Diesem Interview, über das deutsche Darsteller-Paar Don Orso (Arne) und Marlene T. Soest (Petra), geht eine sehr lange private Geschichte der beiden voraus. Da diese tragische und dramatische Fügungen des Schicksals beinhaltet, habe ich zum besseren Verständnis einige erläuternde Text-Passagen eingefügt. Sicher ist dies nicht das übliche Pornodarsteller-Interview, aber dafür umso interessanter und eine Geschichte, wie sie nur das wirkliche Leben, fernab aller Superlative und Glamour-Attitüde, schreiben kann.
Vielen Dank an dieser Stelle an Arne, Petra & die Unbekannte für die Zeit und Mühe, die sie das Interview gekostet hat und den tiefen Einblick in ihr privates Leben.
Wie Arne vorab klar stellte, gibt es im Verlauf der Geschichte einige Personen und Dinge, die aus rechtlichen und moralischen Gründen nicht weiter erläutert werden können. Weiterhin müssen zwei Personen absolut gesichtslos bleiben. Dabei handelt es sich zum einen um Petras Sohn, der von seinem Vater schwer misshandelt wurde, und zum anderen um die gemeinsame Geliebte von Petra und Arne, die im Öffentlichen Dienst tätig ist. Loyalität steht diesbezüglich über dem Geldverdienen und spiegelt das gemeinsame Lebensmotto „Semper Fidelis“ (Allzeit treu) der beiden wohl auch am besten wieder.
Marlene T. Soest
Petra wurde am 28.07.64 in Norddeutschland geboren und nach der Geburt zur Adoption freigegeben. Sie wuchs dann, gemeinsam mit einem anderen adoptierten Kind, bei einem Ehepaar aus Wolfsburg auf.
Einen Großteil ihrer späteren, relativ normalen Kindheit, verbrachte sie bei ihrer Oma. Als Jugendliche riss sie nach Berlin aus und schlug sich als Kellnerin durch, bis sie eines Tages nach Wolfsburg zurückkehrte. Sie bekam die Gelegenheit eine Ausbildung als Frisöse zu machen, die sie jedoch nach kurzer Zeit aus gesundheitlichen Gründen abbrechen musste.
Im Lauf der Zeit heiratete sie einen Mann, der gut verdiente und bekam auch zwei Kinder. Doch das Märchen war so schnell vorbei, wie es auch begonnen hatte. Ihr Ehemann begann zu trinken und das Geld in Kneipen durchzubringen, was Petra dazu zwang auch wieder als Kellnerin und nachts noch in der VW-Kantine zu jobben, um das Geld für Familie zu verdienen.
Als wäre dies noch nicht hart genug, kamen auch noch körperliche Gewalt und Psychoterror durch die eigene Familie hinzu.
Petra konnte nicht mehr und floh nach Braunschweig in ein Frauenhaus. Da Petras Mutter ihr keine große Hilfe war und es normal fand, dass Frauen in der Partnerschaft auch mal eine geknallt bekommen, sah Petra (auch aus anderen Gründen) keine andere Möglichkeit als die Kinder beim Vater und ihrer Mutter zu lassen.
Während ihrer Zeit in Braunschweig begann sie sich privat auszuleben und offen das nachzuholen, was sie während ihrer Ehe vermisst hatte. In diese Zeit fällt auch das Aufeinandertreffen mit Arne, was dazu führte, dass man sich gemeinsam auslebte.
Don Orso
Arne wurde am 30.12.72 in Braunschweig geboren und wuchs in dem Glauben auf, dass seine Mutter auch gleichzeitig seine leibliche Mutter wäre. Wie er später leidvoll erfahren musste, war dies aber nicht der Fall. Sein Vater hatte nämlich eine Affäre mit einer Sizilianerin, die er auch schwängerte. Als dies rauskam, erbot sich Arnes „Mutter“ ihn nach der Schwangerschaft der Geliebten zu adoptieren, da sie selbst unfruchtbar war.
Obwohl Arne, nach eigener Aussage, den Tag noch heute verflucht, hatte er bis dahin eine recht normale Kindheit und Jugend, die er im Nachhinein teilweise sogar als langweilig beschreibt. Das Verhältnis zu seiner Stiefmutter gestaltete sich dennoch in all den Jahren als schwierig und mit 16 Jahren erfuhr er dann, von seiner wahren Mutter, die ganze Wahrheit. Von da an erlebte Arne immer wieder recht interessante Höhen und Tiefen in seinem Leben.
