Zur Wiederveröffentlichung von „Die Mädchen von St. Tropez“, im Rahmen der neuen Golden Classic Kollektion von Tabu Film, kann man den Verantwortlichen nur gratulieren und den Fans von Erotik Klassikern sagen, dass sich das Warten gelohnt hat!
Das „Warum?“ erschließt sich schon alleine angesichts der Aufmachung im edlen DVD Digipack samt 16-seitigem Booklet. Und endlich hat sich auch mal ein europäisches Label dazu aufgerafft den Klassikern aus dem Goldenen Zeitalter des Erotikfilms den gebührenden Respekt (hinsichtlich der Qualität) zu zollen, den auch einige auserwählte Erotikfilme verdient haben. Erst recht, wenn es sich dabei auch noch um echte Juwelen des Genres handelt.
So schlägt auch die Neu-Veröffentlichung von „Die Mädchen von St. Tropez“ hinsichtlich der Bild-Qualität ganz klar den früheren DVD Release von Tabu Film aus dem Jahre 2007, als man damals die deutsche Kinofassung erstmals auf DVD veröffentlichte. Und auch die erste Veröffentlichung auf Video bei Beate Uhse Video aus dem Jahre 1988 und unter dem Titel „Strandkatzen – Exzesse an der Côte d’Azur“ ist schnell vergessen, wenn der 35-mm-Streifen in neuem Licht auf der heimischen Mattscheibe erstrahlt.
Ein heißer Sommer mit geilen Girls in St. Tropez
Die Story der „Mädchen von St. Tropez“ ist simpel und an sich keine große Erzählkunst. Doch wie so häufig hat auch dieser Klassiker aus Frankreich noch eine Geschichte hinter dem Film, die durchaus mehr zu bieten hat, als die vordergründige Story auf den ersten Blick verrät. Doch dazu später mehr …. Bleiben wir erstmal bei dem heißen Sommer des Jahres 1981, indem diese Produktion entstanden ist:
So beginnt der Film mit der wahrlich legendären Strand-Szene, auch dazu später mehr, und zwei wohlsituierten Töchtern, dargestellt von Marilyn Jess und Mika Barthel. Das Duo entflieht der Pariser Großstadthitze mit einem Urlaubstrip nach Saint Tropez. Logischerweise erklären sie zuvor noch ihren Eltern, dass sie Urlaub bei einer Freundin und in einem Schloss in der Bretagne machen.
In St. Tropez angekommen tauchen sie bei Kathys Freund unter, der mit seinem Kumpel in einer schicken Mittelmeer Villa samt Pool hausiert. Da Kathys Freund zugleich mit einem Pornofilm-Regisseur, in Form von Alban Ceray und seinem Hauptdarsteller Jean-Pierre Armand, befreundet ist, nimmt das Schicksal für die beiden Freundinnen schnell seinen schicksalhaften, wie geilen Verlauf.
Der Herr „Regisseur“ braucht nämlich neben seiner Freundin und Hauptdarstellerin Zaza (gespielt von Olinka Hardiman) noch frische Darstellerinnen, die er natürlich prompt in den beiden Girls und anderen findet.
Während Mika dem geilen Treiben relativ aufgeschlossen ist, ziert sich Marilyn anfangs noch wenig, da sie sich in einen der Jungs verliebt hat. Das führt auch zu einer ziemlich guten Outdoor-Szene in den Bergen von Saint Tropez, die neben einer geilen Marilyn Jess durchaus einen Hauch von Romantik versprüht, wenn sich die beiden im Liebesreigen und vor einer tollen Naturkulisse samt Sonnenuntergang rekeln.
Romantisch ist in diesem Zusammenhang natürlich relativ zu sehen, aber die Sex-Szene sticht doch ein wenig von den anderen ab. In denen wird nämlich actionreich gerammelt, was das Zeug hält. Sei es nun paarweise, zu dritt oder gleich in Form von Gruppensex.
Dabei variieren die Locations genauso schnell wie die Anzahl der beteiligten Akteure. Von der Jacht, über das Schnellboot, bis hin zur Villa, Disco oder gar im Tennisklub.
Wahnsinn, was Regisseur Gérard Kikoïne mit seinem Kameramann Gérard Loubeau hier an echten Locations gefunden, gedreht und in mitreißenden Sex-Szenen auf 35-mm-Film gebannt hat. Allein schon die Anzahl der Szenen, die auf den Straßen von Saint Tropez gedreht wurden, finden sich heutzutage in kaum noch einem Porno-Spielfilm. Geschweige denn, noch in der filmischen Qualität. Respekt dafür!
