Wie bereits in unseren News zu lesen war, hat nun auch die US-amerikanische Erotikdarstellerin Brittany Andrews ihren Rückzug aus dem Scheinwerferlicht der Adult Industrie verkündet. Ihren Abschied feierte sie ganz offiziell im Rahmen einer großen Party in Los Angeles, zu der zahlreiche Freunde und Größen aus der Branche geladen waren.
Für alle, die sich spätestens an dieser Stelle nun fragen, wer die vollbusige Blondine mit dem durchtrainierten Body überhaupt ist, haben wir in diesem Portrait nochmals alle wesentlichen Fakten ihrer Karriere zusammengefasst. Denn während sie in den Staaten eine bekannte Größe ist, blieb ihr der verdiente Erfolg und Durchbruch, wie er zum Beispiel Jenna Jameson auch in Europa zu teil wurde, völlig zu Unrecht stets verwehrt. Doch das ist nicht der einzige Punkt, an dem sich die Wege von Brittany und Jenna kreuzen …
Brittany Andrews wurde am 13. August 1973 in Milwaukee, Wisconsin geboren. Im Gegensatz zu vielen anderen weiblichen Stars der Branche verbrachte sie ihrer Jugend nicht als Cheerleaderin, sondern als waschechtes Punkgirl mit pinkem Iro.
Der Kindheitstraum Anwältin zu werden, fiel entsprechend schnell der pubertierenden Realität zum Opfer. Nach eigener Aussage verlor sie ihre Unschuld mit 13 im Rahmen eines Wettbewerbs mit zwei Freundinnen. Auch wenn sie Zweite wurde, ist sie im Nachhinein nicht gerade stolz auf diese in vielerlei Hinsicht schmerzhafte Erfahrung.
Wenn auch nicht als Cheerleaderin, so begann, ihre spätere Adult-Karriere doch zumindest wie viele andere auch damit, dass sie als Tänzerin in einem lokalen Nachtklub arbeitete. Angesichts ihrer Erscheinung und dem vorhandenen Talent wurde sie schnell über die lokalen Stadtgrenzen hinaus bekannt, was zu Engagements in den gesamten USA und bis nach Japan führen sollte. In jener Zeit arbeitete sie zeitweise sogar noch als Managerin in einem Wellness-Center, wie für einen Hersteller von Kosmetikartikeln.
Dem Trip nach Japan folgte ein Abstecher nach Jamaika, wo sie bei einem gemeinsamen Shooting für das High Society Magazin die Bekanntschaft von Jenna Jameson machte. Die beiden teilten sich damals das Hotelzimmer und schlossen schnell Freundschaft. Jenna erzählte ihr alles über ihre Erfahrungen im Adult Business und überredete Brittany nach Los Angeles zu kommen.
Wie Brittany in Interviews erzählte, werde sie die ersten Nächte in L.A niemals vergessen. Gemeinsam mit Jenna und Nikki Tyler, die damals zusammen waren, verbrachte sie nach eigener Aussage unglaublich heiße Nächte und Partys, die jeglichem Pornostarklischee optimal gerecht wurden. Allerdings ist Brittany nicht bisexuell (außer im Film), sammelte aber doch einige private Erfahrungen, wie bei einem ersten Dreier im Alter von 17 Jahren.
Nachdem Brittany im Adult Biz Mekka L.A wortwörtlich angekommen war, begann sich eine beeindruckende Abfolge von Ereignissen zu entwickeln, die sie vom tanzen und ersten Fotoshootings für Magazine letztendlich hin zum Film und ersten Erfolg führte.
Die Rede ist von der Vivid Produktion „Internal Affairs“ aus dem Jahr 1995. Unter der Regie von Bud Lee ist Brittany an der Seite von Stars wie Asia Carrera, Ashlyn Gere und Jon Dough zu sehen. Auch wenn der Film eher mäßig war, wurde Brittany für ihre beeindruckende Leistung umgehend für einen AVN-Award nominiert. Doch auch sonst gibt es noch einige interessante Facts in diesem Zusammenhang. So war dies zugleich der letzte Film von Ashlyn Gere und der erste Adultfilm, den ich reviewt habe. Zugleich war dies auch der erste und einzige Film, indem Brittany ohne Kondom Sex hatte. Brittany selbst hat an ihr Debüt allerdings nicht die besten Erinnerungen, was vor allem für die Szene mit Jon Dough gilt, indem er sie im Film ins Gesicht schlägt. Nach Aussage Brittanys soll dies sehr fest gewesen sein und Dough habe es sichtlich genossen.
