Mit dem โGasthaus zum scharfen Bockโ ist es so eine Sache โฆ Zum einen ist es allein angesichts des Produktionsjahrs und der Darsteller-Riege durchaus ein Pornofilm-Klassiker. Da hat man bei Herzog Video keineswegs zu Unrecht das Cover mit ausgezeichnet. Allerdings hat man auch gut daran getan, diesen โKlassikerโ nicht unbedingt als einen der ersten des deutschen Porno-Kult Labels aus Bayern zu verรถffentlichen, sondern ihn nach hinten zu verschiebenโฆ
Wenn ein bayrisches Gasthaus zur Porno-Kneipe wird!
Der Streifen beginnt mit einer nรคchtlichen Autofahrt von Sigrun Theil durch Mรผnchen, ehe sich der Zuschauer nach Ablauf der Credits und einem harten Schnitt unversehens in Peters Kneipe wiederfindet. Diese ist in der Tat eher Kneipe als Gasthaus und so trifft der Alternativtitel โPorno-Kneipeโ der Kern der Sache schon eher. Aber da Gasthaus vornehmer klingt und wohl eher Assoziationen an die guten alten โLederhosenโ- und Alpensex Filme erweckt, hat man wohl damals auf โDas Gasthaus zum scharfen Bockโ gesetzt und will zeigen, wie die โBayern ficken!!!โ, was durch einen Coveraufdruck unmissverstรคndlich klar gemacht werden soll. Aber seiโs drum und kommen wir wieder zum harten Kern des Geschehens und der gezeigten Tatsachen zurรผck.
Denn so rosig wie es im bayrischen Freistaat aussieht, so schlecht lรคuft Peters Kneipe. Nรคmlich mehr schlecht als recht und auรer ein paar Saufbrรผdern ist im einst gut gehenden Lokal nicht viel los. Welchโ Glรผck fรผr Peter (Sepp Gneissl), dass just vor Schluss des Abends Gitte (Sigrun Theil) vor seinem Hause stoppt, um noch kurz was zu essen. Angesichts der scharfen Blondine lรคsst sich Peter nicht lumpen und zaubert ihr in der Kรผche eine anstรคndige Mahlzeit.
Nur dumm, dass die gute Gitte nicht zahlen kann, da sie pleite ist. Aber umso glรผcklicher erweist sich dieser missliche Umstand fรผr Peter als sie ihn in Naturalien bezahlt, sprichโ er bekommt einen Blowjob spendiert, der sich gewaschen hat.
Im weiteren Verlauf stellt sich heraus, dass Gitte eine ehemalige Bordell-Chefin ist, die Peter prompt einen pikanten Vorschlag unterbreitet, wie beide gemeinsam ab sofort wieder zu Geld kommen.
Und schon am nรคchsten Morgen organisiert Gitte ein paar gute โFreundinnenโ und eine neue Kรถchin (Ginny Noack), die nicht nur das Lokal, sondern vor allem auch die Gรคste in Schwung und Zahlungslaune bringen soll. Angesichts der aufreizenden Bedienung sind die neuen Geschรคftspartner schon am ersten Abend erfolgreich und so erhรคlt Peter von Gitte, wie versprochen, diesmal nicht nur orale Freuden verabreicht, sondern gleich das ganze Programm in Sachen Sex. Dies erfreut nicht nur Peter, sondern auch den Rezensenten und Zuschauer erst Recht.
Nach diesem glanzvollen Auftakt ist das โGasthausโ am zweiten Abend gerappelt voll und gerammelt wird noch mehr. Nur um letzteres vorwegzunehmen und die ganze Geschichte ein wenig abzukรผrzen โฆ die Kellnerinnen treiben es mit den Gรคsten und spรคter am Abend auch in Form eines Lesben-Dreiers auf dem Tisch.
Peter vernascht derweil die sรผรe Ginny Noack, die es sich mit dem Nudelholz auch mal gerne selbst in der Kรผche besorgt. Ganz groร sind aber auch die Sex-Szenen mit Sigrun Theil. Dazu zรคhlt zum einen eine Nummer mit einem Gast auf dem Klo, die auf ganz eigentรผmliche Art und Weise gleichermaรen unerotisch wie reizvoll und anziehend ist, dass man sie einfach gucken muss. Noch besser ist allerdings der Ritt, den Sigrun auf einem Gast am Tisch hinlegt, wรคhrend sie zwei anderen Mรคnnern gleichzeitig einen runterholt. Die alten Klassiker haben halt auch heutzutage noch immer was zu bieten!
