Nachdem wir in den letzten Wochen bereits unterschiedliche Erotik Themen, von Escort bis Pole Dance, als Blog-Themen aufgegriffen haben, geht es diesmal um etwas völlig anderes … Nein, natürlich nicht … es geht vielmehr um einen Aspekt des erotischen und pornografischen Films, der zugleich einen mehr als realen Bezug zur männlichen Sexualität hat.
Anlass der späteren Online-Resultate war jedenfalls die Suche nach einem männlichen Pornodarsteller, der in einer Sex-Szene verhältnismäßig früh zum Höhepunkt kam. Im normalen Leben heißt es schlicht und ergreifend „vorzeitiger Samenerguss“ oder wie der Lateiner sagen würde „Ejaculatio praecox“, sprich‘ vorzeitige Ejakulation. Ein misslicher Umstand, der jedem passieren kann und prinzipiell nicht tragisch ist, sofern es mal passiert.
Sofern es öfter passiert oder zum Dauerzustand wird, handelt es sich zumindest medizinisch gesehen um eine sexuelle Störung des Mannes. Dabei ist er nicht mehr in der Lage den Zeitpunkt der Ejakulation beim Geschlechtsverkehr selbst zu steuern. Fakt ist übrigens, dass es sich um die häufigste sexuelle Funktionsstörung (25-40%) bei Männern, unabhängig vom Alter, handelt.
Cumshot: Länger, härter, besser?
Aber bevor es jetzt zu wissenschaftlich wird, möchte ich noch mal kurz auf den Punkt zurückkommen, um den es eigentlich geht. Nämlich den des Films, genauer gesagt, des Pornofilms. Um welchen Darsteller und Film es sich handelt, spielt weniger eine Rolle als vielmehr die Tatsache, dass er innerhalb weniger Minuten „abgespritzt“ hat.
Das Besondere daran ist, dass es keinen inhaltlichen Grund gab, warum er so schnell gekommen ist. Lassen wir zudem den Aspekt mangelnder Steher-Qualitäten, weiterer Darsteller als Ersatz oder Zeit zum Drehen von Füllmaterial außer Acht, sind wir bei einem Aspekt, der mich seit Jahren, fast Jahrzehnten, nervt und nicht nur mich vor ein ungelöstes Rätsel stellt. Warum werden Hardcore-Szenen eigentlich immer länger?
Plausible Antworten sind mehr als willkommen! Denn sieht man sich die historische Entwicklung an, erscheint dies alles andere als plausibel. Die ersten Loops wie auch späteren Vintage-Streifen entwickelten sich ja wie folgt, indem man einen Einstiegspunkt suchte, aus dem sich die Situation bzw. Anlass für die eigentliche Sex-Szene entwickelte. Mit größeren finanziellen Mitteln und zunehmender Professionalisierung existierte in den goldenen 70er und frühen 80er Jahren immerhin noch der Anspruch, richtige Filme mit pornografischen Szenen zu drehen. Klar gab es auch damals und insbesondere mit dem Aufkommen von Video die sogenannten Gonzos, in denen der sexuelle Akt ausnahmslos im Mittelpunkt stand. Aber selbst da dauerten die Szenen keinesfalls 30 Minuten oder mehr. Den absolut perfekten Mix bieten exemplarisch nach wie vor die Produktionen von Color Climax. Im Durchschnitt dauert eine Szene um die 15 Minuten inklusive Einleitung und einem auf den Höhepunkt durchgetimten Ablauf. Höhepunkt in diesem Fall im wahrsten Sinne des Wortes. Szenen, die sich durch verschiedene Stellungen und Praktiken auszeichnen und mit dem Orgasmus schließen. Dabei kommt selten Langeweile auf und Vorspulen fällt somit auch weg. Was will man mehr, wenn man bedenkt, wie lange der durchschnittliche, reine Akt daheim dauert. Ausgiebiges Vorspiel und drum herum mal nicht eingerechnet.