Wie dem auch sei, führte dies jedenfalls dazu, dass sie sich im Lauf der Jahre zu einem einzigartigen Pornostar avancierte, wie es ihn wohl selten nochmal geben wird. Nicht nur, dass sie ihre Karriere bewusst selbst in die Hand nahm und dabei mehr als einmal die Industrie mit ihren eigenen Maßstäben und ungeschriebenen Gesetzen konfrontierte, setzte sie vor allem ein Zeichen, indem sie als eine der wenigen weiblichen Darstellerinnen nie mehr ohne Kondom drehen sollte. Auch wenn dies in der sogenannten ‚condom only‘ Politik, wie sie zum Beispiel seitens Vivid eine Zeit lang kein Problem darstellte, änderte sich dies später rapide und wurde ihr letztendlich zum Verhängnis eine Ikone wie Jenna Jameson zu werden.
Die Limitierung brachte aber interessante Angebote zum Vorschein und so bot damals zum Beispiel VCA Brittany die vierfache Gage eines üblichen Exklusiv-Vertrages. Doch Brittany blieb ihrer Einstellung und ihrem Gewissen diesbezüglich treu und achtete stets darauf, dass sie mit Entscheidungen ihre eigene Würde bewahrte und ihre Ansprüche durchsetzen konnte.
„Ich glaube kaum, dass es sonst noch jemanden in diesem Business gibt, der sagen kann, dass er sich zu 100% treu geblieben ist. Ich bin nicht nur drei oder fünf Jahre meiner Entscheidung treu geblieben, sondern mit Ausnahme meiner ersten Szene, immer. Ich habe bereits mit so vielen Mädchen darüber gesprochen, dass einen Test sie nicht schützt. Ein Test kann dir nur sagen, dass du etwas hast, nachdem es schon zu spät ist“, sagte Brittany Andrews zum Thema Kondome. Dabei engagiert sie sich seit Langem in verschiedenen Benefiz- und Gesundheitsorganisationen, was sie aber ohne großen Rummel um ihre eigene Person verstanden wissen will.
Aus dem scheinbaren Nachteil machte die geschäftstüchtige Frau ihren Vorteil. Früh nutzte sie das Internet und besetzte viele Nischen im Fetischbereich, was zu einer eigenen Firma, mehreren Websites und mehr als einem Dutzend Angestellter führen sollte.
Über viele Jahre arbeitete sogar ihre Mutter im Unternehmen mit. Und das alles in einer Zeit, wo Frauen (nach vielfacher Auffassung der Produzenten) nur als Darstellerinnen geeignet schienen und gut aussehen sollten. Brittany Andrews zeigte jedoch schnell, was sie kann und dass sie es nicht nur gut, sondern auch erfolgreich kann.
„Der Unterschied zwischen mir und Jenna war, dass sie die Szene betrat und bewusst Pornostar werden wollte“, sagte Brittany rückblickend: „Ich wollte nie ein Pornostar werden. Ich wollte nur genug, um gut über die Runden zu kommen. Ich wurde vielmehr Pornostar, weil ich es werden musste, um überhaupt eigene Geschäfte machen zu können. Daher drehte ich auch nur wenige Filme im Jahr, aber genug um sagen zu können: Hey, ich bin ein Pornostar, um zum einen die Presse zu haben und zum anderen, um Deals zu meinen Konditionen aushandeln zu können. Denn niemand wollte damals mit einer Produzentin verhandeln, sie wollten alle einen Pornostar. Nun, so machte ich 10 Filme im Jahr, was mich dann in die Lage versetzte, dass zu machen, was ich wirklich selbst machen wollte.“
Und das war nicht wenig, denn 2008 und 15 Jahre später wurde sie in die Liste der „Legends of Erotica“, wie auch in die AVN „Hall of Fame“ aufgenommen, und ihre Leistung entsprechend gewürdigt. Aber auch eine Ehrung, die sie im Alter von 35 Jahren an einem Scheideweg erhielt. Sowohl in persönlicher, wie auch beruflicher Hinsicht. In Anbetracht der Tatsache, dass sich seit damals die Industrie geändert, aber auch vieles nicht geändert hat, vollzog sie die Entscheidung sich als Darstellerin zurückzuziehen und ihre berufliche Karriere als Regisseurin und Produzentin zu erweitern.
