mir bereits einen Namen gemacht und die Fans mögen mich.
Allgemein kann ich sagen, dass in den USA im Moment sehr viele anal Szenen gedreht werden. Außerdem wird mehr Geld für die Filme ausgegeben – was sich natürlich auch an den Honoraren der Darsteller positiv bemerkbar macht.

Ja, bei Deinem Aussehen und Talent ist es mehr als schaden, das Du hierzulande nicht öfter zu sehen bist. Kann man denn mit neuen Produktionen von Tabu Film oder Erosmedia mit Dir in nächster rechnen oder müssen Deine Fans auf Nachschub aus den Staaten hoffen?

Ich bedauere sehr, dass ich nicht auch in Deutschland bzw. in Europa die Möglichkeit habe vor der Kamera zu stehen. Ich denke, dass sich die Fans eher auf den Nachschub aus den USA verlassen sollten. Von Tabu Film habe ich leider seit mehr als einem Jahr nichts mehr gehört.

Katja Kassin Interview Bild 1Um noch mal auf die Frage davor zurückzukommen, was die Budgets angeht. Findest Du, dass die Gleichung, gerade auf Deutschland bezogen, aufgeht: Viele Filme = geringe Qualität, höheres Budget und weniger Produktionen = bessere Filme. Davon abgesehen würde mich interessieren, ob Du die Ansicht teilen würdest, dass die Amis oftmals innovativer und ideenreicher und mit besserer Qualität arbeiten?

Ich persönlich kann mir nicht vorstellen, dass sich die Produktionen mit geringer Qualität auf Dauer am Markt etablieren können. Leider wird in Deutschland auch sehr oft am Honorar für die Darsteller gespart, was ich nicht richtig finde. Wenn man ein größeres Budget für ein Projekt aufzubringen hat, nimmt die Anzahl der Neuerscheinungen pro Monat sicherlich ab. Ich hoffe, dass der Konsument im Erotikbereich in Zukunft sein Kaufverhalten öfter an der Qualität orientiert.
Viele der neueren „Trends“ im Porno (wenn man das so sagen kann) kommen aus den USA – z.B. A2M (Ass to Mouth), Cream Pies oder POV Movies (Point of View) – die Pornomacher in den USA sind kreativer und ideenreicher – da stimme ich zu.

Du warst auch schon als Gast im TV zu sehen. Unter anderem bei VOX „Wa(h)re Liebe“ und „Blitz“ bei SAT1. Gab es Unterschiede und wie empfandest die Reaktion auf Dich als Pornodarstellerin? Normal oder gab es doch eine gewisse Doppelmoral oder Vorbehalte aufgrund Deiner Tätigkeit als Darstellerin?

Manche Menschen haben anfangs schon Vorbehalte, wenn sie mit einer Pornodarstellerin zu tun haben. Meistens merken sie aber schon bald, dass ich ganz normal bin und in meinem Privatleben auch mal gern ein Steak grille oder ins Kino gehe.
Mir persönlich sind noch keine wirklich negativen Reaktionen begegnet und es ist mir auch egal, was andere im Stillen denken. Wenn jemand Interesse an einem direkten Gespräch mit mir hat oder mir Fragen stellen will, dann ist mir das gern willkommen – Gerüchten schenke ich keine Aufmerksamkeit und wenn hinter meinem Rücken geredet wird ignoriere ich das.
Meist bekomme ich nach TV Auftritten positive Emails – natürlich reagieren Zuschauer eines Erotikformates wie „Wa(h)re Liebe“ anderes als Zuschauer, die nachmittags „Blitz“ oder „Taff“ gesehen haben.

Katja Kassin Interview Bild 3In diesem Zusammenhang würde ich gerne noch mal auf Dein Studium der Politikwissenschaften und Germanistik zu sprechen kommen. Wie waren die Reaktionen der Studenten/-innen und Professoren, das unter Ihnen eine Pornodarstellerin weilt?

