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Zeichentrick PornofilmeAls eine unbestreitbare Tatsache gilt, dass sich der Pornofilm im Allgemeinen als eine Parodie auf die sexuellen Gewohnheiten, wie auch auf die Obsessionen der jeweiligen Zeit versteht. Neben den gesellschaftlichen Verhaltensmustern überzeichnet Pornographie natürlich auch bewusst die menschliche Anatomie der Darsteller, was besonders auf den erotischen und insbesondere auf den pornographischen Zeichentrickfilm zutrifft.

Daraus ergibt sich der Umstand, dass dies im Genre des Zeichentrickfilms exzessiv auf die Spitze getrieben wurde, was in letzter Konsequenz zu Charakteren mit meist überdimensionierten Geschlechtsorganen führte.

Zeichentrickfilme: Von erotischen Meisterwerke und pornografischen Karikaturen

Der pornographische Zeichentrickfilm erscheint daher auch dem unbedarften Zuschauer auf den ersten Blick noch mehr als ein Medium in dem schiere Aggression, Abwehr und Entwertung vorherrschen. Durch die Überbewertung erotischer Details erfolgt teilweise eine Umwandlung von Sex in Gewalt und ordnet den Menschen seinen Geschlechtsorganen und deren „Funktion/Willen“ unter.

Orientierte sich der reale Pornofilm in seinen Anfängen stark an den klassischen Slapstick-Movies, so orientierten sich die pornographischen Zeichentrickfilm zu Anfang an simplen, wie genialen Trickfilmen a la „Gertie, the Dinosaur“ oder den „Terrytones“.

Einen besonderen und nicht unerheblichen Einfluss auf das gesamte Genre übte auch Pat Sullivans Meisterwerk „Felix the cat“ aus, der sein gezeichnetes Porno-Pendant in dem Streifen „Buried treasure“ fand.
Als durchaus interessante Randnotiz sei angemerkt, dass „Buried treasure“ (Quellenangaben zufolge zwischen 1928-33 entstanden) in seinen Credits auch Otto Messmer aufführt, der gemeinsam mit Pat Sullivan Schöpfer der „Felix“-Filme war.

Gerade ein klassisches Werk wie „Buried treasure“ steht für die Tendenz des Pornofilms zu karikieren und neben der Erzeugung von Lust auch die Abfuhr von sexuellen Ängsten zu gewährleisten. Hinzu kommt bei vielen Zeichentrick-Produktionen eine starke Unabhängigkeit des Gezeigten und der verwendeten Symbole, so dass die Unabhängigkeit der Charaktere und deren Verhalten von der Story (soweit vorhanden) zum eigentlichen Thema wird.

Warum die sexuelle Realität im Film korrigiert wird

Ein weiterer wichtiger Aspekt des Zeichentrickgenres ist die „Korrektur“ des realen Pornofilms. Denn der durch die realistische Pornographie möglicherweise aufgebaute Druck von Leistung, Konkurrenz und Erwartungen an den Menschen wird in diesem Genre vollkommen relativiert.
Zumal „das Gezeichnete“ überwiegend nicht, in Sachen Pornographie schon gar nicht, ernst genommen wird. Auch der Phalluskult wird in diesen Werken dermaßen ad absurdum geführt, dass der meist überdimensionale Penis den Mann zu einer reichlich grotesken Figur degradiert.

Ein anderer Aspekt und bedeutender Vorteil des pornographischen Zeichentrickfilms ist die Darstellung von Szenarien, die dem realen Pornofilm teils unmöglich erscheinen.
Zum einen aufgrund der Zensur und damit verbundenen Tabubrüchen, wie z.b. Sadismus, Sodomie, Kinder, etc.) und zum anderen, weil die gezeigten Extreme dem „normalen“ Zuschauer nur in komischer und/oder gezeichneter Form zugemutet werden können.

Neben der überwiegend gewählten Stilrichtung des Parodistischen, gibt es eine zweite Stilrichtung, die ihre Phantasie aus dem realistischen Film bezieht und sich in manchen Fällen, sogar an den realen Pornofilmen orientieren.
Zum Teil werden in diesen Filmen die obligatorischen und wohl bekannten Pornoklischees übernommen, was sich auch durch die unmittelbare Übernahme von Kameraeinstellungen und Schnitt auszeichnet.

Der pornografische Anschlag auf die heile, saubere Zeichentrick-Welt!

Vermag der pornographische Zeichentrickfilm in seiner Position als Parodie, teils auch als bösartig und grotesk wirkendes Gegenüber Stellung zu beziehen, so kann er unter einem Aspekt noch besser wirken, durch den sich auch ein Großteil der entstandenen Produktionen auszeichnet und der auch in der Überschrift des Artikels schon anklingt: Nämlich als wunderbar, bösartige Parodie des sauberen und familientauglichen Disney-Familienfilms.
Die Vorliebe, die lieben, sauberen Disney-Figuren in triebgesteuerte, lüsterne Wesen zu verwandeln sind die Produzenten und Zeichner diese Werke bis zum Niedergang des Genres nimmer müde geworden. So entstanden bereits Anfang der 40er Jahre in Europa die ersten entsprechenden Varianten.

Interessanterweise spielte auch in diesem Falle Deutschland eine mehr oder minder rühmliche Vorreiterrolle. Denn während man sich in Deutschland mit geradezu frenetischem Eifer dem verfremden von Märchenfiguren widmete, befand der Rest der Welt es interessanter sich bedeutender Comic-Figuren, wie z.B. Asterix & Obelix in „Nillerich & Schwillerich“ anzunehmen.
In diesem Zusammenhang erscheint es umso erstaunlicher, dass sich in dieser Nische die übermächtige Produktionsmaschinerie der Amerikaner nie durchsetzen konnte und der Großteil der Produktionen aus Europa, insbesondere Deutschland stammt.

Erotische Zeichentrickfilme: Aufstieg und Niedergang eines Genres

Abschließend lässt sich festhalten, dass von Ausnahmen und Highlights, wie Pichas Tarzan-Adaption „Schande des Dschungels“ von 1975, der Großteil der entstandenen Produktionen durch ein ausgesprochen niedriges Niveau hinsichtlich der zeichnerischen Qualität, Technik und Ideen besticht.

Eine Ausnahme bildet hier unter anderem der berühmte Film „Fritz the cat“ (1972 von Ralph Bakshi), der zwar erotisch allerdings keineswegs als pornographisch zu betrachten ist. Gleiches gilt auch für den ein Jahr später folgenden „Heavy Traffic“, der ebenfalls aus der Hand Bakshis stammt.

Davon abgesehen, folgte in den 80er Jahren durch zahllose Low-Budget Veröffentlichungen auf Video der endgültige Niedergang des Genres, während das Genre zeitgleich in Asien wie der Phoenix aus der Asche auferstanden ist und bis heute eine Erfolgsgeschichte ohne Gleichen schuf. Doch das ist eine andere Geschichte…
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