Das Pornfilmfestival Berlin (PFFB) genieรt mittlerweile zu Recht und weit รผber den โPornoโ-Underground hinaus Kultstatus. Fรผr die mittlerweile 18. Ausgabe kehrt das legendรคre Filmfestival vom 24.-29. Oktober 2023 in die bekannten Spielstรคtten, Kino Moviemento und Babylon Kreuzberg, zurรผck.
Doch was wรคre ein Filmfestival ohne Filme? Nichts! Und so beschenkt man nicht nur sich selbst, sondern auch die Zuschauer mit nicht weniger als 24 Langfilmen, davon sieben Dokumentar- und 17 Spielfilme, sowie 23 Kurzfilmprogrammen, um seine Volljรคhrigkeit gebรผhrend zu feiern.
Das Pornfilmfestival Berlin, welches wir seit dem Debรผt im Jahr 2006 liebend gerne begleiten, besuchen und zu schรคtzen wissen, ist nach wie vor eines der wenigen unabhรคngigen, nicht kommerziellen und ohne รถffentliche Fรถrderungen finanziertes Filmfestival. Entsprechend frei und ungezwungen prรคsentiert das PFFB jรคhrlich Filme rund um die Themen Sexualitรคt, Politik, Feminismus, Genderdiversitรคt, Post-Porn and Body Politics.
Pornfilmfestival Berlin 2023 erรถffnet mit „Pornomelancholia“
Erรถffnet wird die 18. Edition mit Manuel Abramovitchs „Pornomelancholia“ (2022), in dem der Sex-Influencer Lalo Fotos von seinem nackten Kรถrper und selbstgedrehte Pornovideos fรผr tausende von Anhรคnger*innen in den sozialen Netzwerken postet.
Sein Leben wird zu einer digitalen Inszenierung, wรคhrend er in der Realitรคt in einer permanenten Melancholie steckt, die ihn aus der Fassung bringt. Wohin geht das Begehren, wenn sich das Leben in eine Sexshow verwandelt?
Abramovitch nimmt die Pornografie als Ausgangspunkt, um รผber die Beziehung zwischen Sexualitรคt und Arbeit nachzudenken, รผber die รffentlichkeit und das Gefรผhl, allein zu sein, รผber die Charaktere, die wir erschaffen, um uns vor der Welt zu zeigen – oder zu verstecken.
Ausgezeichnet mit dem Groรen Preis im International Feature Film Competition auf dem Festival International du Film Indรฉpendant de Bordeaux 2022.
Das Film-Programm des 18. Pornfilmfestival Berlin 2023: Nostalgisch, provokant, intensiv!
Unter den 24 Langfilmen befindet sich das lustvolle Renaissance-Drama Ashford Manor von Inka Winter. In der verspielten Hommage an das Werk von Jane Austen begleitet das Publikum Annabel (Nicole Kitt) und ihre Freundin Beatrice (Jasmine Tea) auf ihrem Weg zu Liebe und sexuellem Erwachen.
Nicht weniger nostalgisch wird es in Wallace Potts Arthouse-Klassiker Le Beau Mec von 1979. Darin entfรผhrt uns der Regisseur in die Welt des Athleten, Sex Workers, Strippers und It-Boys Karl Forest.
Von der Schwulenpresse gefeiert aufgrund seiner erzรคhlerischen und erotischen Intensitรคt, galt der Film lange als verschollen. Jahre spรคter wurden die Negative in einer Garage in Montgomery, Alabama, gefunden. Dank einer 4K-Restaurierung erstrahlt er nun in neuem Glanz und kann erneut fรผr Aufsehen sorgen.
Provokativ wird es auch in Regra 34 von Julia Murat. Im Fokus des Erotik-Thrillers steht die Jura-Studentin und Frauenrechtsaktivistin Simone (Sol Miranda). Um ihr Studium zu finanzieren, bietet sie Live-Online-Sexshows vor der Webcam an. Als ein Kunde Simone mit gefรคhrlichen BDSM-Vorlieben konfrontiert und sie daran Gefallen findet, wird ihre Einstellung zur Sexarbeit auf eine harte Probe gestellt.