In den Jahren darauf absolvierte Arne eine Lehre als Maschinenbaumechaniker und arbeitete nebenbei als Türsteher in Diskotheken und Bordellen. Er lernte zudem eine Amerikanische Militärpolizistin kennen, die er beinahe geheiratet hätte. Doch zuvor brachte die ihm erst einmal bei, was das Wort Sex in allen Situationen, Techniken und Lagen heißen kann. Nach der unfreiwilligen Trennung von ihr, ging Arne für einige Zeit auf Montage nach Mittel- und Südamerika.
Danach folgte eine Beziehung mit einer Frau, die in den gemeinsamen fünf Jahren einen Menschen aus Arne machen wollte, der er nie sein wollte: nämlich der „anständige“ 7.00 bis 16.00 Uhr Malocher. Das Ergebnis war jedoch insbesondere für Arne alles andere als anständig, da er unter psychosomatische Krankheiten litt und tot unglücklich war.
In einer Zeit in der, wie er sagt, weder ein noch aus wusste, traf er auf Petra und verliebte sich direkt in sie. Das neugefundene Glück der beiden begann mit dem Ausleben der, in den bisherigen Beziehungen, unterdrückten sexuellen Phantasien auszuzuleben.
In dieser Zeit, in der beide auch arbeitslos waren und Geld brauchten, war auch der Weg zum ersten Pornodreh nicht weit …
Der Rest bis zum heutigen Tage ergab sich nahezu von selbst und wird im späteren Verlauf des Interviews noch weiter erläutert. Laut Arne kann man aber soweit festhalten, dass es viele Höhen und Tiefen, viel Blut (was teilweise wörtlich gemeint ist), Schweiß, Tränen und Freude gegeben hat. Aber vor allem auch eine Partnerschaft, auf die er sich blind verlassen kann. Genauso wichtig ist beiden, dass sie sich gemeinsam eine Freiheit erarbeitet haben, die sie für kein Geld der Welt mehr aufgeben wollen
Loyalität ist Dir wichtiger als Erfolg. Eine Einstellung, die gerade heute mehr als lobenswert ist. Aber meinst Du, dass Du Dich damit – und in der nicht gerade zimperlichen und rauen Realität der Erotikbranche – erfolgreich durchsetzen kannst?
Ich denke schon, zumal ich differenziere! Eine Grundloyalität bekommt jeder von mir. Denn wenn ich zugesagt habe, am Tage X für Summe Y irgendwo zu drehen, sage ich nicht einfach ab, weil mir für den Tag wo anders eine wesentlich größere Summe geboten wurde. Einmal zugesagt zählt für mich, dass ist für mich die Grundloyalität. Was darüber hinausgeht, muss man sich erarbeiten!!
Da verlasse ich mich auch auf mein Bauchgefühl und ziehe mich sehr schnell wieder zurück, wenn ich das Gefühl habe ausgenutzt zu werden.
Du hast nun mit Mitte 30 schon eine durchaus bewegte Vergangenheit mit allen Höhen und Tiefen erlebt. Du sagtest in diesem Zusammenhang, dass der Schritt zum Porno nicht weit war, um der drohenden Arbeitslosigkeit zu entfliehen. Kannst Du das bitte ein wenig näher erläutern, warum Du Pornos als Ausweg gesehen hast und nicht einen anderen Job bzw. Branche?
Entweder Fritösen-Jokey in einem Fastfood-Laden oder Porno. Heute weiß ich aber sehr wohl, dass der Blickwinkel falsch war. Aber ich bereue es absolut nicht, da ich mich in der Branche zu 100% wohl fühle und zufrieden bin.
Swingen, eskortieren, beschützen
2000 zogen Petra und Arne nach Helmstedt um und fingen gleichzeitig an einen Swingerclub in Hannover zu leiten. Die beiden Inhaber erwiesen sich aber schnell, laut Arne, als „Käpt‘n Dummbär“ und sein „Blödmanns Gehilfe“. Sie wollten nämlich keinen Puff aufmachen aber dennoch die Gewinnspannen eines solchen erwirtschaften. Dass das nicht geht, war Arne und Petra von vornherein klar, aber die beiden genossen diese „rattengeile und wunderschöne Zeit“.