Soweit, so gut und in Sachen hemmungsloser Sex-Spiele kommt hier garantiert kein Zuschauer zu kurz. „Die Mädchen von St. Tropez“ endet mit der Heimkehr von Marilyn Jess ins heimische Elternhaus und einer handfesten Überraschung. Moralische Botschaft inklusive!
Ach ja, als kleine Randnotiz sei noch vermerkt, dass Marilyn Jess auch in diesem Werk wieder mit ihren Eltern telefoniert und ihnen dabei, was vorflunkert.
Sex on the Beach: Die legendäre Szene zu Beginn des Films
Damit kehren wir nun zum Anfang des Films ab und der wesentlichen Sex-Szene zurück, welche die „Die Mädchen von St. Tropez“ so besonders macht und legendären Charakter verleiht. So beginnt die Eröffnungsszene mit dramatisch-unheilvoller Musik, die in Verbindung mit dem 35-mm-Filmmaterial und typischem 80er Flair unweigerlich Assoziationen an den europäische Exploitation- und B-Movie Sektor dieser Ära erweckt.
Das gilt nicht weniger für die Kameraeinstellungen und den Schnitt der gesamten Szene. Ein Paradebeispiel, mit welcher Klasse und Können man damals im Pornofilm-Genre noch gearbeitet hat.
Aber um zum wesentlichen des Openers zu kommen: Die Szene beginnt mit dem Blick auf die unglaubliche Cathy Menard (die leider zu Unrecht in den Credits des Films nicht gelistet ist). Die Ärmste ist bis zum Hals im Strand eingegraben und es erscheint die leichtbekleidete Olinka, die vor ihr hinkniet und sich lecken lässt. Von der anderen Seite kommt noch ein Mann, dem sie einen Blowjob verpasst, während im Hintergrund die Sonne im Meer versinkt. Hammer!
Bevor sie ein Facial erhält, taucht noch Alban Ceray mit einer Kamera auf und filmt die Szene, was eine wechselnde Perspektive zur Folge hat. Ehrlich gesagt nervt zudem das Gequatsche von Alban, was der Szene ein wenig mehr des Mysteriösen raubt. Aber geschenkt und nach Ende der Nummer, nutzt gleich noch Jean-Pierre Armand die Gelegenheit für einen Blowjob, bevor das Team vom Strand abrückt und Cathy eingegraben zurücklässt.
Muss man einfach gesehen haben und kann mich nicht erinnern, wann eine Sex-Szene mal eine vergleichbare und so beeindruckende Atmosphäre hatte. Wau!
Die Mädchen von Saint Tropez und ein älterer Herr
Zu guter Letzt noch ein paar Worte zur Besetzung, die in vergleichbarer Konstellation auch in anderen Filmen aus den 80er Jahren zu sehen war. Dies gilt nicht zuletzt vor allem auch für „Urlaub in Ibiza“ ( „Vacances à Ibiza“), der im selben Jahr erschienen ist und auch von Gérard Kikoïne stammt.
Generell lässt sich sagen, dass auch hier alle Darstellerinnen eine tolle Performance abliefern, die keinen Anlass zur Kritik liefert. Einfach top und merkt einfach allen Akteuren an, dass sie auch Spaß an der Sache hatten und zugleich auch in der Lage waren Dialogszenen gut und unterhaltsam zu spielen.
Lediglich Olinka Hardiman, die heute zurückgezogen in Paris leben soll, wirkt hier extrem aufgedreht und übertreibt es mit ihrer Rolle der Zaza ein wenig. Inwiefern das nun der Rolle oder anderen Einflüssen zu zuschreiben ist, lässt sich anhand der deutschen Synchro leider nicht festmachen.
Aber ansonsten zeigt sich eindrucksvoll, warum die Darstellerinnen dieses Films, wie zum Beispiel Marilyn Jess, damals alle zu Anfang und/oder auf dem Zenit ihrer Karriere waren und zu den beliebtesten „Porno-Stars“ zählten.
Nachdem wir über die Darstellerinnen zudem schon in anderen Reviews mehr oder weniger ausführlich berichtet haben, sei hier noch kurz auf Olivier Mathot verwiesen. Der nette ältere Herr, der hier in der Rolle von Marilyn Jess Vater zu sehen ist, dürfte dem ein oder anderem mehr als bekannt vorkommen, was zweifelsohne der Fall ist.