Neben fiktiven Erzรคhlungen finden sich auch sieben Dokumentarfilme im Festivalprogramm. Darunter KOKOMO CITY von D. Smith., ein zutiefst ehrliches Portrรคt รผber vier Schwarze Trans-Sexarbeiter*innen aus Atlanta und New York City. Ungefiltert und mit Humor brechen Daniella Carter, Koko Da Doll, Liyah Mitchell und Dominique Silver die Mauern ihres Berufs nieder und erzรคhlen von ihrem Leben.
Smiths Debรผtfilm vibriert vor Energie, Sex und hart erarbeiteter Weisheit und gewann dieses Jahr den Panorama Publikumspreis fรผr den besten Dokumentarfilm bei der Berlinale.
Auch Todd Max Careys tOuch Kink erlaubt einen intimen Einblick in die Leben von vier Menschen, die sich frisch oder bereits selbstsicher in der Welt von BDSM und Fetischismus bewegen: Fuรball-Mutter Grace wagt ihren ersten Ausflug in die Welt der Domina. Mistress Evilyne, eine britische Domina, wird von der Boulevardpresse geoutet und vom Establishment schikaniert. Der furchtlose Kinkster Robin ist einfach so Sklave und Eigentum einer Domina, und January Seraph steht fรผr das Verstรคndnis der geheimen Macht, die alle Frauen besitzen, aber nur wenige wirklich erkennen.
Zwischen Fiktion und Dokumentation bewegt sich dagegen Regisseur Theo Montoya in seinem Debรผtfilm ANHELL69. Halb rekonstruiert, halb imaginiert folgt das Publikum seiner Geschichte von Trรคumen und รngsten, von Exzess und der Melancholie einer zerstรถrten Generation, die in ihrer Existenz weder Widerstand noch Passivitรคt sieht. Tod und Trauer vermischen sich mit dem Mut und der Ekstase des Jetzt. Montoyas Debรผt wurde in der Woche der Kritik in Venedig uraufgefรผhrt, die Deutschlandpremiere feierte der Film im internationalen Wettbewerb beim Dok. Leipzig.
PFFB Schwerpunkt-Themen: mehr Mainstream Porn, Fokus Tรผrkei & Polen, neue Kurzfilmprogramme!
Der Begriff und das Verstรคndnis von Mainstream Porn, pornografischen (und kommerziellen) Filmen fรผr die Masse, ist und bleibt ein Diskussionsthema unter den verschiedenen Pornfilmfestivals, die international stattfinden.
Absurde Plot-Lines, unrealistische Kรถrper-Ideale, oder eine verschobene Wahrnehmung von sexueller Lust und Begierde sind nur einige negativ behaftete Assoziationen mit der Pornofilm-Industrie.
Das Pornfilmfestival Berlin 2023 mรถchte zeigen, dass der sogenannte Mainstream weitaus mehr anzubieten hat als bloรen Reizausstoร und wird daher in diesem Jahr Produktionen zeigen, die sowohl zugรคnglich sind, als auch tiefere Ansรคtze mit sich bringen. (Anmerkung der GAN Redaktion: Eine Entscheidung, die wir รผbrigens sehr begrรผรen!).
Das Publikum in Berlin darf sich aber auch auf neue Formate innerhalb der beliebten Kurzfilmreihen freuen. Es werden zwei Programme mit Lรคnderfokus gezeigt: Fokus Tรผrkei mit zwei Kurzfilmprogrammen, bestehend aus klassischen und aktuellen Filmen. Dazu wird es einen Vortrag geben mit Vertiefung auf die tรผrkische Pornoszene.
Hinzu kommt der Fokus Polen, ein Kurzfilmprogramm in Kollaboration mit dem Post Pxrn Festival Warschau. Die finalen Titel der Fokusprogramme werden in Kรผrze bekanntgegeben.
Auรerdem wird es 2023 mit Eco Porns, Horror Porns, und einem Programm รผber Alter (genauer Titel folgt) weitere neue Kurzfilmreihen geben. Die diesjรคhrigen Gastkurator:innen kommen aus der Tรผrkei, Polen & Chile.