Die zwei sammelten ihre ersten Erfahrungen in bewusst gelebten Dreiecksbeziehungen, wo jeder von dem anderen wusste und auch mehr als einmal im Quadrat gerudelt wurde. Aufgrund der doch recht unterschiedlichen Meinungen zwischen Geschäftsleitung und Inhabern trennten sich beide Seiten nach ein paar Monaten wieder.
Arne erhielt zwischenzeitlich ein Arbeitsangebot von seinem Vermieter, sich um Wohnungen und Gebäude auf einem alten Kasernenkomplex zu kümmern. Als Security-Guard machte er dann so ziemlich alles: Vom Dompteur der Säufer, über Prügeleien mit Skinheads, hin zum eintreiben von Mietaußenständen.
Ein echter Sympathieposten, so Arne, der schnell feststellen musste, dass der Vermieter den Bodensatz sämtlicher Sozialämter im Umkreis von 100 km in seinen Wohnungen aufnahm. Der Vermieter ging jedoch gegen Ende 2000 Konkurs, so dass Arne und Petra zum Jahreswechsel wieder ohne Geld da standen.
Der Frage: „Was nun?“ folgte der Entschluss pünktlich zum Jahresbeginn 2001 und mit dem letzten Geld einen eigenen Escort-Service aufzubauen. Nachdem sich über Wochen zwar interessantes, aber keineswegs geeignetes Personal fand, entschieden sich die beiden allein weiterzumachen: Petra für die Herren und Arne für Damen und Paare.
Freiheit ist Dir offensichtlich genauso wichtig wie der Punkt Loyalität und als Geld. Siehst Du wirklich nur im Porno-Bereich die Möglichkeit Dich kreativ und beruflich zu verwirklichen? Und wenn, ja warum?
Es gibt sicherlich noch andere Bereiche, aber ich habe sie noch nicht gefunden. Außerdem wie gerade gesagt: Warum soll ich etwas suchen, wenn ich zufrieden bin?
Die „unbekannte“ Geliebte und das Paar
Vor etwas mehr als zweieinhalb Jahren lernten Petra und Arne sie in einem Swingerclub kennen. Arne musste sie damals vor einem zu aufdringlichem Gast retten, der bei aller Liebenswürdigkeit nicht begreifen wollte, dass er nicht in ihr Beuteschema passte. Sehr schnell verschwanden dann Petra, Arne und die Unbekannte für den Rest des Abends in einem separaten Raum. Dabei stellten sie schnell fest, dass die Chemie zwischen ihnen mehr als stimmte …
Da es sich bei ihr um eine alleinerziehende Mutter von zwei Kindern handelte, wuchs die Beziehung auch über die Bettkante hinaus. Vom ersten Tag an, versuchten Petra und Arne, wo immer es ging, ihr eine hilfreiche Stütze zu sein … auch wenn es nur mal eine Schulter war, die man ihr zum Anlehnen lieh. Da sie in einem beruflichen Umfeld tätig ist, in dem der Besuch eines Swingerclub oder gar das Verhältnis zu einem Paar durchaus negative Auswirkungen hätte, klärte man zuvor einige Kleinigkeiten.
Übereinstimmend steht jedoch für alle fest, dass sich eine wundervolle Freundschaft entwickelt hat, in der man Freud und Leid miteinander teilt. Jeder von den Dreien ist dabei, nach eigener Aussage, auch stets bemüht, dass sich keiner vergessen oder benachteiligt fühlt. Daher kann man, so das Trio weiter, von einer gelebten Dreiecksbeziehung – ohne Einengen und Klammern – sprechen, bei der jeder weiß, dass der Andere für ihn da ist.
Du lebst mit Petra in einer langjährigen Dreiecksbeziehung mit einer anderen Frau. Kannst Du uns ein wenig erläutern, wie man sich das in etwa vorzustellen hat und wie kommt Eure Freundin mit Eurer Porno-Tätigkeit klar?