Sie gehe keineswegs im Groll, sagte sie bei ihrem Abschied, aber sie würde gerne mehr und Neues ausprobieren. Dabei hat sie sich stets eine gewisse Distanz zur Industrie bewahrt und die Liebhaberin von ausgefallener eigener Kleidung bis hin zu Modellen von Cavalli und Dior hat sich Freunde wie Geschäftspartner auch in anderen gesellschaftlichen Bereichen gesucht. Seien es nun, neben ihren beiden Katzen, Menschen aus der Kunst-, Musik- und Modewelt oder Bankiers, Architekten und der IT-Branche.
Nicht schlecht für ein ehemaliges Punkgirl, dass vor Erreichen des Abschlusses die Schule geschmissen hat, um als Tänzerin zu arbeiten. Aber auch ein Beweis, dass die Adult Industrie erfolgreiche Karrieren für Menschen möglich macht, die im normalen Berufsleben eher selten sind. Wohlgemerkt sei an dieser Stelle der Hinweis, dass es möglich sein kann, aber sicher nicht der Normalfall sein kann. Hinzu kommt die Tatsache, dass Brittanys Karriere in einer Zeit begann, als das „Star“-System noch voll funktionierte.
„Die Industrie damals war mehr wie eine große Familie, in der ein jeder sich um den anderen sorgte, und man sich hundertprozentig auf die Menschen verlassen konnte“, bemerkt dazu Brittany. „Es gab damals noch nicht diese unzähligen Gonzo-Produktionen, geschweige denn Erniedrigungen oder Anal. Es waren Filme, die noch auf 16mm gedreht wurden. Es herrschte eine klare Mentalität vor, in der Frauen noch Stars sein konnten. Jeder achtete jede und passte auf den anderen auf.“
Während zeitgleich also andere Kolleginnen sich ihren Karrieren als Superstars im Hardcore-Film widmeten, schlug Andrews einen komplett anderen Weg ein. Mit 28 Covertiteln im ersten Jahr wurde sie zu einer Fetischqueen im Softcore-Bereich, dem in den folgenden drei Jahren mehr als 600 Fotostrecken folgten. Des Weiteren war sie am häufigsten auf Covern der Magazine Leg Show und Leg Sex zu sehen. Aber auch in diesem Bereich drehte sie nie mehr als 15 bis 20 Filme im Jahr.
Lange Zeit arbeitete sie übrigens mit dem Agenten Hal Gathu zusammen, der sich auf Softcore spezialisiert hatte und dem das Studio des legendären Ed Wood gehört. In der guten alten Zeit des Mailorder-Versandes und bevor das Internet boomte, entstanden so mit Brittany vielerlei Fetisch-Videos aus den Bereichen Foot und Pantyhose. Brittany erinnerte sich mit einem leichten Schmunzeln aber auch gerne an verrückte Sachen aus der Zeit zurück, darunter Bowling, Golfen und Surfen und das natürlich alles nackt.
Inzwischen sind Softcore-Jobs aber immer schwerer zu finden und auch das Star-System im Adult Biz hat sich fast selbst eliminiert. Dazu Andrews: „Wicked hat damals 5 Millionen Dollar für Jenna aufgewendet und das System starb mit dem Tag als Jenna zu Vivid gewechselt ist. Denn jeder kannte damals Jenna, aber keiner Wicked. Danach wusste keiner mehr, wer wer war und sie wurden zu Vivid Girls oder Wicked Girls. Dieser Vorgang öffnete den Firmen die Augen und sie sahen ein, dass für sie ein fataler Fehler war, die Stars bekannter als den Firmennamen zu machen. Zumal, wenn dann der Star noch die Firma wechselt. Heute gibt es mit Digital Playground nur noch ein Studio, dass dies mit Tera Patrick und Jesse Jane gemacht hat. Aber ernst, als Jenna von Wicked zu Vivid wechselte war es das Ende der großen Stars.“
Doch darüber muss sich Brittany mit ihrem Unternehmen Britco wenig Gedanken machen. Mit den drei Geschäftszweigen Internet, Produktion und Vertrieb ist das riesige Studio, dessen Nutzung auch anderen Firmen offen steht, bestens ausgelastet. Brittany selbst produziert drei eigenen Serien und vertreibt diese, wie auch andere DVD-Serien. Weiterhin erstellt ihre Firmen den eigenen Content für inzwischen mehr als 20 Webseiten.
