Ach ja, die glorreichen 70er Jahre brachten nicht nur die bekannten Sexfilme hervor, wie wir sie schon mehrfach hier vorgestellt haben, sondern auch einige Sexlustspiele der ganz besonderen Art.Erstreckte sich in den meisten Fรคllen die Bandbreite vom Kumpel im Ruhrpott bis hin zu alpenlรคndischen Schulmรคdchen- und Lederhosen-Frivolitรคten, setzte man im Fall von „Ach jodel mir noch einen“ noch einen drauf und schickte fรผnf sexy Girls von der Venus in die deutsch-รถsterreichische Bergwelt.
Stosstrupp Venus blรคst zum Angriff oder ganz einfach:
Ach jodel mir noch einen!
Das Ergebnis dieser genialen Idee kann man in Form von „Ach jodel mir noch einen“ bestaunen. Ein herrlicher Trash-Klassiker, der mit einer Kult-verdรคchtigen Ausstattung a la โRaumpatrouille Orionโ aufwarten kann.
Die รผblichen Genre-Standards, in Form von jeder Menge Sex- und Comedy-Einlagen, lieรen dieses Werk samt seinem herrlichen Trash-Appeal zu einem echten โSexy-Classicโ avancieren.
Aber worum geht es hier รผberhaupt? Die Bewohnerinnen des Planeten Venus kรถnnen sich nicht mehr fortpflanzen, da es keine Mรคnner, und folglich auch keine mรคnnlichen Samenspender, mehr gibt. So schicken die Venus-Amazonen das Raumschiff „Sexx Sex“ mit fรผnf reizenden Venus-Damen namens Solaria, Vegania, Galaxia und Begania, sowie der Kommandantin 666 zur Erde. Schlieรlich hat man erfahren, das bei den primitiven Erdbewohnern zumindest noch das Sexleben stimmt.
Das diese Vermutung stimmt, beweisen gleich die ersten Erfahrungen, die die Venus-Schรถnheiten machen, denn schlieรlich sind sie im zรผnftigen Oberbayern gelandet. Einige bayrische Urgesteine, vornehmlich weibliche, beobachten gar die Landung des Raumschiffs und ahnen schon das sexuelle Unheil, welches da รผber sie hereinbrechen wird. Die mรคnnliche Bevรถlkerung hingegen ahnt nichts bรถses und hรคlt die futuristisch gestylten Schรถnheiten fรผr das franzรถsische Damen Ski-Team. Die Damen von der Venus trennen sich, um in landesรผblicher Tracht auf Spermajagd zu gehen und gelangen mit Tricks und holder Unbefangenheit schnell an ein paar gestandene bajuwarische Mannsbilder.
Es folgt eine der unglaublichsten Szenen im ganzen Film, als den Mรคnnern im Raumschiff, mittels einer obskuren Maschine, Sperma abgepumpt wird. Dies fรผhrt im weiteren Verlauf zu intensiver und praktischer Aufklรคrungsarbeit, denn schlieรlich kann man die ganze Angelegenheit ja auch auf natรผrliche und schรถnerer Art und Weise praktizieren. Die Venus-Frauen spรผren recht schnell, wie angenehm das sein kann und lassen sich immer รถfter in Sachen Liebe unterweisen… Soweit, so gut!
Eins kann man definitiv sagen: โAch jodel mir noch einenโ zรคhlt in der Kategorie der Sexfilme mit zu den unterhaltsamsten und aufwendigsten Produktionen der damaligen Zeit. Der erotische SciFi-Klamauk aus รsterreich schlug damals mit satten 4,5 Millionen Schilling zu Buche. Schรถne Frauen sind natรผrlich auch wieder inklusive und actionmรครig gibt es hier den รผblichen Hรคrtegrad, also geht es eher soft zur Sache.
Um so erstaunlicher, das dieses Werk รผber Jahrzehnte auf dem Index brachlag. Hier kann man Marketing Film nur danken, dass sie sich auf den mรผhsamen Weg durch die Instanzen gemacht haben und erfolgreich einen weiteren Film (nach erneuter Prรผfung) vom Index geholt haben!