Fangen wir mit dem Einfachen an: Unsere Freundin findet es immer wieder und auf das Äußerste positiv anregend, sich mit uns über unsere Porno Tätigkeit auseinanderzusetzen. Dadurch erhalten wir auch sehr viel Input von ihr, was neue wie gelaufene Projekte betrifft. Natürlich positiv, wie negativ.
Der private Bereich hat und musste sich aber erst über die Jahre entwickeln. Ich würde aber sagen, dass es sich dennoch wie in einer normale Beziehung gestaltet. Das heißt, man ist einfach füreinander da und teilt nicht nur die sexuellen Freuden miteinander.
Don Orso und der alte Mann
Vor ca. fünf Jahren lernte ich im Rahmen meiner Arbeit als Callboy einen jungen / alten Mann kennen, der trotz Studium und Verwendung als Staatsbeamter nicht fähig war meine Anzeige zu lesen. Denn in der Anzeige stand Callboy für Damen und Paare, aber er wollte mich unbedingt mich für sich allein buchen, wobei Homosexualität nun gar nicht mein Ding ist.
Trotz dieses Missverständnisses entwickelte sich ein freundschaftliches und Vater-Sohn ähnliches Verhältnis. Was wohl nicht zuletzt damit zusammenhing, dass wir beide die schwarzen Schafe unserer Familien sind. Daher rauften wir uns zusammen und schafften es, uns gegenseitig den Rückhalt zugeben, den man sonst meist nur in der Familie oder Verwandtschaft findet.
Obwohl es aufgrund seiner Alkoholabhängigkeit auch viele schwierige Phasen gab, hat er mir in einem der schwierigsten Momente meines Lebens, ohne Fragen oder zu zögern, anstandslos geholfen. Auch ist er einer der wenigen Menschen die ich kenne, die vorbehaltlos meinen Werdegang respektiert haben. Ich hätte mir nur gewünscht, dass ich zu meinem leiblichen Vater ein solches vertrauensvolles Verhältnis gehabt hätte, den ich zuletzt vor mehr als acht Jahren das letzte Mal gesehen habe. Und wer weiß, was meine sogenannte Mutter ihm seit dem an Lügen eingeflüstert hat.
Sowohl Petra wie auch Du habt nicht nur schwierige Beziehungen, sondern auch nicht gerade eine leichte Kindheit erlebt. Meinst Du das hatte in irgendeiner Art und Weise Einfluss auf Euer ausgiebiges und freizügiges Sexualleben und inwiefern verbinden Euch diese gemeinsamen Erlebnisse in Eurer Beziehung?
Ich denke schon, dass uns das in jeder Hinsicht beeinflusst und geprägt hat. In unserer Beziehung hat es aber auch den Vorteil, dass man sehr schnell erkennt, wann der Partner gegen Schatten der Vergangenheit kämpft und man ihn dann entsprechend stützen kann.
Im Jahr 1998 wurde Arne als Randfigur in einen Krieg unter Zuhältern involviert, in dessen Verlauf einer seiner besten Freunde erschossen wurde. Dies geschah im Umfeld der Expo2000 in und um Hannover.
Der Tod seines Freundes löste bei Arne auch einen Sinneswandel aus, der ihm deutlich vor Augen führte, das Geld für ihn nicht mehr das Wichtigste ist.
In Deinem durchaus abwechslungsreichen Berufsleben hast Du nicht nur in Swingerclubs, sondern auch in Bordellen u.a. als Security-Guard gearbeitet. Alles in allem war das ja nicht unbedingt nur von schönen, sondern viel mehr von tragischen Umständen und Ereignissen, bis hin zum Tod Deines Freundes, begleitet. Wie bist Du mit dem Rotlichtmilieu in Berührung gekommen und was ist Deine Meinung zu dem Klischee, dass der sogenannte Rotlicht-Bereich und der Porno-Bereich ein und dasselbe ist und die Grenzen fließend sind?
Die Ermordung meines Freundes war schon tragisch, das ist richtig und aufgrund einiger Begleitumstände möchte ich hier darüber nicht weiter sprechen.
Aber ansonsten muss ich ganz ehrlich sagen, dass ich meinen Werdegang gar nicht so dramatisch finde, da ich ihn mir ja selbst ausgesucht habe. Außerdem wenn ich einen Weg gehe, dann immer offenen Auges. Das heißt ich bin mir der Vor- und Nachteile von Anfang an bewusst gewesen. Wie ich mit dem Rotlicht in Berührung gekommen bin, bleibt aber mein Geheimnis … (Arne schmunzelt).