Schließlich bereicherte der gestandene Mime (22.06.1924 – 27.12.2011) nicht nur zahlreiche Erotikfilme (wie u.a. „French Satisfaction“) mit seiner schauspielerischen Präsenz (allesamt Non-Sex), sondern auch knapp 130 weitere Filme, wie sie illustrer nicht sein könnten. Von der „Kameliendame“ und der „Bartholomäusnacht“ bis hin zu „Convoy der Frauen“, „Nackte Haut und schwarzes Leder“, „Folterzug der geschändeten Frauen“, „Elsa Fräulein SS“, „Bloody Camp“ oder „Mondo Cannibale Teil 3: Die blonde Göttin der Kannibalen“.
Gérard Kikoïne: Ein Meister seines Fachs
Gérard Kikoïne drehte mit „Die Mädchen von St. Tropez“ einen seiner besten Filme, was nicht zuletzt auch der legendären Strand-Szene geschuldet ist. Aber auch sonst hat man dem Franzosen einige der herausragendsten Pornofilme zu verdanken, die heute zu Recht einen Kultstatus innehaben und explizit zeigen, warum der europäische Pornofilm mal international führend war … Aber das ist eine andere Geschichte und so verdanken wir Gérard Kikoïne noch Meilensteine wie die bei RIBU Video erschienenen Titel „Exzesse in der Frauenklinik“, „Paris Telefon 666“ oder „Sweet Young Girls“.
Insgesamt drehte Kikoïne, der am 30.03.1946 in Frankreich geboren wurde, knapp 40 Filme von denen gut 2/3 erotischer Natur sind. Zum Film kam er über den Synchro- und Ton-Bereich, da sein Vater ein Synchron-Studio besaß. Die Leidenschaft für das Filmgeschäft übertrag er auch an seine attraktive Tochter Elsa Kikoïne, die eine viel beschäftige Schauspielerin (u.a. „Vidocq“) ist, was vor allem für französische TV-Serien gilt.
Aber um noch mal auf das Werk von Gérard Kikoïne selbst zurückzukommen, sei noch erwähnt, dass er in der zweiten Hälfte der 80er dem Pornofilm leider den Rücken kehrte und sich im Horror- und Exploitation Genre versuchte, wenngleich dies eher mit mäßigem Erfolg belohnt wurde. Zu den Filmen aus dieser Ära zählen unter anderem „Die Karriere der Francis B.“ (1984) und „Gefährliche Leidenschaften“ (1985), sowie „Split – Edge of Sanity“ (1989), bei dem es sich um eine „Jekyll & Hyde“-Adaption mit Anthony Perkins handelte.
Ehe er 1990 mit der ersten Episode von „Kommissar Moulin“ seine aktive Laufbahn beendet, verfilmte er mit „Lost Girls“ („Buried Alive“) noch eine bekannte Edgar Allan Poe Geschichte. Erwähnenswert, dass hier neben Robert Vaughn, Donald Pleasence und John Carradine auch noch die nicht minder legendäre Ginger Lynn mitspielte.
Abgerundet wird diese Epoche noch mit dem „Dragonard“-Zweiteiler, der sich mit Oliver Reed und Eartha Kitt in den Hauptrollen leider als schwache „Mandingo“-Kopie erwies. Doch dessen ungeachtet, ein großes und ewiges Lob an Gérard Kikoïne für die unvergleichlich geilen Erotikfilme, die er als Regisseur inszeniert hat!
Wer also einen guten wie geilen französischen Porno-Klassiker sehen will, bekommt ihn mit „Die Mädchen von St. Tropez“ in bester Manier und Tradition zu sehen!
Die Mädchen von St. Tropez
Originaltitel: „Attention fillettes!...“
Alternativtitel: „Dans la chaleur de Saint-Tropez“, „Vacanze a Saint Tropez - L'altro piacere“
Land / Jahr: Frankreich 1982 (Deutschland 2014)
Laufzeit: ca. 74 Min.
Studio / Vertrieb: Golden Classic Tabu Film (LZE Vertriebs GmbH)
Regie: Gérard Kikoïne
Darsteller: Alban Ceray, Jean-Pierre Armand, Olinka Hardiman, Marilyn Jess, Mika Barthel, Veronique Celes, Cathy Ménard, Dominique St. Clair, u.a.
Format (Bild + Ton): DVD PAL 16:9 (1.66:1), DD 2.0 (Deutsch), Codefree, Digipack
Extras: Trailer, Booklet (16 Seiten), Alternativfassung