Deep Throat ist bis heute einer der erfolgreichsten und bekanntesten Pornofilme aller Zeiten. Der Porno-Klassiker, der in der Blütezeit des amerikanischen Pornofilms in den 70er Jahren entstanden ist, machte zugleich den Weg für weitere Meisterwerke aus der Hand Damianos und anderer, wie z. B. „Behind the green door“ von den Mitchell Brothers, frei.
Die Pornofilme, die nach dem ersten kurzen Boom Ende der 60er produziert wurden, zeigten alle die gleichen Schemata und nahezu ununterbrochen, Szene für Szene, dasselbe. Die gebotene Monotonie und Routine begann die Zuschauer schnell zu langweilen. Um wieder neue und vor allem mehr Besucher anzulocken, sah sich die Porno-Industrie (damals genauso wie heute) gezwungen, sich was Neues einfallen lassen.
Die Rettung kam in Form des bis dato unbekannten Regisseurs Gerard Damiano daher. Denn mit dem besonderen Talent von Linda Lovelace und seinem Film Deep Throat hätte er den damaligen Zeitgeist und Wunsch des Publikums nicht besser treffen können.
Deep Throat beginnt mit einer Szene, in der man Linda Lovelace in einem Cadillac wegfahren sieht. Es folgen die Credits mit der Aussage: „and introducing Linda Lovelace as herself“. Allein dadurch erscheint Linda Lovelace dem Zuschauer von vornherein mehr als die normale Frau von nebenan und weniger als Darstellerin, geschweige denn als Porno-Queen.
Linda lebt mit ihrer Freundin Helen (Dolly Sharp) in Miami. Aufgrund einer Erbschaft können sie ein leichtes Leben führen, welches sich vorrangig dem sexuellen Vergnügen widmet. Eines Tages kommt Linda schlecht gelaunt nach Hause, wo sich ihre Freundin Helen gerade von einem Botenjungen lecken lässt. Doch im Gegensatz zu Helen hat Linda ein Problem, da sie keine richtige Befriedigung findet. Sie will „Glocken läuten hören“ und in ihr soll etwas explodieren! Doch was sie will, meint Freundin Helen, sei kein Orgasmus, sondern die Vernichtung einer ganzen Stadt.
Um Linda zu helfen, organisiert Helen einen Gangbang mit fünfzehn (!) Männern, was aber auch nichts hilft. Daraufhin schickt Helen sie zu einem befreundeten Psychiater (Harry Reems), der die Ursache von Lindas Frigidität herausfindet: Sie hat ihre Klitoris nicht am üblichen Ort, sondern in der Kehle und sogleich beginnt er mit der „Schlund-Therapie“, die schnell zu Lindas Lieblingsbeschäftigung wird. Soweit zum Inhalt, der schnell erzählt ist.
Doch neben seinem Humor sind die Blowjob-Szenen des Filmes die eigentliche Sensation. Linda Lovelace beweist hier die Fähigkeiten einer Schwertschluckerin. Mit dieser Attraktion führte Deep Throat neben der normalen Darstellerin, der abgedrehten Story und dem rauen Humor ein weiteres Element der Legitimation und Distanzierung in das Genre des Pornofilms ein.
Die akrobatischen Fähigkeiten von Linda Lovelace lassen den sexuellen Akt zu einem Schauspiel werden. Wenn sich dann auch noch die Darsteller auf sexueller Ebene nicht nur quantitativ, sondern auch qualitativ dem normalen Akt entziehen, fällt auch dem breiten Publikum der Blick auf das Gezeigte leichter. Denn das Außergewöhnliche will meist eher gesehen werden, als die schmerzhafte, verbotene Realität. Als Sex-Stars schaffen die Porno-Darsteller zudem eine Zirkus ähnliche Atmosphäre, in der das Physische das Psychische dominiert.