Einer Aussage, der ich allerdings nur teilweise zustimmen kann, ist die Aussage das Rotlicht gleich Porno ist oder umgekehrt. Allerdings mag das früher häufig so gewesen sein! Aber heute muss eine Firma, die in diesem Bereich erfolgreich produzieren möchte, zu aller erst 100% transparent sein. Denn ansonsten sind sehr schnell die Behörden auf dem Plan und machen den ganzen Laden dicht. Es gibt natürlich Ausnahmen, aber die werden immer weniger, da ja auch auf der Branche ein hoher Erfolgsdruck lastet, der nur durch Profis bewältigt werden kann. Irgendwelche Aushilfsluden, die nur an den eignen Schwanz denken, fahren da langfristig vor die Wand.
Das erste Mal Porno!
Da beide festgestellt hatten, das sie in Sachen Sex doch ein klein wenig anders unterwegs waren als andere, kam das Paar beim Studium der Swingerzeitung Happy Weekend auf die Idee mit den eigenen Sexgelüsten Geld zu verdienen. In der HW Rubrik Jobangebote fand sich eine Anzeige, das Leute für Pornodrehs und Ähnliches gesucht wurden und so kam es zum ersten Dreh für Happy Weekend.
Euer erster Dreh fand ’99 statt und war gleich mit Harry S. Morgan für Happy Weekend Privat 86. War das purer Zufall und wie war es für Euch als Anfänger mit einem der bekanntesten deutschen Porno-Regisseure zu arbeiten?
Es war reiner Zufall, dass wir gleich mit Harry S .Morgan gearbeitet haben. Damals hatte ich Panik, doch heute weiß ich, dass uns nichts Besseres hätte passieren können … vor allem da er Anfängern, aufgrund seiner Erfahrung, die Angst nehmen kann.
Arne über sein „erstes Mal“ vor der Kamera: „Man war ich aufgeregt, so ungefähr eine Woche vorher fing mein Lampenfieber an und steigerte sich in das Unerträgliche. Zumal wir das Problem hatten, das der Dreh klappen musste … denn sonst wäre der Kühlschrank die nächsten 14 Tage verdammt leer gewesen und wir unser letztes Geld ausgaben, um zu diesem Dreh zu fahren. Aber was soll ich sagen, es klappte wie am Schnürchen und ich hatte damals schon das Gefühl, dass dies etwas ist, was mir nicht nur Spaß machte, sondern mich auch ausfüllte. Es folgten dann bis Mai 2000 weitere Drehs bei denen wir viel Spaß hatten. Dadurch konnten wir auch unsere Haushaltskasse auffüllen und lernten zugleich eine Menge Leute aus der Szene kennen.“
In den folgenden beiden Jahren habt Ihr Erfahrungen im Swinger- und Escort-Bereich gesammelt. Sowohl privat wie beruflich, aber war das eher Zufall oder spielten da auch private Vorlieben eine Rolle?
Sowohl Zufall, wie auch private Vorlieben waren dafür ausschlaggebend. Ich würde mal sagen, dass setzt sich aus 60% Zufall und 40% Vorlieben zusammen.
Von neuen Sorgen und alten Nöten
2002 nahmen Arne und Petra, Petras Sohn auf, der inzwischen, vom eigenen Vater schwer misshandelt, zu beiden kam. Dadurch wurden die zu dem Zeitpunkt ohnehin nicht gerade kleinen Probleme noch größer. Übereinstimmend sagen jedoch sowohl Arne, wie Petra, dass die Arbeit für sie in dem Zeitraum eine sehr wichtige Stütze war. Für viele Menschen vielleicht schwer verständlich, half beiden die anspruchsvolle Escort-Tätigkeit den nötigen Abstand zu den privaten Sorgen und Nöten zu gewinnen. Denn man kann nur als Callgirl/Boy arbeiten, wenn man sich zu einhundert Prozent auf die Situation einstellt, so das Paar.
Die beiden schufen sich in der Zeit einen großen Kreis an Stammkunden mit denen es ins Eingemachte ging. So wurden die beiden auch mal zum Essen oder in die Oper eingeladen, es kamen die ersten Übernachtungsbuchungen oder Geschäftsfrauen die zur O ausgebildet werden wollten.
