Mit โDead Place Eroticโ stellen wir Euch nach dem „Pussy Book“ einen weiteren Titel des ambitionierten deutschen Verlags Horgenbooks vor. Fotograf und Autor des Bildbandes ist Guido Thomasi, der schon seit Jahren eine feste Grรถรe unter den deutschen Akt und Erotik Fotografen ist.
โDead Place Eroticโ spiegelt eindrucksvoll den durchaus gelungenen Versuch wieder, mal eine andere Hintergrundkulisse fรผr erotische Fotografien zu nutzen, als man es fรผr gewรถhnlich kennt. Dabei entstand das Konzept eher zufรคllig als Guido Thomasi bei einem Spaziergang in Hannover auf die รberreste eines ehemaligen Industriekomplexes aus den 20iger Jahren stieร, wie es auch ausfรผhrlich vom Autor selbst im Vorwort geschildert wird.
Fasziniert vom Reiz des mรถglichen Gegensatzes zwischen verfallenem Industrie-Design, Mรผll und Graffiti sowie andererseits erotisch ins Bild gesetzten Modellen entstanden so zahlreiche Fotos fรผr dieses Werk.
Um eins vorweg zunehmen, muss man ehrlicherweise direkt sagen, dass die Idee keineswegs neu ist. Allerdings bin ein groรer Liebhaber solcher und รคhnlich gelagerter Themen, sodass mich dieser Punkt nicht unbedingt stรถrt.
Viel mehr fรคllt auf, dass Thomasi den Modellen unterschiedlich viel Platz hinsichtlich der Seitenzahlen einrรคumt. Hinzu kommen zahlreiche, schon fast zu viele, Standard-Posen und โSzenarien, denen versierte Betrachter mehr als รผberdrรผssig sein dรผrften. Auch einem Groรteil der Modelle, teils komplett nackt, teils kostรผmiert, fehlt der Hauch des Auรergewรถhnlichen wie Aussagekraft, die im Gedรคchtnis bleibt.
Auch รผber die Qualitรคt der Aufnahmen an sich kann man streiten. Die Bandbreite reicht von stark kรถrnig รผber pixelig bis zum obligatorischen Weichzeichner. Angesichts dessen kรถnnte man fast schon den Eindruck gewinnen, dass der Fotograf versucht hat, konventionelle Mainstream-Erotik ins Underground-/Fetisch-Ambiente zu transportieren. In Anbetracht dessen und der sehr unterschiedlichen Bilder fehlt nicht nur der zรผndende Funke, der nicht รผberspringt, sondern auch eine stringente Konzeption. Wo ist der Zusammenhang zwischen einer fast ungeschminkten Blondine und einer Dame mit Latexmaske, sieht man vom Hintergrund der Industriekulisse ab?
Das Resultat zu โDead Place Eroticโ bleibt erst recht zwiespรคltig, da ich Guido Thomasi und auch seine Arbeiten, wie zum Beispiel fรผr Penthouse, eigentlich schรคtze. Die Idee ist auch nicht schlecht und der Bildband seitens des Verlags nicht minder aufwendig gestaltet, sodass auch der Preis an sich gerechtfertigt erscheint.
Auch die Rezensionen anderer Medien sind voll des Lobes: โdie heiรesten Bilder der Stadtโ (Bild, 31.10.2011), โViel Haut, viel Sex und viele Trรผmmerโ (Neue Presse, 25.11.2011) und โerotische Faszinationโ (Cherry Magazin, Jan. 2012) heiรt es da.
Wer erotische Bilder sucht, die zwischen Vergangenheit und Gegenwart, Angst und Lust, Kunst und Kommerz schwanken, bekommt mit โDead Place Eroticโ einiges geboten. Ob es jedoch dem persรถnlichen Anspruch und Geschmack reicht, steht auf einem anderen Blatt und muss letztendlich jeder fรผr sich selbst entscheiden. Einen ausgiebigen Blick samt Diskussion ist โDead Place Eroticโ von Guido Thomasi und Horgenbooks allemal wert.
Dead Place Erotic
Genre: Literatur, Erotik Bildband
Land / Jahr: Deutschland 2011
Verlag: Horgenbooks
Autor: Guido Thomasi
Format: Hardcover, 144 Seiten