Es hat mich niemals ein Kommilitone oder Dozent direkt auf meine Porno-Karriere angesprochen. Allerdings weiß ich, dass es Gerüchte gibt und dass an der Uni über mich geredet wird. Eigentlich schade, denn ich bin überhaupt kein Mensch, der konstruktive Diskussionen scheut – wahrscheinlich würde es mir sogar Spaß machen, mit einigen einschlägigen Vorurteilen aufzuräumen.

Wirst Du nach Deinem Studium auch weiterhin als Darstellerin arbeiten und was meinst Du inwieweit das Studium Deiner nützlich oder hinderlich gewesen ist?

Im Moment konzentriere ich mich auf meine Arbeit im Adult-Bereich. Ich werde mein Studium aber natürlich abschließen – vor allem in Deutschland ist das Stück Papier von der Uni sehr wichtig.

Hast Du Ambitionen später auch in einen Bereich hinter der Kamera zu wechseln?

Ich würde sehr stolz darauf sein, wenn eine Produktionsfirma dieses Vertrauen in mich setzen würde. Ich gehöre in die Adult-Branche und wünsche mir, auch nach der Laufbahn vor der Kamera als Regisseurin tätig sein zu können.

Hast Du denn in dieser Richtung schon Erfahrungen sammeln können und was würdest Du grundsätzlich anders in Szene setzen wollen?

In meinen Filmen würde es sich sicher unter anderem um das Thema Hintern und anal drehen.

Katja Kassin Interview Bild 4Um noch mal auf aktuelle Geschichten zu sprechen zu kommen. Du arbeitest derzeit an der Reihe „Katja Kassins Diary“. In wieweit stammen die erzählten Geschichten von Dir und wie groß ist der kreative Annteil den Du selbst in die Serie mit einbringst?

Leider bin ich im ersten Teil der „Diary“-Reihe sehr eingeschränkt gewesen. Ich würde gern meine eigenen Vorlieben (Anal, DP, Interracial) mehr mit einbeziehen. Die Produktion und der Vertrieb haben mir da aber leider nicht genug Freiheiten eingeräumt, wie ich mir das im Vorfeld erhofft hatte.
Wie sich das in Zukunft weiter entwickeln wird, kann ich noch nicht genau sagen – das wird sich in der nächsten Zeit zeigen…

Außerdem bist Du auch in Castings involviert. Kannst Du uns kurz erzählen, worum es geht und wer sich bewerben kann? Sicherlich gab es auch schon erwähnenswerte Erlebnisse im Verlauf der Castings, oder?

Im Prinzip kann sich jeder bewerben – männliche und weibliche Interessenten. Vorraussetzung ist, dass die Bewerber über 18 Jahre alt, gesund und von gepflegter Erscheinung sind. Sicherlich sind körperliche Attribute auch von Bedeutung, allgemein lässt sich sagen, dass ein attraktives Äußeres nicht schaden kann.
Über das letzte Casting kann ich sagen, dass der Job (und ich nenne es bewusst einen Job) nicht so einfach ist, wie man(n) sich das oft vorstellt. Schon allein deswegen, weil man sich im Privatleben seine Partner selbst aussuchen kann. Bewerben kann man sich online unter www.kassin-casting.com

Ist Dir Dein Partner vor der Kamera egal, oder gibt es bestimmte Vorraussetzungen bzw. Lieblingsdarsteller/-innen?

Ich finde schön, wenn zwischen den Darstellern zwischenmenschlich die Chemie stimmt. An einem Set habe ich Jack Napier getroffen, er hatte eine Szene vor mir zu drehen. Er hat ulkige Späße gemacht und wir haben sehr viel gelacht.
Der Sex ist mit dem ein oder anderen besser oder schlechter – ich persönlich habe zum Beispiel gern mit Lexington Steele gedreht.