23x Kurzfilme รผber Politik, Kink, Spaร, Horror und รkologie
Der Kurzfilm erfreut sich als eigenstรคndige Kunstform groรer Beliebtheit beim Pornfilmfestival Berlin. Bei der 18. Festivalausgabe werden รผber 100 Kurzfilme in 23 Programmen gezeigt.
Neben bekannten Programmpunkten wie den Wettbewerb Porn Shorts, Gay Porn Shorts, Queer Porn Shorts, BDSM Porn Shorts oder Fun Porn Shorts kommen neue thematische Schwerpunkte hinzu, wie Eco Porn, Horror Porn, Body Politics, Lesbian Drama, Fetish, oder Art & Experimental.
Gezeigt werden u.a. 3some Collage von No Pic No Chat (Body Politics Shorts), Cypress Knee Porno von Evie Snax (Eco Porn Shorts), Eden von Sven Spur (Gay Porn Shorts) Foreplay Lovestory von OWIAKSยฎ (Sex Work Shorts), GHOST SONG von RTALIN (Horror Porn Shorts), House of Whoreship von Holly Bates (Lesbian Drama Shorts / Sex Work Shorts), Input Error 2 von Iris Glitzer (Fun Porn Shorts), Jacob and Jim von Wolfgang Wisely (Age Shorts), Orgy #004: Fuck your Friends von (Queer Porn Shorts) von Dee Darkholme, Oran Julius, Priestex & Mahx Capacity und Wrong Holes Only von June Fontaine and Revenge (Wettbewerb Shorts).
Bekannte Kurzfilmprogramme wie die Wettbewerb Porn Shorts, Gay Porn Shorts, Queer Porn Shorts, BDSM Porn Shorts oder Fun Porn Shorts werden auch 2023 gezeigt. Hinzu kommen Shorts-Programme zu Body Politics, Lesbian Drama, Fetish, Art & Experimental und weitere.
„A mes amours“: Der Abschluรfilm des Pornfilmfestival Berlin 2023
Als Abschlussfilm wird „A mes amours“ (2022) von Anoushka gezeigt. Im Fokus stehen Elisa und Samuel, ein verliebtes Paar, das einen Urlaub in ihrem Haus in Sรผdfrankreich genieรt.
Samuel ist Filmregisseur und sieht die Auszeit als Gelegenheit, in aller Ruhe an seinem nรคchsten Film zu arbeiten. Elisa macht gerade eine schwierige Phase durch.
Nach einem schlimmen Erlebnis an einem Filmset ist sie traumatisiert und hat ihre Schauspielkarriere auf Eis gelegt, um sich wieder auf sich selbst zu konzentrieren.
Das Paar beschlieรt, fรผr den Sommer eine Soziologiestudentin bei sich aufzunehmen.
Lola, die gerade aus San Francisco gekommen ist, mรถchte einige Wochen bei dem kunstschaffenden Paar verbringen, um ihre Forschungen รผber Geschlechternormen und Geschlecht in heterosexuellen, monogamen Beziehungen voranzutreiben. Bald entdeckt sie, dass sich hinter dem scheinbar glรผcklichen Paar eine vielschichtige Komplexitรคt verbirgt.
Pornfilmfestival Berlin 2023 per Online Streaming fรผr daheim
Auch 2023 bietet das Pornfilmfestival wieder weltweites online Streaming fรผr alle an, die nicht zum Filmfestival kommen kรถnnen. Nach der Festivalwoche mit dem gesamten Filmprogramm in den Berliner Festival Kinos Moviemento und Babylon, wird eine Programm-Auswahl vom 30.11.2023-15.11.2023 zum Streaming online stehen.
Ein Online-Festivalpass kostet 35 US-Dollar (zzgl. Servicegebรผhr) und kann vom 01.10.2023 bis zum 15.11.2023 gekauft werden (bis Mitternacht deutscher Zeit). Das Streaming-Programm ist fรผr alle Kรคufer und weltweit verfรผgbar. Der Vorverkauf der Online-Tickets ist bereits erfolgt.
