Deep Throat ist bis heute einer der erfolgreichsten und bekanntesten Pornofilme aller Zeiten. Der Porno-Klassiker, der in der Blรผtezeit des amerikanischen Pornofilms in den 70er Jahren entstanden ist, machte zugleich den Weg fรผr weitere Meisterwerke aus der Hand Damianos und anderer, wie z. B. „Behind the green door“ von den Mitchell Brothers, frei.

Die Rettung kam in Form des bis dato unbekannten Regisseurs Gerard Damiano daher. Denn mit dem besonderen Talent von Linda Lovelace und seinem Film Deep Throat hรคtte er den damaligen Zeitgeist und Wunsch des Publikums nicht besser treffen kรถnnen.
Deep Throat beginnt mit einer Szene, in der man Linda Lovelace in einem Cadillac wegfahren sieht. Es folgen die Credits mit der Aussage: โand introducing Linda Lovelace as herselfโ. Allein dadurch erscheint Linda Lovelace dem Zuschauer von vornherein mehr als die normale Frau von nebenan und weniger als Darstellerin, geschweige denn als Porno-Queen.
Linda lebt mit ihrer Freundin Helen (Dolly Sharp) in Miami. Aufgrund einer Erbschaft kรถnnen sie ein leichtes Leben fรผhren, welches sich vorrangig dem sexuellen Vergnรผgen widmet. Eines Tages kommt Linda schlecht gelaunt nach Hause, wo sich ihre Freundin Helen gerade von einem Botenjungen lecken lรคsst. Doch im Gegensatz zu Helen hat Linda ein Problem, da sie keine richtige Befriedigung findet. Sie will โGlocken lรคuten hรถrenโ und in ihr soll etwas explodieren! Doch was sie will, meint Freundin Helen, sei kein Orgasmus, sondern die Vernichtung einer ganzen Stadt.
Um Linda zu helfen, organisiert Helen einen Gangbang mit fรผnfzehn (!) Mรคnnern, was aber auch nichts hilft. Daraufhin schickt Helen sie zu einem befreundeten Psychiater (Harry Reems), der die Ursache von Lindas Frigiditรคt herausfindet: Sie hat ihre Klitoris nicht am รผblichen Ort, sondern in der Kehle und sogleich beginnt er mit der โSchlund-Therapieโ, die schnell zu Lindas Lieblingsbeschรคftigung wird. Soweit zum Inhalt, der schnell erzรคhlt ist.

Die akrobatischen Fรคhigkeiten von Linda Lovelace lassen den sexuellen Akt zu einem Schauspiel werden. Wenn sich dann auch noch die Darsteller auf sexueller Ebene nicht nur quantitativ, sondern auch qualitativ dem normalen Akt entziehen, fรคllt auch dem breiten Publikum der Blick auf das Gezeigte leichter. Denn das Auรergewรถhnliche will meist eher gesehen werden, als die schmerzhafte, verbotene Realitรคt. Als Sex-Stars schaffen die Porno-Darsteller zudem eine Zirkus รคhnliche Atmosphรคre, in der das Physische das Psychische dominiert.
Nahezu jede Szene in Deep Throat enthรคlt komische Entwicklungen oder Auflรถsungen und nichts scheint ernst gemeint zu sein. Der Humor รคhnelte keineswegs dem der Pornofilme der zwanziger und dreiรiger Jahre. Er war intelligenter und hatte eine vollkommen andere Zielrichtung. Man lachte nicht รผber sexuelle Versager oder absurde Aktionen, sondern รผber Form und Inhalt des pornografischen Films selber. Der Zuschauer behielt die benรถtigte Distanz, da er wusste, dass nichts ernst gemeint war. Der Film erscheint auch als Fortsetzung der abstrusen pornografischen Arztfilme vergangener Jahre und zugleich als Parodie auf die Verwissenschaftlichung der Sexualitรคt in diesen Jahren, die einen neuen kulturellen Umgang mit Sexualitรคt geschaffen hatte. Durch die Verwendung von sachlich definierten Begriffen, wie Hygiene, oder Statistik, entstand sowohl eine Liberalisierung, wie auch Trennung von Sexualitรคt und Mensch.
Lernte man in den sogenannten Aufklรคrungsfilmen noch, dass man erst einen langwierigen Vortrag eines greisen Wissenschaftlers รผber sich ergehen lassen musste, um in den Genuss eines nackten Kรถrpers zu kommen, machte sich Deep Throat รผber diese Aufklรคrung und die vermittelnde Rolle des Arztes in der Sexualitรคt, hemmungslos lustig. Er war sowohl Porno als auch parodistische Rache des Untergrunds an der populรคren Kultur und wissenschaftlichen Zรคhmung der Sexualitรคt. Zugleich entdeckte er die alte, subversive Kraft des frรผhen Pornofilmes wieder, mit der eine Kultur und Gesellschaft karikiert werden kann.
Einer oder besser gesagt, der Porno-Klassiker, zu dem ihr im Rahmen unseres Artikels โDeep Throat – der Mythos eines Pornofilmsโ noch weitere Informationen erhaltet.
Nachtrag vom 04.12.2016:

Nun gibt es vom deutschen Label Intimate Film eine weitere Neuauflage des Pornoklassikers mit deutscher und englischer Sprachfassung. Neben der Hardcore-Version, ist bei Intimate Film auch eine FSK18-Fassung erschienen. Angesichts der prallen Farbenpracht hat man bei der Restaurierung des Bildmaterials (insbesondere bei der Blu-ray Version) und mit Unterstรผtzung von Beate Uhse TV ganze Arbeit geleistet. Das Bildformat liegt im 16:9 Format (1080p) vor, was im Gegensatz zur alten 4:3 Version einen vรถllig neuen Eindruck des Films vermittelt.
Aber auch beim Ton (DTS-HD) hat man noch einiges rausholen kรถnnen, was insbesondere fรผr die deutsche Tonspur gilt, die um einiges frischer und dynamischer klingt als die englische. Leider fehlen auch Extras, was laut Label aber schlicht und ergreifend an der ernรผchternden Tatsache liegt, dass man keine geliefert bekommen hat. Wer noch รผber den Films wissen will, findet dies bei uns und im Internet sowie in der empfehlenswerten Dokumentation „Inside Deep Throat„.
Alle weiteren Details zur neuen „Deep Throat“ DVD und Blu-ray Version findet Ihr in unseren Erotik-News.
Deep Throat
Originaltitel / Alternativtitel: Garganta Profunda
Genre: Erotikfilm, Porno Spielfilm, Pornofilm Klassiker
Land / Jahr: USA 1972
Laufzeit: ca. 62 Min.
Studio / Vertrieb: Arrow / VCA Pictures
Regie: Gerard Damiano
Erotik Darsteller: Linda Lovelace, Harry Reems, u.a.
Format (Bild + Ton): -
DVD Extras: -
Auszeichnungen: AVN's Five Porn Cult Classics (2005), X-Rated: The Greatest Adult Movies of All Time (2015)