Katja Kassin Interview Bild 5Da nennst Du ja einen strammen Lieblingspartner, obwohl Mandingo, glaube ich einen noch längeren hat. Ist der Lex, denn man vor der Kamera sieht, denn mit der Privatperson zu vergleichen? Meist kommt ja doch eher als tougher Kerl rüber, obwohl er ja eher zurückgezogen leben soll.

Lex ist ein sehr zuvorkommender Mensch und er weiß genau, was er tut 😉 Ich denke es liegt eher an seinem äußeren Erscheinungsbild, dass er im Film dramatisch und extrem rüberkommt. Mich hat er jedenfalls schon nervös gemacht, als wir in seinem Auto zur Location gefahren sind – er hat ein starkes Charisma.

Da würde ich gerne noch die Frage nach Jules Jordan anhängen, mit dem Du ja auch schon gearbeitet hast. Ich persönlich finde die Sachen von ihm recht gelungen. Was ist Dein Eindruck von ihm und dem „Evil Empire“?

Jules Jordan wirkt auf mich zurückhaltend und bodenständig, was ja nicht selbstverständlich ist, wenn man sich vor Augen führt, wie populär er seit einiger Zeit als Regisseur ist. Es ist jedes Mal sehr angenehm für ihn zu arbeiten, weil er auch mal fragt, wie es einem geht. Evil Angel war immer korrekt, professionell und man fühlt sich wie in einer großen Familie.

Gibt es Sachen die Du vor der Kamera nicht machen würdest?

Ich habe mehrere Filme zum Thema „Cream Pie“ (internal cum shots) gemacht – allerdings alle Anal. Internal vaginal Cum Shots kommen für mich nicht in Frage – das ist eine Sache, die mir zu intim ist. Mit Watersports kann ich auch nichts anfangen.

Du hast mal gesagt, das Du vor der Kamera eher voyeuristischer als exhibitionistisch veranlagt bist. Wie ist das zu verstehen? Schließlich gehört doch schon eine gehörige Portion Exhibitionismus dazu sich vor der Kamera zu zeigen.

Ich selber habe schon sehr früh Pornofilme oder Erotik-Magazine angeschaut. Man kann nicht abstreiten, dass Pornos im gewissen Sinne ihre eigene Ästhetik und Logik haben. Meine privaten Vorlieben weichen sicher davon ab, was ich im Film rüberbringe. Einfach deswegen, weil ich als Voyeur im Film andere Dinge sehen möchte, als ich privat selbst erlebe.
Das Medium Pornofilm gibt nicht nur dem Zuschauer, sondern auch mir als Darstellerin die Möglichkeit, bestimmte Fantasien zu erleben, die in der Realität undenkbar wären. Ein Szenario, das man im Film sehr anregend findet, passt vielleicht gar nicht in die individuelle Wirklichkeit, ist zu extrem, peinlich, unmöglich etc. Als Darstellerin kann ich mich darauf einstellen, was der Zuschauer sehen möchte und das ist es, was mir Spaß macht.
Exhibitionisten erleben die Situation als lustvoll, einfach deshalb, weil sie beobachtet werden – mich reizt die Vorstellung, dass der Voyeur, der sich meine Szenen anschaut, auf seine Kosten kommt.

Katja Kassin Interview Bild 6Du hast Dich auch bei der Aktion „Letztes Hemd“ engagiert. Was hat Dich dazu bewogen und inwieweit engagierst/interessierst Du dich für politische und soziale Belange?

In einem anderen Interview habe ich mal auf eine ähnliche Frage geantwortet: Mein Ding ist es nicht, Wale zu retten oder gegen Atomtransporte zu protestieren. Das heißt nicht, dass mich das nicht interessiert oder ich dieses Engagement nicht zu schätzen wüsste – im Gegenteil. Mir ist auch bewusst, dass es auf der Welt ernstere Zusammenhänge gibt als Erotik oder Porno. Warum sollte es aber nicht auch etwas wert sein, wenn Menschen meine Filme als Entspannung oder Unterhaltung zur Kenntnis nehmen.
Die Aktion „letztes Hemd“ fand ich von der Idee her gut – ein kleines bisschen Humor kann schließlich nichts schaden. Ich glaube aber, dass die rot/grüne Bundesregierung in Anbetracht der äußeren Umstände gute Arbeit leistet, und dass der Bundeskanzler Gerhard Schröder der richtige Mann für diesen Job ist. Dennoch kann ich mich ja im Rahmen einer Aktion wie dem „letzten Hemd“ kritisch zu einzelnen Punkten der aktuellen Politik äußern.

