Kaoru Adachi, geboren am 27.01.1952, arbeitet zuerst bei einem japanischen Fernseh-Sender, bevor er 1986 sein eigenes Unternehmen V&R gründete. Mit seinem zuvor erworbenen Einfluss als Produzent und Regisseur etablierte er in kürzester Zeit V&R als eine der größten Porno-Produktionsfirmen im Bereich Adult Video in Japan.
Aufgrund seiner Kenntnisse im Bereich des Tauchsports, sowie einer Ausbildung als Tauchlehrer war es auch nur eine Frage der Zeit, bis er die geniale Idee hatte Hardcore-Action unter Wasser zu präsentieren. Mit bis dato einmaligen und unvergleichlichen Bilder und Szenen unter Wasser inszenierte er die Serien „Scuba Sex“ und „Aqua Sex“.
Kaoru Adachi gilt, aufgrund seiner unkonventionellen Ideen und seinen bisherigen Arbeiten, nach wie vor als einer der größten und charismatischsten Regisseure im japanischen Adult-Film.
Mr. Adachi, was macht ihrer Meinung nach die immense Popularität von V&R International aus?
Nun, ich denke, die Firma wurde deswegen groß, weil wir einfach die schönste Belegschaft des ganzen Business haben (lacht)! Wir sind definitiv keine Major-Company, aber das wollen wir auch gar nicht sein. Wir sind zufrieden mit unserer Rolle, und arbeiten nach dem Motto: großes leisten in einem kleinen, dafür aber überschaubarem Umfeld!
Was macht den Reiz eines japanischen Pornofilms für das westliche Publikum aus?
Da muss ich etwas weiter ausholen. Wie sie ja wissen, dürfen wir hier in Japan keine Geschlechtsteile zeigen. Das führt natürlich zu einer gewissen Einschränkung. Ich glaube aber fest daran, dass westliche Produktionen auch ihre Einschränkungen haben: nämlich in Form der Ausdrucksmittel.
Ich habe manchmal das Gefühl, dass einige westliche Regisseure nach dem Motto „Porno = volle Konzentration auf die Sexorgane“ vorgehen, und dass dabei manches auf der Strecke bleibt. Daher glaube ich, dass japanische Pornos für Leute aus Europa oder Amerika etwas schwer zu verstehen sind, in Bezug auf unsere Herangehensweise. Wir müssen durch die gesetzliche Situation hierzulande mehr auf unsere Fantasien und unseren Einfallsreichtum setzen.
Auf der anderen Seite nervt es uns auch manchmal, zwischendurch nicht einfach mal knallharte Sex-Action ablassen zu können. Doch wie soll das funktionieren, mit gepixelten Geschlechtsteilen?
Und wir möchten unsere Filme nicht nur mit dem Gedanken an Übersee im Hinterkopf drehen, sondern auch den Menschen hier Produkte liefern, mit denen sie zufrieden sind. Es hat also Vor- und Nachteile, aber auf jeden Fall existieren Riesenunterschiede.
Ich glaube auch, dass unsere Darstellerinnen außergewöhnlich sind. Westliche Frauen sehen im Alter von ca. zwanzig Jahren meist schon recht reif aus. Hier wirken achtzehn-, neunzehn- oder zwanzigjährige Frauen, und man muss sie ja aufgrund ihrer Volljährigkeit als solche bezeichnen, meist sowohl vom mentalen, als auch vom physischen Standpunkt her wie Teenager! Und sie denken oft nicht an Arbeit bei einer Porno-Produktion. Für sie ist es eine neue Möglichkeit, Spaß am Sex zu haben, und sie sind damit nur gewöhnliche Mädchen, wie man sie täglich auf der Straße sieht. Dieser Aspekt der „Mädchen von Nebenan“ dürfte, denke ich, ebenfalls für westliche Fans hochinteressant sein!
Sie haben u.a. auch die Filme „Scuba Sex“ und „Aqua Sex“, bei denen es hauptsächlich um Unterwasser-Sex geht, gedreht. Was reizt sie an dieser speziellen Form des Pornodrehs?
Da ist einmal die Herausforderung der Kamerapositionierung, die sich natürlich grundlegend von der Arbeit zu Lande unterscheidet. Ich mag dreidimensionale Bilder mehr als zweidimensionale. Die Bewegungen der schwebenden Körper und schwimmenden Haare – einfach fantastisch! Und nicht zu vergessen die Bewegungen der Schamhaare. So etwas gibt es einfach nur unter Wasser.
In ihrem Film „I want to be your sex slave“ dreht die weibliche Protagonistin den Spieß gehörig um, als sie die jungen, schamlosen „Kogal“-Mädchen kidnappt, um ihnen ihren Willen aufzwingen. Wie kamen sie auf diese faszinierende Idee?
Dahinter steht die Idee der mentalen Befriedigung. Orgasmen kommen nicht nur durch das Aneinanderreiben der Geschlechtsteile zustande, es geht oft auch um Dominanz und darum, diese auszuüben oder verabreicht zu bekommen!