Dies änderte sich auch 2003 nicht, zumindest nicht was die Arbeit betraf und beide konnten von den Einnahmen leben. Dafür entwickelte sich das Privatleben immer mehr zu einer Katastrophe. Petras Sohn konnte sich aufgrund seiner traumatischen Kindheitserlebnisse (an der Seite des Vaters) weder in das familiäre noch in ein soziales Umfeld eingliedern. Es folgten zahlreiche Streitigkeiten und nachdem der Sohn mehr als einmal mit dem Gesetz in Konflikt kam, schien ein zeitweiser und zwangsweiser Heimaufenthalt der einzige Ausweg zu sein.
Dennoch gaben Arne und Petra nicht auf und kümmerten sich mehrmals die Woche im Heim um ihn. Nicht zuletzt auch aufgrund der Tatsache, dass das Heim unterfinanziert war und Personalmangel herrschte. Diese Situation entschärfte nicht gerade die ohnehin schon angespannte familiäre Lage. Aber es war mal wieder wie üblich in Deutschland, so Arne, das nämlich das System schläft, wenn es um die Schwächsten geht. Mit anderen Worten, so Arne weiter, kann sich als Angehöriger den Arsch aufreißen soviel man will. Denn wenn sich ein Amt hinstellt und sagt, wir haben das Heim für gut befunden, aber man selbst als Angehöriger sagt, dass es aus dem und dem Grund nicht so ist, heißt es im günstigsten Falle: „Sie sind zu emotional, um dies zu bewerten“ oder im ungünstigsten Fall: „Sie haben für solche Aussagen keine Qualifikation.“
Um es nochmal ganz klar zum machen, verdeutlicht Petra, dass man nie die stationäre Unterbringung in Frage gestellt habe. Diese sei einfach erforderlich gewesen und auf eigenes Betreiben geschehen, sondern nur das Heim. So quälte sich das Paar durch das Jahr und wahrscheinlich hätte man mehr erreicht, wenn diese Belastung nicht gewesen wäre. Bereut haben sie es jedoch nicht, da es selbstverständlich sei, für die eigenen Kinder alles Menschenmögliche für ihr Wohl zu unternehmen.
Warum habt Ihr damals nicht weiter Pornos gemacht?
Das hatte drei Gründe: Zuerst mal die Unerfahrenheit. Zweitens haben wir uns nicht in das richtige Licht gesetzt. Drittens hatten wir die falschen Kontakte und falschen Angebote .Nur um weiterzumachen, waren wir nicht bereit z.B. in Natursekt-Filmen mitzuspielen.
Der große Pornoproduzent, der keiner ist!
Im November 2003 bekamen Petra und Arne Kontakt zu einem sogenannten Pornoproduzenten mit Top-Verbindungen. So hieß es zumindest und ein Casting ohne Kamera aber mit aktiver Teilnahme des Produzenten war auch ein neue Erfahrung für die beiden. Die Versprechungen seitens des Produzenten wurden immer größer, die Einhaltungen immer kleiner und letzten Endes schaffte er es in zwei Jahren nicht, einen einzigen der angekündigten Filme zu produzieren.
Dennoch begleitete er die beiden bis ins 2006 immer wieder mal. Alex, so der Name, kam aus Hannover und Arne betont, dass Ähnlichkeiten keinesfalls zufällig sondern bewusst gewählt sind, um Anfänger vorzuwarnen und nicht noch mehr Menschen auf seine Versprechen hereinfallen zu lassen. Jedoch gesteht Arne ehrlicherweise ein, dass er sich nicht beschweren will, da er an seinen Verlusten zum Teil auch selbst die Schuld trägt. Denn, so erläuterte Arne weiter, hat jeder gesehen … dass er ein Pleitegeier ist, aber er habe ihm dennoch weiterhin vertraut. So ein Lehrgeld muss wohl ein jeder Mensch mal zahlen, um daraus fürs weitere Leben zu lernen.
Ihr habt dann über viele Jahre mit einem selbst ernannten Porno-Produzenten namens Alex im wahrsten Sinne des Wortes herum gehampelt. Warum habt Ihr Euch nicht einfach an eine professionelle Company gewendet oder gab es keine Chance da unterzukommen?