Und um ehrlich zu sein, wer guckt sich in einem modernen Gonzo eine reine Hardcore-Szene von 30 oder mehr Minuten wirklich an einem Stück an, ohne vorzuspulen? Szenen mit einer solchen Länge, die wirklich sehenswert sind, lassen sich an einer Hand abzählen. Berechnet man dann noch die Fotos zu der Szene, Abbruch / Neustart, Fehler, Umbau, etc., dauert die Szene im Endeffekt natürlich noch wesentlich länger, was die meisten Zuschauer meistens nicht bedenken und das ist auch gut so. Der Fantasie sollen ja kaum Grenzen gesetzt sein.
Potenzprotze und Versager, die keine sind
Also alles gut damals, zumal die meisten Darsteller und Darstellerinnen auch keine Profis waren wie heutzutage. Sieht man davon ab, dass die Flut der Pornofilm-Veröffentlichungen seit Ende der 90er Jahre inflationär hoch ist, nähern wir uns dem Knackpunkt an der ganzen Geschichte. Denn die meisten „guten“ männlichen Darsteller sind heute Profis. Bedeutet im Zusammenhang mit den niedrigeren Gagen gegenüber den Frauen, dass man in mehr Produktionen mitwirken muss, um auf sein Geld zu kommen. Galt man früher als Profi, wenn man am Drehtag lange durchhielt und mehr als einmal konnte, muss man heute gleich in mehreren Produktionen an einem Tag erfolgreich Gas geben. Das auch noch an mehr als einem Tag die Woche, bevor man bei den Produzenten unten durch ist und als „Versager“ gebrandmarkt ist.
Als Folge dieses enormen Drucks ist natürlich klar, dass diesem Druck auf Dauer die wenigsten Männer standhalten können. Soviel an dieser Stelle zum tollen Hengst-Status der Männer. Das Resultat in vielen Fällen ist nämlich nicht nur der Griff zu Drogen, was weitere negative Folgen in Bezug auf Potenz hat, sondern dann auch noch Viagra & Co. und den Einsatz von weiteren Medikamenten zur Folge hat. Wohlgemerkt gilt dies bei Weitem nicht nur für alle, aber auch nicht für wenige.
Nicht weniger überrascht es da, dass nicht nur Frauen heute noch den vermeintlichen Traum vom Pornostar träumen, sondern auch zunehmend Männer dem dynamischen Vorbild des ewig geilen Mannes aus dem Pornofilm nacheifern wollen.
Wohlgemerkt soll es hier nicht um ein körperliches / medizinisches Problem des Mannes gehen, sondern um den eigentlich gesunden. Ob nun Pornodarsteller oder „Normalo“ tun sich da im Internet wahre Abgründe der menschlichen Psyche auf. Da geben angebliche Profis und Ex-Darsteller ihre Weisheiten kund, welche Mittel sie nehmen oder man mit welchen man zu größeren Ejakulationsmengen kommt. Von Spritzen mal ganz abgesehen. Zugleich nimmt sich dem Problem gleich ein weiterer Industriezweig an, der am zweifelnden Mann mehr als gutes Geld verdient. Denn neben der Goldgrube in Form von Viagra und Generika tummelt sich eine Vielzahl von einfachen aber meist kostenpflichtigen Ratgebern wie www.laenger-durchhalten.com über die unterschiedlichsten Trainingsmittel, mysteriöse Pülverchen und Drinks, bis hin zu Pumpen, Cremes und mehr, wie zum Beispiel dem Kamagrashop und vielen anderen… einfach mal „erektile Dysfunktion“ oder „Potenzmittel“ in der Suchmaschine eingeben und staunen.
Zusammenfassend ließe sich das Ganze natürlich noch erheblich ausbreiten, aber sollte für einen ersten Denkanstoß reichen. Mir ist im Film wie im echten Leben eine gute Viertelstunde jedenfalls lieber als eine langweilige halbe Stunde, oder? Diskussionsbeiträge sind herzlich willkommen!