Findest Du das sich auch Persönlichkeiten aus dem deutschen Erotik-Bereich verstärkt oder überhaupt in der Öffentlichkeit äußern sollten? Zum Beispiel wie es in den Staaten Larry Flynt publicityträchtig im politischen Bereich vor macht?

Jeder hat das Recht, seine Meinung öffentlich zu äußern – inwiefern das jedes Mal angebracht ist, sollte jeder für sich entscheiden. Ich persönlich mache aus meinen Ansichten kein Geheimnis. Wenn ich das Gefühl habe, dass mein Standpunkt von Interesse ist, halte ich da nichts zurück.

Noch mal nachgefragt. Würdest Du es also prinzipiell begrüßen, wenn sich mehr Persönlichkeiten aus der Erotik-Branche öffentlich äußern würden? Nehmen wir nur mal die Debatten um den Jugendschutz oder besser gesagt zum Erwachsenenschutz als Beispiel. Man hört zwar hier und dar mal in der Fachpresse ein Statement, aber im Großen und Ganzen bleibt doch hierzulande in Öffentlichkeit nichts davon hängen.

Zum Thema Jugendschutz könnte sich wirklich endlich einmal eine öffentliche Debatte ergeben, an der auch Persönlichkeiten aus dem Erotikbereich teilnehmen sollten. Ich persönlich finde, dass das Versandverbot von indizierten Artikeln aufgehoben werden sollte. In Zeiten von Internet und digitaler Technik gibt es genügend Verfahren, mit denen man das Alter des Empfängers feststellen könnte.
Die Diskussion „Ist Pornografie frauenfeindlich/schädlich oder stiftet sie gar zu Gewaltverbrechen an?“ habe ich immer interessiert verfolgt…

Wirst Du in diesem Jahr auch bei der VENUS sein und wie wichtig sind Dir Erotikmessen?

Ich werde auf jeden Fall zur Venus Erotikmesse in Berlin sein. Bisher ist aber im offizielle Rahmen nichts geplant – das heißt, dass ich noch nicht weiß, ob ich in irgendeiner Form Autogramme geben werde. Aber ich bin trotzdem auf der Messe zu Gast.
Erotikmessen sind eine schöne Gelegenheit, die Fans kennen zu lernen – und auch einmal persönlich mit den Leuten ins Gespräch zu kommen. Mir hat das in der Vergangenheit jedenfalls immer Spaß gemacht.

Ich möchte mich recht herzlich bei Dir bedanken und Dir das Schlusswort an Deine Fans und unsere Leser überlassen.

Ich möchte mich bei allen bedanken, die mich in der Vergangenheit unterstützt haben und immer hinter mir standen: bei meinen Fans, bei meiner Familie, bei meinen Freunden und meinen Mitarbeitern. Ich hätte nie erwartet, dass die Öffentlichkeit sich so für mich interessiert, und dass ich in meinen Szenen bei den Zuschauern so gut ankommen würde.

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Tom
ist der Gründer, Herausgeber und Chefredakteur von German-Adult-News.com. Neben der Tätigkeit für GAN ist Tom auch noch als freier Texter und Redakteur für andere Blogs, Online-Shops und Magazine (On- und Offline) aktiv. Die Themen-Bandbreite reicht dabei von Entertainment & Medien bis hin zu E-Commerce. Geboren und wohnhaft im Herzen des Ruhrgebiets ist Tom seit vielen Jahren glücklich verheiratet und stolzer Vater.

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