Neue Label sprießen in den letzten Monaten nahezu schon inflationär aus dem ausländischen Boden empor. Im hart umkämpften deutschen Markt ist es daher umso bemerkenswerter, wenn jemand den Mut fasst ein neues Label zu initiieren.
Ein mutiger Schritt also, den Stephan Dicke mit seinem Label SD Evolution Video im vergangenen Jahr erfolgreich wagte. Allerdings auch ein Fall, in dem gewagt gleich gewonnen bedeutet: denn mit neuen Ideen und Witz schaffte es Stephan Dicke sich, mit seinen Produktionen in nur wenigen Monaten, erfolgreich in der Medienlandschaft zu positionieren.
Hallo, Stephan! SD Evolution Video ist jetzt etwas mehr als ein Jahr am Markt. Kannst Du uns mal kurz erklären, was Dich quasi aus dem Nichts heraus veranlasst hat, ein eigenes Porno-Label zu gründen?
Na ja, ich hatte schon immer mit dem Gedanken einer Selbständigkeit gespielt. Und da ich zu der Zeit auch noch selbst Pornofilm-Konsument war, habe ich mir gedacht, warum es nicht mal in dem Bereich versuchen.
Außerdem hatte ich den Gedanken, bei den Pornos vielleicht auch mal irgendwas zu verändern… zum Beispiel mehr Witz einzubringen.
Du hast die ersten Produktionen und Zeit als 1-Mann Unternehmen gearbeitet? Was hast Du denn vorher gemacht und welche Kenntnisse musstest Du Dir noch aneignen?
Ich muss gestehen, Kenntnisse hab ich mir keine angeeignet. Ich hab einfach angefangen und mehr durch „lerning by doing“ gelernt.
Wie groß ist die Firma heute und wie viele Mitarbeiter beschäftigst Du?
Mittlerweile arbeiten 8 freiberufliche Mitarbeiter ausschließlich für mich. Die ganze Organisation, Booking, Drehen, usw. mache aber ich. Ich will auch das es so bleibt, denn ich gebe nichts gerne aus der Hand.
Eine der ersten beiden Produktionen war der erste Teil von „Mach’s mit Till“ was sich ja im Nachhinein als echter Glücksgriff erwiesen hat. Wie hast Du Till kennengelernt und wie bist Du auf die Idee gekommen, keinen 08/15 Gonzo, sondern eine Realitysex-Serie zu konzipieren?
Der Till hat sich bei mir als Darsteller beworben und zu dem Zeitpunkt wusste ich noch nicht, dass Till Kraemer auch ein echter TV-Star ist. Ich hab mich mit ihm sofort super verstanden und er hat mir am Anfang auch sehr geholfen.
Während wir eines Abends telefonierten, erzählte er mir, dass er sehr, sehr viele Emails und Anrufe von Frauen und Mädchen bekommt, die mit ihm privat Sex haben wollen. Und während ich dann mal wieder so im LKW unterwegs war, kam mir die Idee zu „Mach’s mit Till“. Es sollte eine Reality-Serie sein, da sich ja die Frauen in echt beworben haben.
Mittlerweile gibt es ja schon eine Menge Produktionen von Dir. Was würdest Du sagen, ist ein typisches Merkmal, welches sich in allen Produktionen von SD Evolution Video wiederfindet?
Zum einem lege ich sehr viel Wert auf Bild und Ton. Ich mag keine Pornos, die einfach mal eben gedreht worden sind; bei denen dann der Ton schlecht ist und man von den Girls nicht viel sieht. Außerdem versuche ich witzige Elemente, Humor und mal andere Locations einzubauen, die sonst eher selten sind wie zum Beispiel der Zirkus.
Auch lasse ich die Darsteller in meinen Filmen einfach ‚laufen‘, oft ohne große Regieanweisungen oder -druck zu machen. Das macht so allen mehr Spaß und bringt gute Ergebnisse, was man offenbar auch am Ergebnis zu sehen scheint.
Auf der Venus hast Du mit Cathy Young Deinen ersten Exklusivstar vorgestellt. Was war die Überlegung einen Newcomer exklusiv zu verpflichten und welche Vorteile ergeben sich daraus?
Das Cathy Young noch ein Newcomer war hat sich einfach so ergeben. Sie hat sich bei mir beworben und ich wusste sofort das dieses Mädchen was hat, als ich ihre Fotos sah. Nach dem ersten Treffen, wie auch Fotoshootings, bestätigte sich mein Eindruck. Ich hab noch nie eine 18-jährige gesehen, die so viel Ehrgeiz und Einsatz gezeigt hat.