Andrews, wurde aufgrund ihrer Fetisch-Vorliebe und dessen Vermarktung auch als
„Niche Bitch“ bekannt. Zugleich war sie die erste Online-Produzentin, die ihren Namen als Firmenbranding nutzte, wie die zeitgleich aufstrebenden Webqueens Danni Ashe und Shane (Shane’s World).
Mit dem Flagschiff ClubBrittany.com und dem angeschlossenen Partner-Programm, zählt „StrapOnFantasies.com“ nach eigener Aussage zu ihren eigenen Lieblingsfetischen. Aufgrund zahlreicher Statements, weiß man aber sehr wohl, dass sie sehr zwischen Film- und Privatsex deutlich unterscheidet. Nicht nur in Bezug auf die Praktik, so praktiziere sie zum Beispiel Analverkehr nur privat, sondern auch hinsichtlich der Männertypen, die sie bevorzuge. Auch lege sie bei Männern, je nachdem und worum es geht, Wert auf andere körperliche und charakterliche Eigenschaften.
Sie habe jedoch sehr wohl schon einige Sachen im Privaten ausprobierte, über die sie niemals sprechen werde. In einem Interview verriet sie nur einmal, dass ihr ausgefallenster Ort für Sex ein Altar in einem Mausoleum gewesen sei.
Neben dem Erfolg, dem sie dem Medium Internet zu verdanken habe, wisse sie aber auch, welchen immensen Einfluss dieser noch relativ kurze Boom, auf viele kleine Produzenten gehabt hat: „Ich habe immer gesagt, dass die Adult Industrie führend bei der Anwendung neuer Technologie ist. Sei es beim Wechsel von VHS zur CD bzw. DVD oder zum kabellosen Breitbandnetz. Aber man muss sich eingestehen, dass uns diese Technologie inzwischen komplett gefickt hat, in dem sich free porn im Internet, wie Unkraut ausgebreitet hat.“
Mit einem sarkastischen Grinsen führt sie weiter, und wohl wissend um ihre eigenen Erfahrungen dabei, aus: „Das Abo-System auf Webseiten ist archaisch und gehört der Vergangenheit an. VOD wird das Ding werden! Im Moment ist es aber unmöglich als Produzent mit VOD noch Geld zu verdienen, dafür ist es einfach zu billig. Als kleiner Produzent fragst du dich dann irgendwann, warum du im Geschäft bleiben sollst, wenn alles was du machst, kopiert und zum kostenlosen Download angeboten wird?“
Vielleicht mit ein Grund, warum sich Brittany Andrews ihren Entschluss auszusteigen, wohl wissentlich überlegt hat. So bedauerlich es auch für ihre Fans sein wird. Wie sie durchblicken ließ, werde sie vor ihrem Umzug nach New York noch einige Wohltätigkeitsorganisationen und Veranstaltungen unterstützen, sich für einige Covershootings mit bekannten Fotografen treffen und sich vom Pin-up Künstler Dave Nestler malen lassen.
Einige Aufträge und Produktionen für Strap-On und Fetisch-Content seien auch noch vereinbart, bevor sich die „Niche Bitch“ komplett von der Arbeit vor der Kamera zurückziehen werden.
Brittany Andrews plant nun ihre bisherigen Erfahrungen an der New York Film Academy erweitern. Im Anschluss will sie, im Bereich Werbe- und Kurzfilme als Regisseurin und Produzentin für das Fernsehen arbeiten. Die Produktionen für ihre Webseiten werden aber fortlaufen und sie werde diese auch weiterhin persönlich beaufsichtigen.
„Ich habe eine großartige Zeit und viel Spaß gehabt. Ich habe das Adult Biz geliebt und meine Arbeit genossen. Weiterhin habe ich eine Menge Geld verdient, was mir die Gründung meiner Internet- und Produktionsfirma ermöglicht hat. Neben meiner Arbeit als Darstellerin, habe ich auch als Regisseurin und Produzentin arbeiten können. Eine Möglichkeit, wie es sie wohl in keiner anderen Branche der Unterhaltungsindustrie für mich gegeben hätte und entsprechend viel verdanke ich dem Adult Biz. Ich habe viel und alles, was ich wollte, gemacht.“
Das war unser Portrait über eine Frau, die eigentlich gar kein Pornostar werden wollte, aber dennoch irgendwie über sich hinaus gewachsenen ist und das wird es so schnell in dieser Branche nicht wieder geben.