„Ach jodel mir noch einen“ Film: Cast & Crew
Der 1917 in Wien geborene Regisseur Georg Tressler dรผrfte dem ein oder anderen vielleicht auch unter seinen Pseudonymen Hans Dressler, Hans Georg Keil oder Hans Sternbeck bekannt sein. Er arbeitete als Regisseur, Darsteller, Drehbuchautor und Produzent. Neben seinen frรผhen Kinowerken โDie Halbstarkenโ (1956) und โDas Totenschiffโ (1959), in dem er auch als Darsteller zu sehen ist, blieb โAch jodel mir noch einenโ sein einziger grรถรerer Ausflug in die Welt des Sexfilms.
Spรคter arbeitete er fรผr das Fernsehen, erzielte aber mit der Serie โGraf Yoster gibt sich die Ehreโ (1966), sowie TV-Arbeiten fรผr die Serien โDer Kommissarโ und โTatortโ weitere Achtungserfolge, bevor er sich 1989 noch mal mit โSukkubus – den Teufel im Leibโ an einen Kinofilm begab. Im Anschluss folgten weitere TV-Arbeiten wie z.B. โMrs. Harris – Freund mit Rolls Royceโ oder die 1992 gedrehte Serie โSchloss Hohensteinโ.
Der Darsteller Franz Muxeneder dรผrfte hinlรคnglich bekannt sein und daher sei noch auf zwei seiner mรคnnlichen Kollegen hingewiesen, bevor die Damen an die Reihe kommen.
Zum einen wรคre da Michael Maien zu nennen, der hier als Arzt eine grรถรere Rolle spielt und schon frรผh in den Werken von Oswald Kolle auftauchte. Neben einigen, wenigen weiteren Sexfilm-Rollen sieht man ihn auch in den beiden groรartigen Produktionen โDas Stundenhotel von St. Pauliโ und in โHexen – bis aufs Blut gequรคltโ. Im Anschluss blieben ihm allerdings nur noch Rollen in TV-Serien wie โDer Alteโ, โDerrickโ oder โDer Kommissarโ vergรถnnt.
Zum anderen wรคre noch Klaus Mรผnster zu nennen, der neben vielen Sexfilm-Rollen auch in der Serie โBรผro, Bรผroโ auftauchte und รผberwiegend fรผr das Fernsehen tรคtig war. Neben kleineren Rollen z.B. als Gangster in einigen Derrick-Episoden tauchte er ab Mitte der 80er eine Zeit lang als Moderator des โPickwick-Clubโ auf. Dabei handelte es sich um ein Jugendmagazin im Kinderprogramm der ARD. Manch‘ einer wird sich vielleicht erinnern!? Unvergessen wird sicherlich sein Auftritt in einem Werbespot fรผr โWick-Medi-Naitโ bleiben, in dem ihm, schwer erkรคltet, der Apotheker am Nachtschalter eben jenes Medikament verkauft und er im Anschluss mit einem Lรคcheln im Gesicht einschlรคft.
Aber nun zu den Damen, die von Nina Frederik als Kommandantin 666 angefรผhrt werden. Groรartig bekannt ist mir persรถnlich nichts รผber diese Darstellerin. Allerdings scheint sie eine gewisse Affinitรคt zum โblasenโ zu haben, war sie doch auch im gleichen Jahr noch in โWenn Mรคdels zum Manรถver blasenโ zu sehen.
Gleiches gilt in etwa auch fรผr Catharina Conti (Galaxia), die man in โAlpenglรผhn im Dirndlrockโ wiedersehen kann.
Von ganz anderem und einschlรคgigen Kaliber ist da schon Heidrun Hankammer (Begania), die man neben zwei Edgar Wallace-Verfilmungen noch in diversen Sex-Streifen der 70er bewundern konnte.
Auch die Tschechin Alena Penz (Eclypse) tauchte in zahlreichen Produktionen auf. Die Palette reicht von zwei โKumpelโ-Teilen, รผber โSalon Kittyโ hin zu โReportโ-Teilen und dem bekannten โAuf der Alm da gibt’s koa Sรผndโ.
