Anlässlich des tragischen Todes von Linda Lovelace, durch einen Autounfall im April dieses Jahres, blicken wir in diesem Portrait nochmal auf die einzigartige wie verhängnisvolle Karriere und das Leben der ersten international bekannten amerikanischen Pornodarstellerin zurück.
Linda Lovelace: Der Anfang einer Pornofilm-Karriere
Linda Lovelace, mit bürgerlichem Namen Linda Susan Boreman, wurde 1949 In New York geboren. Im zarten Alter von 16 Jahren zog Linda mit ihrer Familie nach Miami um und soll erst mit 19 Jahren ihre Jungfräulichkeit verloren haben.
Kurze Zeit später heiratete Linda dann Chuck Traynor der sich, neben diversen anderen Geschäften, auch mit der Produktion von kleinen Pornostreifen über Wasser hielt. Deren Qualität war allerdings alles andere als gut und der Erfolg der Filme alles andere als erfolgreich.
Das junge Paar beschloss daher, dass neue gemeinsame Glück in New York zu suchen, was damit endete das Linda von Chuck „verkuppelt“ wurde.
Im Zuge von Chuck Traynors „geschäftlichen“ Aktivitäten und seiner teils auch schlagkräftigen Überredungskunst begann Linda in kleinen Pornoproduktionen und Szenen mitzuwirken. Pro Einsatz erhielt sie damals die Standardgage (für Frauen) von 50 Dollar. Jahre später soll Linda gesagt haben, das sie es schon damals für ungerecht hielt, das die männlichen Darsteller schlechter bezahlt werden, obwohl sie eigentlich die ganze Arbeit hätten. (Anm.: Männliche Darsteller erhielten 40 Dollar).
„A lot of us at that time were very happy to be doing what we were doing. If we didn’t want to do something, we didn’t. I can’t believe she was forced into it, because she relished some really over the top stuff“. – Sharon Mitchell
Im Zusammenhang mit den ersten Pornodrehs ereigneten sich zwei ganz entscheidende Ereignisse, die jedoch für das weitere Leben und die Karriere der jungen Linda Lovelace mehr als weitreichende Folgen haben sollten…
Als erstes wäre da die Geschichte zu nennen, die sich während des Drehs zu „Doggarama“ ereignet haben soll, die aber letztendlich wohl auch eher der Legendenbildung diente. In genanntem Film, auch unter dem Titel „Dog Fucker“ bekannt, hat Linda eine Analszene mit dem Darsteller Eric Edwards.
Nachdem Edwards einen kleinen Durchhänger hatte, soll Linda frustriert aufgestanden sein, sich umgesehen haben und den am Set anwesenden Hund erfolgreich als Ersatz für Edwards genutzt haben…
Das unglaubliche Talent der Linda Lovelace
Doch als noch viel wichtiger als die Tatsache, ob und wie Linda nun Hunde liebte, erwies sich ihre Entdeckung durch den Filmemacher Gerard Daminao, dem sie in einem der damals zahllosen Streifen auffiel. Allerdings weniger durch ihr Aussehen, sondern vielmehr aufgrund ihrer Fähigkeit einen Penis komplett schlucken zu können, was Damiano später in „Deep Throat“ thematisierte.
Die Idee dazu soll sich allerdings mehr oder weniger während der laufenden Dreharbeiten ergeben haben, sodass Damiano – von Lindas Talent begeistert – mehrere Szenen mit Lovelace und Reems nachdrehte und mit den bereits fertigen zusammenschnitt.
Doch bevor sich „Deep Throat“ zu einem der erfolgreichsten Pornofilme aller Zeiten entwickeln sollte und Linda Lovelace zu einer nationalen und internationalen Berühmtheit werden sollte, wurde der Film in New York von der Justiz verboten.
Das Urteil wurde allerdings später revidiert und so wurde „Deep Throat“ auch in Lindas Heimatstadt zum Kultfilm, der angeblich insgesamt über 600 Millionen Dollar eingespielt haben soll. Dieser Erfolg verhalf Linda aber keineswegs zu finanziellem Segen, da sie nach eigener Aussage von diesem Geld „keinen Penny“ bekommen habe.
Zu Ruhm & Ehren mit Deep Throat?
Was dann folgte ist bekannt und „Deep Throat“ wurde zum Kultfilm, der Millionen Dollar einspielte. Dies verhalf aber weder seinem Regisseur Damiano noch der Hauptdarstellerin Linda Lovelace zu finanzieller Sorglosigkeit, da beide (wenn auch aus verschiedenen Gründen) „keinen Penny“ zu sehen bekamen.
Dennoch öffnete ihr der Film zahlreiche Türen und Wege, die sie in eine neue Welt voller anderer Berühmtheiten führen sollte, in der sie zumindest als berühmteste „cocksucker by all accounts“ niemals vergessen worden ist.
Linda Lovelace entwickelte sich, auch im Zusammenhang mit der wachsenden Liberalisierung des Pornofilms in den Siebzigern, zu einem begehrten Interviewpartner.
Dies traf auf die Mainstream-Medien wie auf einschlägige Adult-Magazine zu. Doch trotz allen Medienrummels, zahlreicher Cover- und PLAYBOY-Fotos ließ das allgemeine Interesse an Linda Lovelace genauso schnell wieder nach, wie es aufgetaucht war. Daran konnten auch in Folge einige Biographien diverser Ghostwriter nichts mehr ändern.
Auch in filmischer Hinsicht erwiesen sich die wenigen weiteren Auftritte als Flops und Linda stand erneut vor dem finanziellem Aus. Als dann noch Al Goldstein vom SCREW Magazine die zuvor erwähnte „Hunde“-Story ins Gespräch brachte, war Linda Lovelace erstmal für lange Zeit als „one hit wonder“ abgeschrieben und vergessen.
Ende einer Porno-Karriere und Rolle rückwärts
Anfang 1974 landete Linda wegen des Besitzes von Kokain und Amphetaminen im Gefängnis von Las Vegas. Nachdem sie entlassen wurde, ließ sie sich als erstes von Chuck Traynor wegen Nötigung zu sexuellen Handlungen und Misshandlung scheiden.
„…after DEEP THROAT the business passed her by. She wasn’t particularly attractive nor could she act. If she told the truth about her life the book wouldn’t have sold as well. She made up the stories that she was forced to do all these things.“ – Eric Edwards<