Tja, mit dem Wissen von Heute wäre das sicher das Beste für uns gewesen, aber wir waren damals blöd und blind.
Andere Möglichkeiten hätte es genügend gegeben, aber noch eine Anmerkung zum besseren Verständnis: Der jetzt sehr bekannte und erfolgreiche Alex .H ist nicht gemeint! Nur damit hier nicht ein falscher Eindruck entsteht.
Ein neuer Anfang für 2
2005 war nach Pleiten, Pech und Pannen wiedermal ein sehr interessantes Jahr. Gleich zu Jahresbeginn spielten beide nach einer zweijährigen Pause – sowohl beim Swingen, wie beim Drehen, erstmals wieder in einem Porno mit, der auch noch in einem Swingerclub spielte. Schnell merkten Arne und Petra, was ihnen offensichtlich in den letzten Jahren gefehlt hatte. So finden sie in ihrer knappen Freizeit wieder an sich in Swingerclubs rumzutreiben und zu genießen.
Es folgten im Laufe des Jahres wieder einige kleine Drehs für Internetclips. Nichts großes, aber es bedeutete Geld und neue Erfahrungen. Ende des Jahres übernahmen die beiden die Neuorganisation eines Clubs, was sich beinah als das persönliche Armageddon in beruflicher wie privater Hinsicht herausstellen sollte. Denn die eigentliche Clubbesitzerin wollte getreu dem Motto „Ich mache das seit 20 Jahren so!“ nichts in dem Laden ändern, auch wenn die Umsätze seit Jahren rückläufig waren. Nach einiger Zeit kamen sie dann dahinter, dass die Chefin den Swingerclub in ein Bordell verwandeln wollte, in dem Petra das „erste Pferd im Stall werden sollte.“ Petra glaubte Arne jedoch nicht so recht, der zum selben Zeitpunkt nochmal auf Alex reingefallen war.
Nach vielen Diskussionen untereinander und um einige Erfahrungen reicher, trennte man sich Anfang 2006 endgültig von dem Club wie auch von Alex. Eine weise Entscheidung für beide, da sich das Leben von nun an, wieder um einiges leichter und erfolgreicher gestalten sollte.
2006 ging es dann mit umso größeren Schritten für Euch und mit Firmen wie SD EVOLUTION VIDEO endlich weiter vorwärts. Wie beurteilst Du die Zusammenarbeit und Erfahrungen im Vergleich mit dem ersten Dreh 1999?
Wir sind ab 2006 wesentlich professioneller geworden und konnten zudem auch unsere Chancen besser nutzen.
Ein Liebespaar kommt voran
2007 erfolgte für Arne und Marlene der Durchbruch in der Pornobranche und gegen Ende des Jahres zog man in eine Traumwohnung um. Mitten im Nirgendwo einer einsamen Gegend, in der sich sogar wieder Wölfe angesiedelt haben, entstand ein neues Paradies. Seit Jahren haben die beiden das erste Mal in einer Gegend wie Wohnung Wurzeln gefunden.
Noch oder in größerem Stil bekannter wurdet Ihr dann aufgrund der Zusammenarbeit mit VIP-Media. Was wurde daraus oder warum kam dann nichts mehr?
Wir würden natürlich wieder mit Vip zusammenarbeiten (zumal wir ihnen einiges verdanken!), aber da sich mir zum jetzigen Zeitpunkt nicht erschließt, warum sie derzeit nicht produzieren oder was von Vip geplant ist, möchte ich hierzu erst mal nichts sagen.
Ihr wart ja in diesem Jahr auch auf der VENUS und am Stand von Paradise Film, für die Ihr in einigen Eigenproduktionen gearbeitet habt. Wird man Euch da nun öfter sehen können und wie waren Eure Erfahrungen auf der diesjährigen VENUS?
Wir haben bisher nur in einer Eigenproduktion von Paradise mitgewirkt, würden aber jederzeit wieder mit ihnen zusammenarbeiten. Wir können da ruhigen Gewissens sagen, das wir uns selten bei einer Produktion so wohl gefühlt haben. Die Venus hat uns gerade im internationalen Bereich diesmal viele neue Kontakte gebracht.