Nahezu jede Szene in Deep Throat enthält komische Entwicklungen oder Auflösungen und nichts scheint ernst gemeint zu sein. Der Humor ähnelte keineswegs dem der Pornofilme der zwanziger und dreißiger Jahre. Er war intelligenter und hatte eine vollkommen andere Zielrichtung. Man lachte nicht über sexuelle Versager oder absurde Aktionen, sondern über Form und Inhalt des pornografischen Films selber. Der Zuschauer behielt die benötigte Distanz, da er wusste, dass nichts ernst gemeint war. Der Film erscheint auch als Fortsetzung der abstrusen pornografischen Arztfilme vergangener Jahre und zugleich als Parodie auf die Verwissenschaftlichung der Sexualität in diesen Jahren, die einen neuen kulturellen Umgang mit Sexualität geschaffen hatte. Durch die Verwendung von sachlich definierten Begriffen, wie Hygiene, oder Statistik, entstand sowohl eine Liberalisierung, wie auch Trennung von Sexualität und Mensch.
Lernte man in den sogenannten Aufklärungsfilmen noch, dass man erst einen langwierigen Vortrag eines greisen Wissenschaftlers über sich ergehen lassen musste, um in den Genuss eines nackten Körpers zu kommen, machte sich Deep Throat über diese Aufklärung und die vermittelnde Rolle des Arztes in der Sexualität, hemmungslos lustig. Er war sowohl Porno als auch parodistische Rache des Untergrunds an der populären Kultur und wissenschaftlichen Zähmung der Sexualität. Zugleich entdeckte er die alte, subversive Kraft des frühen Pornofilmes wieder, mit der eine Kultur und Gesellschaft karikiert werden kann.
Einer oder besser gesagt, der Porno-Klassiker, zu dem ihr im Rahmen unseres Artikels „Deep Throat – der Mythos eines Pornofilms“ noch weitere Informationen erhaltet.
Nachtrag vom 04.12.2016:
Nachdem „Deep Throat“ bis dato auf DVD nur auf Englisch erhältlich war, erschien bereits 2005 eine deutsche Version bei Cybernetto. Dieser fehlten aber vor allem die Extras der US-Neuauflage von VCA mit dem schwarzen Cover. Wenngleich sich die deutsche Synchronisation hören lassen konnte und das Digitale Remaster sich sehen lassen konnte. Dennoch galt es für Sammler sich besser auf die Arrow DVD mit dem gelben Cover aus der Collector’s Edition Series zu konzentrieren. Diese enthielt nämlich als Extras noch ein Interview mit Gerard Damiano aus den 70er Jahren sowie ein 15 Minuten langes und neueres Interview mit dem Darsteller Eric Edwards.
Nun gibt es vom deutschen Label Intimate Film eine weitere Neuauflage des Pornoklassikers mit deutscher und englischer Sprachfassung. Neben der Hardcore-Version, ist bei Intimate Film auch eine FSK18-Fassung erschienen. Angesichts der prallen Farbenpracht hat man bei der Restaurierung des Bildmaterials (insbesondere bei der Blu-ray Version) und mit Unterstützung von Beate Uhse TV ganze Arbeit geleistet. Das Bildformat liegt im 16:9 Format (1080p) vor, was im Gegensatz zur alten 4:3 Version einen völlig neuen Eindruck des Films vermittelt.
Aber auch beim Ton (DTS-HD) hat man noch einiges rausholen können, was insbesondere für die deutsche Tonspur gilt, die um einiges frischer und dynamischer klingt als die englische. Leider fehlen auch Extras, was laut Label aber schlicht und ergreifend an der ernüchternden Tatsache liegt, dass man keine geliefert bekommen hat. Wer noch über den Films wissen will, findet dies bei uns und im Internet sowie in der empfehlenswerten Dokumentation „Inside Deep Throat„.
Alle weiteren Details zur neuen „Deep Throat“ DVD und Blu-ray Version findet Ihr in unseren Erotik-News.
Deep Throat
Originaltitel / Alternativtitel: Garganta Profunda
Genre: Erotikfilm, Porno Spielfilm, Pornofilm Klassiker
Land / Jahr: USA 1972
Laufzeit: ca. 62 Min.
Studio / Vertrieb: Arrow / VCA Pictures
Regie: Gerard Damiano
Erotik Darsteller: Linda Lovelace, Harry Reems, u.a.
Format (Bild + Ton): -
DVD Extras: -
Auszeichnungen: AVN's Five Porn Cult Classics (2005), X-Rated: The Greatest Adult Movies of All Time (2015)