Ansonsten gibt es noch diverse Sex-Szenen in Folge zu sehen, so vernascht Peter am Ende noch eine der Kellnerinnen und ein Stelldichein jagt das nรคchste, was รผber die gesamte Laufzeit mit einem รคuรerst nervigem Gedudel bajuwarischer Natur unterlegt ist. Auch wรคre es sicherlich nicht schlecht gewesen, wenn Sepp Gneissl wรคhrend der Dreharbeiten mal das durchgeschwitzte rotkarierte Hemd gewechselt hรคtte, aber das nur mal am Rande erwรคhnt. Irgendwie springt im letzten Drittel รผberhaupt kein Funke mehr รผber und man ist irgendwie froh, wenn der Film dann auch zu Ende ist.
Einzig die kleine Transvestiten-Story zwischendurch lรคsst nochmal kurz Interesse aufflammen, aber diese endet auf dem Klo so schnell, wie sie begonnen hat. Wahrscheinlich wรคre das damals auch zu viel des Guten fรผr den Durchschnitts-Zuschauer gewesen und somit endet dieser Part genauso im Klamauk, wie er begonnen hat.
Hinter den Kulissen des Gasthaus zum scharfen Bock
So schwach die Story und teilweise Umsetzung ist, so namhaft sind eigentlich die Akteure in dieser deutschen Pornofilm-Produktion. Angefangen bei Kenneth Howard hinter dessen Pseudonym sich abermals Jรผrgen Enz als Regisseur verbirgt, bis hin zu Sepp Gneissl รผber den in den zahlreichen Reviews zu den weiteren Erotikfilm-Klassikern aus dem Hause Herzig Video ja schon mehr als einmal ein Wort verloren haben. Allerdings muss man auch klar sagen, dass man den Sepp in anderen Pornofilmen auch schon mit einer weitaus besseren Performance gesehen hat. Unvergesslich in diesem Zusammenhang sind einfach seine Auftritte in โKasimir der Kuckuckskleberโ.
Somit bleiben von den bekannten Gesichtern und insbesondere mit Sicht auf die Darstellerinnen vor allem Ginny Noack (aka Gretchen Kolber, Regine Noack) und Sigrun Theil noch ein paar Zeilen wert.
รber Ginny Noack ist leider nicht viel zu sagen, da sie lediglich von Mitte bis Ende der 70er Jahre vor der Kamera aktiv war. Aber dafรผr sind die Auftritte der sรผรen Blondine im zuvor schon erwรคhnten โKasimirโ; โDie neuen Abenteuer des Sanitรคtsgefreiten Neumannโ, โPlaygirls of Munichโ und โDas Sex-Abiturโ unvergesslich, um nur mal ein paar der insgesamt knapp 25 Filme mit ihr zu erwรคhnen. Einen Groรteil davon drehte sie รผbrigens unter der Regie von Jรผrgen Enz und Hans Billian.
Zugebenermaรen habe ich mich mit Sigrun Theil (aka Karen Hapsburg) auch eine Weile schwer getan. In Verbindung mit ihr soll es auch ein Zitat eines bekannten Pornofilm-Produzenten geben, welches im Zusammenhang mit ihr das Attribut โhรคsslichโ beinhaltet. Dies erscheint mir aber letztendlich doch arg รผbertrieben, da Sigrun durchaus ihren ganz eigenen Reiz und besondere Ausstrahlung versprรผht.
Was nun zutrifft, muss jeder fรผr sich selbst entscheiden, aber ihre sexuelle Performance lรคsst in diesem Film und zahlreichen anderen, in denen sie von Mitte bis Ende der 70er Jahre mitgespielt hat, kaum Kritik zu: Sei es nun in โ5 Girls heiร wie Lavaโ , โRosie Nimmersattโ, โ22 cm oder einige Erlebnisse des stellungssuchenden Gerd M.โ oder vor allem in โLauras Gelรผsteโ.
Ein Wort noch zur Bildqualitรคt dieser DVD, die bei weiten nicht reprรคsentativ fรผr Herzog Video ist und dem รคuรerst schlechtem Ausgangsmaterial zur Last gelegt werden muss. Sagen wir mal so, man sollte sich drauf gefasst machen, dass man sich auf VHS-Niveau bewegt, was andererseits den Classic-Touch verstรคrkt, wenn man es positiv sehen will.
Fazit: Kann man gucken, wenn man(n) oder Frau schon alle anderen Klassiker gesehen hat und/oder ein Fan der genannten Personen ist!
Das Gasthaus zum scharfen Bock
Alternativtitel: Pornokneipe, Sexy Bistro, Emotions sexuelles, Kรคnn min skรถna sparris
Genre: Erotikfilm, Porno Spielfilm, Pornofilm Klassiker
Land / Jahr: Deutschland 19
Laufzeit: ca. 77 Min.
Studio / Vertrieb: Herzog Video
Regie: Kenneth Howard (Jรผrgen Enz)
Erotik Darsteller: Sepp Gneissl, Ginny Noak, Sigrun Theil, Robby Voss, Kay Walter, u.a.
Format (Bild + Ton): DVD (PAL) 4:3, Deutsch, Codefree
DVD Extras: Trailer