Gibt es für Euch überhaupt – sowohl privat wie vor der Kamera – sexuelle Tabus?
Ja, absolut! NS/KV, Kliniksex sowie alles was den Staatsanwalt auf den Plan ruft.
Ihr seid beide nun auch nicht mehr gerade als junge Hüpfer und Sternchen zu bezeichnen. Sorry, dafür aber im heutigen Jugendwahn fällt man mit 30 bis 40 ja schon fast aus der werbewirksamen Zielgruppe raus, sieht man vom derzeitigen MILF-Trend mal ab. Habt Ihr Euch schon mal Gedanken gemacht, wie lange Ihr noch im Pornobereich aktiv sein wollt oder was danach kommt bzw. kommen kann?
Da wir uns nie auf ein Standbein verlassen haben, bringen wir natürlich noch in andere Projekte ein. So zum Beispiel bei diversen Swinger-Events oder wir arbeiten hinter der Kamera. Dazu kommen einige andere, noch nicht spruchreife Projekte, die meist mit dem Sex-Business in irgendeiner Art und Weise zusammenhängen. So das wir wenige, bis gar keine Probleme haben, wenn es mal keine Drehaufträge mehr vor der Kamera gibt.
Volle Fahrt voraus ins Glück!
Durch die vielen Aufträge und nicht zuletzt auch Presse des letzten Jahres konnte es sich Arne inzwischen erlauben, die gefährlichere Arbeit in der Security-Branche – sehr zur Freude seiner zwei Frauen – aufzugeben. Doch auch Arne freut sich darüber, da er sich nun endlich mit voller Kraft dem widmen kann, was er schon immer wollte und mochte, der Arbeit in der vielschichtigen Erotik-Branche.
Arne will noch viele Jahre in diesem Bereich tätig sein und aufgrund seiner eignen, teilweise doch recht harten Erfahrungen dafür sorgen, das man auf der einen Seite stolz sagen kann, dass man „Sexworker“ ist! Und das auf der anderen Seite, die Ausbeuter und Zuhälter immer mehr aus dem Geschäft verschwinden werden.
Wie beurteilst Du allgemein die Porno-Branche im Moment? Welche Entwicklungen siehst Du positiv oder negativ?
Eigentlich ist die Entwicklung nicht schlecht, denn in jeder Krise liegt die Saat für einen Neuanfang. Was ich absolut beschissen finde, ist der Trend – nur um am Markt zu bleiben – Trashformate zu produzieren, die eine Verletzung der Darsteller billigend in Kauf nehmen. Um es ganz klar zu sagen, ich meine damit keineswegs S/M-Filme. Sondern Formate, in denen mit Dartpfeilen, Weidezaungeräten und ähnlichen Geräten gespielt wird. Das ist unterste Schublade und sorgt neben anderen Faktoren dafür, dass in der Öffentlichkeit ein bestimmtes Bild über die Porno-Branche vorherrscht.
Ihr habt ja schon relativ früh in Produktionen fürs Internet mitgemacht. Siehst Du das als die generelle Zukunft des Pornos an? Clips statt längerer Film-Produktionen, von Spielfilm-Produktionen mag man ja heutzutage kaum noch sprechen. Ausnahmen bestätigen ja in diesem Zusammenhang tatsächlich die Regel.
Ich denke, die Tendenz wird in absehbarer Zeit noch mehr in Richtung Internet gehen. Der DVD Markt hat zur Zeit nur eine Chance im High End Bereich und was spezielle Sparten anbelangt. Dies kann sich aber auch sehr schnell wieder ändern, es brauchen bloß neue technische Medien auf den Markt kommen und schon wendet sich das Blatt.
Was möchtet Ihr selbst noch unseren Lesern und Euren Fans sagen?
Träumt nicht euer Leben, sondern lebt euren Traum! Denn jeder hat eine Chance dazu, die man nur ergreifen muss!
Wir hoffen noch lange für Euch da sein zu dürfen und sind für Fragen und Anregungen immer offen. Ihr erricht uns per email unter und
Liebe Grüße, Don Orso & Marlene T. Soest.
Hinweis: Am 26.02.09 ist Marlene übrigens in einem Beitrag zum Thema „Sextoys“ um 23.10 Uhr bei RTL II in „Exklusiv – Die Reportage“ zu sehen.