Gerti Schneider (Solaria) liegt irgendwie dazwischen. Sie drehte insgesamt nur fรผnf Filme, u.a. noch 1975 โDie Kleine mit dem sรผรen Poโ und 1978 โDas Lustschloss im Spessartโ.
Ach jodel mir noch einenย ist ein wirklich sehenswertes Machwerk und typisch fรผr das deutsch-รถsterreichische Erotikkino der spรคten 60er, frรผhen 70er Jahre. Wenn auch ungleich die Story um Lรคngen einfallsreicher ist, als bei dem Gros vergleichbarer Produktionen, was sicherlich dazu beigetragen hat, dass dieses Werk in den Staaten schon seit Jahren absoluten Kultstatus genieรt.
Da einige Lexika- und Quellenangaben Laufzeiten von 73 bis 86 Minuten angeben, ergab die Nachfrage bei Marketing Film, dass es sich bei der aktuellen DVD-Fassung, um die ehemalige indizierte Kinoversion handelt und keine Schnitte bekannt sind.
Nachtrag vom 15.11.2021
Der Film wurde am 30.10.2021 von der VZ Handelsgesellschaft neu auf DVD verรถffentlicht. Wie uns der Vertrieb und aktuelle Rechteinhaber mitteilten, handelt es sich bei der Fassung um die einzig verfรผgbare deutsche Fassung fรผrs Heimkino.
Die damalige Kino-Fassung des Films, eine Produktion der T.I.T. Filmproduktion, Mรผnchen, und Gรผnther Kรถpf Filmproduktion, Wien, hatte am 21.06.1974 seine FSK Prรผfung als JK 333, ab 18 X (Juristenkommission) mit einer Lรคnge von 82 Minuten bei 24 Bilder die Sekunde.
Bei den Fassungen als DVD/VoD und TV hat der Film 25 Bilder in der Sekunde und damit eine Laufzeit von 75:30 Min, da er etwas schneller lรคuft. Aus den dadurch fehlenden 7 Minuten, wurden zudem noch 3 Minuten Material herausgeschnitten, da bereits die erste VHS-Auflage bei Polyband-Toppic indiziert wurde.
Die „geschnittene“ Fassung war somit auch das Master fรผr die hier vorgestellte Marketing-Fassung und TV-Ausstrahlung bei Tele 5 am 30.11.2019 sowie fรผr aktuelle DVD-Verรถffentlichung รผber die VZ Handelsgesellschaft.
Es gibt jedoch eine weitere Fassung aus den Niederlanden unter dem Label Tiroler Sex. Diese ist jedoch nicht lizensiert und um knapp 4 Minuten Handlung lรคnger als die Marketing-DVD. Dennoch ist auch die NL-Version gekรผrzt, da es sich um teils unterschiedliche Sex-Szenen handelt.
Nach Aussage von Walter Potganski (T.I.T. Filmproduktion), mache es jedoch keinen Sinn rechtlich gegen die hollรคndische Verรถffentlichung vorzugehen. Dies kostet nur Zeit und Geld und zudem mรผsste den Film dann erneut eine FSK-Prรผfung durchlaufen, auch wenn diese dann wohl heutzutage eine FSK16-Freigabe erhalten wรผrde.
Ach jodel mir noch einen – Stosstrupp Venus blรคst zum Angriff
- Originaltitel / Alternativtitel: Stoรtrupp Venus – 5 Mรคdchen blasen zum Angriff, 2069: A Sex Odyssey
- Genre: Erotikfilm, Sexfilm
- Land / Jahr: Deutschland 1974
- Laufzeit: ca. 76 Minuten
- Studio / Vertrieb: Marketing Film (2003), VZ Handelsgesellschaft (2021)
- Regie: Hans G. Keil (Georg Tressler)
- Darsteller: Nina Frederic, Catherine Conti, Heidrun Hankammer, Alena Penz, Gerti Schneider, Michael Maien, Franz Muxeneder, Raoul Retzer, u.a.
- Format (Bild + Ton): DVD, PAL 4:3, DD 2.0 (dt.), Codefree
- Extras: Slideshow, sowie das Presse- und Werbeheft