Die Vorteile bei einem Newcomer sind einfach die das man zusammenwächst, das Model noch formen kann und so gemeinsam das beste Ergebnis erzielt. Profis haben da vielleicht schon einen gewissen Stil, den ich bei bestimmten Projekten gar nicht haben will.
Vor kurzem ist eine weitere Reihe mit dem altgedienten Jean Pallet gestartet. Worum geht es in der Serie, um die es ja bereits im Vorfeld einigen Ärger wegen des Namens gab?
Na, dass spricht sich ja schnell herum. Nun, die Serie nennt sich Jean Pallets „SexTalk – Zieh‘ dich aus wir müssen reden“ und ist eine Art Porno im Stefan Raab Style: sehr freche Interviews, gepaart mit Sex. In der Serie will ich Newcomer, sowie Stars einbauen, die sich trauen sich auf deftige Interviews einzulassen. Dabei können dann vielleicht auch mal gerne die Fetzen fliegen, wenn Jean Pallet zu frech wird. Das sind Filme, die man nicht nur zuhause alleine schauen kann, sondern die auch mal beim Treffen mit Freunden zum lockeren Anheizen dienen können.
Wenn man mit Dir redet und Dich kennt, sprühst stets vor Tatendrang und neuen Ideen. Das kann man leider weder von vielen alten noch einigen jüngeren Kollegen Deiner Zunft behaupten. Als Beispiele sei nur mal die Weinsorte mit Cathy und Till angeführt oder die demnächst startenden Porno-Partys erwähnt. Womit muss man in nächster Zeit noch rechnen?
Ist das so? Na ja, ich möchte Porno auch ein wenig gesellschaftsfähiger machen. Da passt doch der Wein am Abend zum Sex oder die öffentliche Party mit Pornostars dazu. In naher Zukunft werde ich natürlich versuchen meine Ideen umzusetzen, um außergewöhnliche Filme zu machen. Aber verraten kann ich hier noch nichts.
Was ich aber schon verraten kann ist, dass ich mit einem Musikstudio in Verhandlungen stehe, das mit unseren Till Kraemer eine CD (ich hoffe doch einen Hit!) über das Pornobiz machen will. Der erste singende Pornostar, wäre doch klasse oder?
Kannst Du noch ein wenig näher das Konzept der Partys erläutern? Werden die dann auch mit gefilmt werden?
Okay, die Partys laufen so ab, dass jeder der Mitmachen will auch dabei sein kann. So kann er seine Pornostars live beim Sex erleben oder auch gleich mit ihnen Sex haben. Natürlich nur mit Gesundheitstest. Halt um ausgefallene Partys in der Bar, dem Club oder der Disco nebenan.
Es sollen aber keine Swinger-Produktionen werden, in denen die Darsteller Masken tragen. Jeder, der dabei ist – auch wenn er nur zusieht – wird gefilmt. Ich will, dass es echt wird! Aber vor allem die Zuschauer zwischen 25 und 35 stören sich an Filmen, in denen die mitwirkenden Darsteller in Ski- oder Motorradmasken zu sehen sind.
Vor einiger Zeit hast Du eine Download-Site zu „Mach’s mit Till“ im Netz gestartet. Was hat Dich dazu veranlasst diesen Schritt zu machen? Sinkende DVD-Verkäufe oder willst Du bereits im Vorfeld auf neue Vertriebswege setzen?
Ich will damit natürlich auf neue Vertriebswege setzen, denn ich denke, dass der Online-Bereich gerade beim Adult-Programm nicht zu stoppen ist. Die Rechner/ Computer werden immer schneller, einfacher zu bedienen und bieten diskreten Zugang zu Pornofilmen. Gerade die Generationen, die jetzt noch zur Schule gehen, werden in ein paar Jahren fast nur noch Filme vom Computer downloaden.
Zudem stieg die Nachfrage von „Mach’s mit Till“-Filmen im Ausland. Und um auch den internationalen Fans gerecht zu werden, musste eine Download-Seite her.
Wie siehst Du die Zukunft der DVD? Meinst Du mit HD-Produktionen und Blu-Ray werden sich die Preise für Produzenten nochmal auf höherem Niveau stabilisieren?
Ob sich die Preise halten können, kann ich nicht sagen, denn dafür fehlt mir – glaube ich zumindest – noch ich die Erfahrung in dem Biz. Aber ich denke, im Zeitalter von Speichermedien, wie Chips, Festplattenrekordern, usw. wird sich die einfache DVD wohl vom Markt verabschieden müssen. Genauso wie es damals bei den Schallplatten der Fall war.
Wenn Du nach einem Jahr nun Bilanz ziehst, wie fällt sie aus? Positiv oder bereust Du den Schritt insgeheim schon?