In „What is Kogal? Japanese Kogals go to West“ bringen sie das Phänomen der „Kogal“-Mädchen einem westlichen Publikum näher. Wie hoch schätzen sie den Grad des „Realismus“ ein, der in dem Film vorherrscht. Würden sie mir zustimmen, wenn ich von einer gewissen Übertreibung spräche?
Nein, dem ist keineswegs so! Ernsthaft! Glauben sie mir, hier wurde definitiv nichts übertrieben dargestellt!! Ich verstehe die ganze „Kogal“-Kultur selber nicht. Ich frage mich, ob das ihr Weg ist, nach der eigenen Identität zu suchen. Glauben sie, sich selbst verstehen zu lernen, indem sie die Aufmerksamkeit der anderen auf sich ziehen? Mich interessierten diese Dinge sehr, deshalb befand ich die Reihe als Herausforderung für mich.
In „Ms. Japan“ zeigt sich die Frau stärker als ihre männlichen „Opfer“. Sie kontrolliert die Geschehnisse, während in Pornofilmen zumeist den Männern diese Rolle zugesprochen wird. Mir gefällt diese Idee sehr! Was hat sie dazu veranlasst, diesen Standpunkt einzunehmen?
Das Verhalten der Männer in dem Film entspricht dem momentanen Bild der japanischen Gesellschaft, was die sexuelle Rollenverteilung angeht. Das Phänomen der männlichen Sexlosigkeit ist hier zum sozialen Problem geworden. In Japan gilt es mittlerweile für den Mann als unmoralisch, Sexaktivitäten der Frau gegenüber anzuregen, das heißt, die offensivere Rolle einzunehmen.
Hier lässt man sich nun lieber ausziehen, als es selbst zu tun, getreu dem Motto „ich war irgendwann nackt, egal wie sehr ich mich auch wehrte!“. Das wurde mit der Zeit irgendwie, sagen wir mal, komfortabel.
Die Frauen nehmen auch zunehmend mehr Beteiligung in der japanischen Gesellschaft ein. Die Männer sind verwirrt, wurde ihnen doch traditionell eingetrichtert, stark aufzutreten. Sie fragen weniger nach Sex, weil sie Angst vor emotionaler Verletzung haben, falls dieser abgewiesen wird! Ich denke, das könnte man als den momentanen Masochismus der japanischen Männer bezeichnen.
Können sie uns etwas über den Hintergrund der japanischen „Sukebe Enkai Parties“ sagen? In ihrem Film „The Japanese typical Sukebe Enkai Party 2“ geht ja sexuell alles drunter und drüber!
In Japan ist alles erlaubt, wenn man betrunken ist! Bei uns heißt das „ bureiko“, wenn man den sozialen Rang völlig vergessen kann. Nach lokalen Festivitäten kommt es somit oft zu regelrechten Orgien, nachdem alle abgefüllt sind. Es gibt hier auch die Tradition der „politischen Treffen in einem Ryotei-Restaurant“. Politische Gegner treffen sich dann zu Schlichtungsgründen in einem Nobelhotel, welche bei uns Ryotei genannt werden. Viele hübsche Frauen erscheinen ebenfalls zu diesen Anlässen, bei denen rigoros alle gewöhnlichen Kunden abgewiesen werden.
Seit etlichen Zeiten wird darüber diskutiert, welchen Exzessen dort möglicherweise hinter verschlossenen Türen gefrönt wird. Sehen sie diesen Film einfach als eine mögliche Antwort an!
Welche Ziele haben sie sich noch mit V&R gesetzt?
Ach, sagen wir einfach, wir sind noch auf dem Weg, uns weiter zu verbessern. Wir wollen weiter von den westlichen Firmen lernen, ohne die eigene Identität aufzugeben. Unsere Animes, die japanischen Zeichentrickfilme, haben es auch geschafft, die Welt zu erobern. Nur haben viele bereits wieder vergessen, wie lange das gedauert hat!
Im besten Falle geht es mit dem Pornofilm auch diesen Weg, wenn Zeit vergangen ist, und die westliche Welt unsere Sexmentalität besser versteht. Ich hoffe, unsere zukünftigen Produktionen könnten eine Mischung des westlichen und östlichen Geschmacks sein.
Wie groß schätzen sie den Einfluss der jungen Regisseure in ihrer Firma ein? Denken sie, dass es wichtig ist, junge Energie in diesem Business präsentieren zu können? Was können sie selbst noch von den Nachwuchsregisseuren lernen?
Nun, im natürlichen Kreislauf der Dinge verändern sich natürlich Ansichten und Gewohnheiten der Menschen. Die Sexphilosophien und Drehgewohnheiten hängen von jedem Regisseur als Individuum ab, und je dem Alter der Person, können diese stark differieren. Ich glaube, hier liegt auch eine weitere Aufgabe von mir, nämlich stets neue, junge Leute zu engagieren, die ihren Stil und ihre eigene Auffassung der Dinge