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Beate Uhse – Ein Nachruf auf die deutsche Sex-Pionierin

Beate Uhse verstarb am 18. Juli 2001 im Alter von 81 Jahren an den Folgen einer Lungenentzรผndung in einem Schweizer Spital. Sicherlich keine erfreuliche Nachricht, aber um so mehr ein wรผrdiger Anlass nochmals an die Frau zu erinnern, die neben Oswald Kolle die sexuelle Revolution in Deutschland angestoรŸen hat und ohne ihr Wirken, wรคre die Erotik-Industrie in Deutschland kaum auf dem heutigen Grad der Akzeptanz.

Beate UhseDie Erfolgsstory der im Jahre 1919 geborenen Pilotin (mit Rang eines Hauptmanns im Krieg) Beate Uhse beginnt anno 1947. In der Nachkriegszeit wird die Tochter einer Landรคrztin insbesondere in den lรคndlichen Gebieten tagtรคglich mit dem Problem der ungewollten Schwangerschaft konfrontiert.
Da Verhรผtungsmethoden damals noch nicht erfunden oder weites gehend unbekannt sind, entschlieรŸt sich Beate Uhse dazu eine Broschรผre รผber die fruchtbaren und unfruchtbaren Tage der Frau (โ€žLehre Knaus-Ogino“) fรผr 2 Reichsmark das Stรผck herauszugeben. Die so genannte โ€žSchrift Xโ€œ lรคsst die findige Geschรคftsfrau in Flensburg drucken und ist bereits nach einem Jahr ein Bestseller.

Ein Jahr spรคter bietet Beate Uhse dann in Form von Kondomen ihre ersten Produkte an. Die starke Nachfrage dieser Verhรผtungsmittel fรผhrt dazu, daรŸ sich die damals noch sehr kleine Firma schnell entwickelt. 1949 erhรคlt sie eine Gewerbegenehmigung der damaligen englischen Militรคrregierung.

Anfang der 50er Jahre erfolgen jedoch die ersten Klagen. Der Anlass: Die unaufgeforderte Zusendung der ersten Beate Uhse-Broschรผren und der Verkauf von Kondomen an Unverheiratete. Damals noch ein eindeutiger VerstoรŸ gegen geltendes Recht, da die Broschรผre als Fรถrderung von Unverheirateten zur Unzucht gewertet wird.
Dennoch kรคmpft Beate Uhse weiter fรผr ein liberaleres Recht. Qualifizierte Anwรคlte und Wissenschaftler tragen dazu bei, dass es in den folgenden Jahren trotz der mehr als 2.000 Anklagen niemals zu einer Verurteilung kommt.

Innerhalb den nรคchsten Jahren entwickeln sich die Werbeschriften aus dem Hause Uhse immer mehr zu den heute bekannten Katalogen, und mit wachsender Produktpalette, nimmt auch die Expansion immer grรถรŸere Formen an.

1962 erรถffnet Beate Uhse den ersten Sex-Shop der Welt, aus dem sich innerhalb kรผrzester Zeit eine groรŸe und internationale Ladenkette entwickelt.

1974 wird die Firma in die Beate Uhse GmbH & Co KG umgewandelt, 1978 weitet sich das Unternehmen zum Konzern aus und noch im gleichen Jahr wird der Filmverleih gegrรผndet.

Wรคhrend sich mit der Zeit das Versandgeschรคft zu einem der grรถรŸten seiner Art entwickelt, werden auch die Lรคden immer mehr zu Anziehungspunkten in den Stรคdten. Als 1989 die Mauer fรคllt, ist Beate Uhse auch als erste zur Stelle, um ihre Kataloge zu verteilen und den diesbezรผglich Unwissenden ihre โ€žEhehygiene-Artikelโ€œ anzubieten.

In den 90er Jahren ist Beate Uhse immer hรคufiger in den Medien prรคsent: Nicht nur ihre Meinung ist gefragt, auch ihre Leistungen im Umgang mit Sex werden weitestgehend anerkannt. Die Akzeptanz erreicht mit der Verleihung des Bundesverdienstkreuz und Ende 1999 mit der Enthรผllung einer รถffentlichen Gedenktafel in Flensburg ihren Hรถhepunkt.

Auch als sich durch neue elektronische Kommunikationsformen neue Bereiche und Mรถglichkeiten auf dem Gebiet der Erotik erรถffnen, ist Beate Uhse sofort dabei, das erotische Potential z.B. von Telefondiensten und Multimedia zu erschlieรŸen. Zum 50jรคhrigen Geschรคftsjubilรคum 1996 wird das groรŸe Beate Uhse Erotik Museum in Berlin erรถffnet.

1998 erfolgt der Bรถrsengang des, sich mittlerweile zum Aktienunternehmen gewandelten, Konzerns unter dem Namen Beate Uhse AG.

2000 erfolgt, mit der Grรผndung zweier neuer Gesellschaften in Skandinavien, eine weitere Expansion. Innerhalb der Expansion erfolgt auch die Beteiligung an der niederlรคndischen Erotik-Filmgesellschaft Helen Duval Visuals B.V., dessen Ziel der internationale Ausbau der Marke Helen Duval ist. (Siehe auch unser Interview mit Helen Duval).

Mitte 2000 รผberrascht die Firma (inzwischen ca. 900 Mitarbeiter, Jahresumsatz von mehr als 300 Mio. DM) mit der Meldung, entlang der deutschen Autobahnen Sex-Supermรคrkte erรถffnen zu wollen. GleichermaรŸen รผberraschend erfolgt auch der Einstieg ins Pay-TV รผber Premiere mit eigenem TV-Kanal.
Und zu guter Letzt soll das Leben der Sex-Pionierin Beate Uhse auch noch verfilmt werden. Die Produktion sollen spรคtestens 2001 die beginnen, jedoch ohne Beteiligung der eigenen Firma. Beate Uhse, kommentierte das Vorhaben mit dem Satz: โ€žIch weiรŸ gar nicht, wer sich solch einen Film ansehen wรผrde.โ€œ

Beate Uhse wusste, wie keine andere sich den Erotik-Markt zu erschlieรŸen und neue Mรถglichkeiten auszuschรถpfen. Nicht umsonst kennen knapp 98% aller Deutschen den Namen Beate Uhse, was zweifelsohne auch mit den beiden Dingen zu tun hatte, die sie tรคglich umgaben: Sex und Geld, was nur allzu oft viele Feinde und Anschuldigungen nach sich zieht. So sagte sie einmal in einem Interview, daรŸ sie kaum gesellschaftliche Kontakte habe, um niemanden in eine peinliche Situation zu bringen. Allerdings verdankt man auch ihr, den heute offenen Umgang mit dem Thema: Sex; und ihr Kampf fรผhrte auch mit zur Abschaffung des Verbots der Pornographie, welches erst 1975 aufgehoben wurde. Durch den heute weltumspannenden Konzern und ihr Leben und Wirken, wird ihr Name auf jeden Fall fรผr immer unvergessen bleiben. Vielen Dank, Frau Uhse!