Nein, ich bereue nichts. Warum sollte ich auch? Ich sehe alles eher positiv! Ich denke, dass ich noch genügend Ideen habe, um Filme zu produzieren zu können. Aber ich weiß auch, dass nicht alles sofort umzusetzen ist … es braucht eben auch Geduld.
Kann man mit Pornofilmen als Produzent heute noch reich werden?
Weiß ich nicht. Bis jetzt hat mich beim Filmen auch nicht der eventuelle Reichtum interessiert. Ich produziere Filme, weil es mir Spaß macht.
Vor welchen Problemen standest Du am Anfang und was ist heute das größte Problem?
Wie jeder andere wohl auch, hatte ich am Anfang eher Probleme mit dem Vertrieb der Filme. Das hat sich aber dank Patrick und Marlis Baukloh sehr schnell geändert. Die beiden sind Klasse und machen eine Spitzenarbeit. So konnten die „Mach’s mit Till“-Filme auch im Ausland ihre Fans finden.
Heute ist es für mich das größte Problem außergewöhnliche Locations zu finden. Denn mit jedem neuen Projekt, steigt auch mein eigener Anspruch an mich selbst.
Gibt es Sachen, die Dich in der Branche stören?
Ja, da bin ich auch ganz ehrlich! Das nicht Zusammenarbeiten der Porno-Labels in Deutschland.
Was liebst Du am meisten an Deiner Arbeit?
Das Abwechslungsreiche und immer neue Herausforderungen bewältigen zu müssen.
Gibt es für Dich ein Traum-Projekt oder ist der Reiz ständig Neues umzusetzen größer?
Oh ja, natürlich gibt es ein Traumprojekt, aber da wird die Umsetzung schon sehr schwer. Verraten werde ich es aber noch nicht, vielleicht schaff ich es ja umzusetzen! Wie schon gesagt, der Reiz nach Neuem wird eher mehr und nicht weniger.
Wie siehst Du die Zukunft des deutschen Pornofilms allgemein?
Durchweg positiv! Die Deutschen machen schon gute Filme und nicht schlechter als andere Länder auch. Und ich denke, dass Porno auch immer mehr Einzug ins richtige Kino finden wird. Die nächsten Generationen wachsen auch viel lockerer mit dem Thema Sex auf als frühere.
Warst Du mit der ersten Venus, wo Du auch als Aussteller vertreten warst, zufrieden und welche Reaktionen hast Du von Fans wie Mitbewerbern erhalten?
Mit der ersten Venus war ich sehr zufrieden, einfach klasse! Ich glaube, ich konnte sehr viel neue Fans für meine Produkte gewinnen und dank Till Kraemer war ich auch schon gleich im ersten Jahr bei der Award-Verleihung dabei. Ist bestimmt auch nicht gleich normal.
Das ist wohl war. Aber Du hast ja auch von Anfang an Deine Produktionen unter das Motto „Porno zum Mitmachen“ gestellt. Wie kommt das bei den Konsumenten an und lässt sich festhalten, wie groß das Interesse der Leute überhaupt am „mitmachen“ ist?
Das Konzept kommt bei den Leuten sehr gut an. Aber nicht nur das, sondern auch das Interesse der Leute am mitmachen ist groß. Es gibt einfach sehr viele, die nicht mehr nur zusehen wollen, sondern sich auch mal als Pornostar fühlen möchten. Es ist ja auch heute nicht mehr so verpönt Pornos zu drehen, wie es einmal früher war.
Denkst Du das ist der größte Unterschied zu Mitbewerbern oder siehst Du sonst noch gravierende Unterschiede?
Das ist bestimmt nur ein Unterschied. Klar gibt es noch andere, aber ich kenne nicht alle.
Einer ist zumindest auch das enorme Medieninteresse, welches Du stets bei Deinen Drehs hast. Wie schaffst Du es und warum gelingt es anderen nicht die Medien so und dann noch positiv für sich zu vereinnahmen?
Kann ich selbst gar nicht so sagen. Ich öffne mich den Leuten und dann kommt das eben von ganz allein. Außerdem zeige ich den Leuten, dass Porno kein Schmuddel mehr ist. Mit Till Kraemer und meinem „geheimen“ Pressegott in meinem Team werde ich euch noch viele weitere Medien-Berichte bringen. Nur mal so nebenbei, es stehen schon wieder einige auf meiner Liste!
Hauptsache Du vergisst uns dabei nicht, aber um zur letzten Frage zu kommen: Was ist Dein größter Wunsch für das Jahr 2007?
Natürlich viele Filme zu verkaufen und neue Fans, Kunden und Geschäftspartner gewinnen zu können.