Das vollstรคndige Programm des 18. Pornfilmfestival Berlin 2023 ist zusammen mit dem Start des Kartenvorverkaufs online verรถffentlicht.
Jurys und Preise beim Pornfilmfestival Berlin 2023
Von den 24 Langspielfilmen des Pornfilmfestival-Programms nimmt eine Auswahl am internationalen Wettbewerb um den besten Spielfilm teil. Eine dreikรถpfige Jury vergibt den mit 500โฌ dotierten Preis, gesponsert von Erotik.com. Fรผr 2023 formen die Filmschaffenden Isabelle Stever, Sarnt Utamachote und Gustavo Vinagre die Jury.
Eine feste Tradition beim Pornfilmfestival Berlin ist der internationale Kurzfilmwettbewerb, in dem auch dieses Jahr der beste Beitrag von einer internationalen Jury prรคmiert wird. Der Preis ist mit 500 โฌ dotiert, gesponsert von Erotic Lounge. Die Kurzfilm-Jury 2023 setzt sich zusammen aus Korbinian Hรคutle, Chiara Pellegrini und Tischa „The Tigress“ Thomas.
Neben dem Spiel- und Kurzfilmpreis werden beim 18. Pornfilmfestival Berlin drei weitere Preise vergeben: der Dokumentarfilmpreis, gesponsert vom Festival selbst, der Preis fรผr den besten lesbischen Film, gesponsert von LMag, sowie der Preis fรผr die beste weibliche Regie, gesponsert von Dorcel.
Das Pornfilmfestival Berlin 2023 begrรผรt wieder erlesene Gรคste aus dem Ausland
Das Pornfilmfestival Berlin freut sich seine Volljรคhrigkeit mit renommierten Gรคsten aus der Erotik-Branche zu feiern. Mit dabei ist die schwedische Drehbuchautorin, Regisseurin, Filmproduzentin und Autorin Erika Lust, die als Pionierin der feministischen Pornografie gilt.
Auch Shine Louis Houston, Jiz Lee & Ava LaPrima von Pink & White Productions reisen nach Berlin an. Die in San Francisco ansรคssige Produktionsfirma fokussiert sich auf weibliche und queere Sexualitรคt und mรถchte die damit einhergehenden Komplexitรคten aufzeigen.
Auรerdem zu Gast: Sex- und Beziehungsberaterin, Pรคdagogin und Intimitรคtscoach Inka Winter, Filmemacher Todd Verow und Schauspieler Guillermo Diaz. Verow wird dem Publikum seinen Film โYou Canโt Stay Here“ prรคsentieren, bei dem Diaz die Hauptrolle รผbernimmt.
PFFB Rahmenprogramm mit 2. Netzwerk-Veranstaltung AIO, Party & Preisverleihung
Im Rahmen des Pornfilmfestival Berlin 2023 findet am 27. und 28.10.2023 zum zweiten Mal die AIO (Adult Industry Only) statt. Die B2B Networking-Veranstaltung fรผr die Pornoindustrie schlรคgt eine Brรผcke zwischen der alternativen und der Mainstream-Szene und behandelt Themen rund um ethische Industriestandards, Produktion und politische Ziele.
Zu den weiteren bestรคtigten Punkten des PFFB Rahmenprogramm zรคhlen 2023 die:
- PFFB Party: Freitag, 27.10.2023 ab 23:00 im Gretchen Club (Obentrautstraรe 19-21), Tickets sind bereits erhรคltlich.
- PFFB Lounge: 24. / 25. / 26. / 28.10.2023 ab 22:00 Uhr im Ficken3000 (Urbanstraรe 70)
- PFFB Preisverleihung: Sonntag, 29.10.2023 ab 23:00 Uhr im Monarch (Skalitzer Str. 134)
Das vollstรคndige Programm ist bereits zusammen mit dem Start des Kartenvorverkaufs online verรถffentlicht. Weitere Informationen zum diesjรคhrigen Festival unter: pornfilmfestivalberlin.de