Mit Glitter Baby bringt Herzog Video einen weiteren Klassiker aus dem reichhaltigen Fundus der amerikanischen Pornogeschichte wieder ans Tageslicht. Dabei ist Glitter Baby eigentlich mehr wegen der beteiligten Personen als wegen seines Inhalte interessant. Okay, Sex gibt es hier natรผrlich auch zu sehen, aber das steht wohl auรer Frage.
Glitter Baby
Genre: Porno, Klassiker
Land / Jahr: D 2006 (USA 1983)
Laufzeit: ca. 84 Min.
Studio / Vertrieb: Herzog Video
Regie: Roberta Findlay
Darsteller: Shauna Grant, Jerry Butler, Kelly Nichols, Rhonda Jo Petty, Marlene Willoughby, Tiffany Clark, Michael Knight, Tish Ambrose, Alexis X, Athena Star, Ashley Moore, u.a.
Format: DVD
Extras: Trailer
Die Story von Glitter Baby erzรคhlt von dem verzagten, eher intellektuell angehauchten David Preston (Jerry Butler), der unter der strengen Hand seines Vaters und seiner Frau Paula (Tish Ambrose) zu leiden hat. So muss er sich wegen 15 Minuten Verspรคtung vor den Augen seiner Frau im Hausflur ausziehen und sich selbst hochbringen, bevor er mit ihr Sex haben darf. Das ist ihm mehr als peinlich und so zieht es ihn nach dem Sex in eine Bar. Dort trifft er seinen Schulfreund Brad (Michael Knight) wieder, der soeben mal mit der Kellnerin eine lockere Nummer auf dem Damenklo geschoben hat. David erzรคhlt Brad von seiner Lage und das ihm zu allem Unglรผck auch noch sein kranker Vater die Leitung seiner traditionsreichen Werbeagentur Glitter รผbertragen hat. Das ist alles zu viel fรผr den โarmenโ‘ Jungen und daher versucht Brad ihn zu motivieren. Er schwรคrmt ihm vor, welche Vorteile er in der Werbebranche hat: Geld, Glamour, Macht und Sex, dass sei es doch im Leben.
Doch wie es in der Wirklichkeit aussieht, erfรคhrt David schon an seinem ersten Arbeitstag, als er mit der Geschรคftsfรผhrerin Ms. Benson (Marlene Willoughby) aneinandergerรคt. Die resolute Dame will sich ihren Einfluss in der Firma nicht nehmen lassen. Allerdings hat sie auch einiges zu verbergen, da sie, wie in der nรคchsten Szene zu sehen ist, ein Verhรคltnis mit einem Kunden hat, mit dem sie im Bรผro vรถgelt. David ist verzweifelt und fragt seinen Freund Brad nochmals um Rat. Bei einem Trip in die Sauna treibt es Brad aber lieber mit zwei jungen Girls, wรคhrend sich David am Telefon mit seinem Vater auseinandersetzen muss.
Doch schon am nรคchsten Tag geht es fรผr David mit einem ersten Job aufwรคrts. Darf er doch die neuen Models fรผr eine Unterwรคsche-Werbung casten. Wรคhrend Ms Benson ihm hinter seinem Rรผcken den Spruch: โPussy ist Pussy, was kann er da schon falsch machen!?โ mit auf den Weg gibt, erweist sich das Casting als verhรคngnisvoll fรผr die weitere Entwicklung Davids. Er lernt nรคmlich neben dem abgeklรคrten Model Marcie March (Kelly Nichols) auch die gleichermaรen schรผchterne Amy (Shauna Grant) kennen und lieben. Am Abend trifft er sich mit ihr, Marcie und Brad in einer Disco. Und wรคhrend Brad die gute Marcie flachlegt, kommen sich David und Amy nรคher.
Am nรคchsten Tag hat Brad dann einen ziemlich geilen Tagtraum, indem er als Scheich mit seiner Sekretรคrin (Tiffany Clark) als Sklavin und Amy als neuer Haremsdame treibt. Danach scheint er wie ausgewechselt und mutiert innerhalb kรผrzester Zeit zum โtough guyโ‘, der alles unter Kontrolle hat und nun bestimmt, wo es lang geht. So liest er seiner Frau, die im Bรผro auflรคuft, wie auch Ms Benson, gehรถrig die Leviten und berichtet seinem Vater, das er ein gewรถhnliches Model heiraten will. Das Happy End ist dann sozusagen vorprogrammiert und David und Amy haben in der letzten Szene endlich Sex.
So weit so gut, der Film hat einige starke Hardcore-Szenen wie den Tagtraum oder die Anfangsszene auf dem Flur und viele Stars der damaligen Zeit auf der cast list, was ihn durchaus sehenswert macht. Vor allem Fans des 80er Jahre US-Pornos kommen hier voll auf ihre Kosten.
Historisch gesehen steht bei Glitter Baby vor allem Regisseurin Robert Findlay im Mittelpunkt des Interesses. Zum einen, weil sie mit eine der ersten Frauen im Pornogeschรคft (hinter der Kamera) war und zum anderen natรผrlich, weil sie durch den skandalumwitterten Film Snuff, den sie Mitte der 70er mit ihrem Mann Michael Findlay gedreht hat, seit Jahrzehnten immer wieder in den Schlagzeilen war.
Filmfans ist sie neben ihren Pornos, auch fรผr ihre Horrorfilme und die Flesh-Trilogie bekannt oder besser berรผchtigt, da sie in den meisten Fรคllen nie รผber das C-Movie Niveau hinauskamen. Dennoch hat die findige Geschรคftsfrau, die auch gerne mรคnnliche Regie-Pseudonyme verwendete, in all den Jahren immer wieder von sich Reden gemacht. So verรถffentlichte sie ein Jahr nach dem Tod von Shauna die Produktion โShauna – Every Manโs Fantasyโ, in der es noch zwei Szenen mit Shauna zu sehen gibt.
Filmisch gesehen ist daher auch Glitter Baby kein Geniestreich, aber fรผr einen Porno durchaus auf einem annehmbaren Niveau. Shauna Grant war bekanntlich der erste Hustler-Star und hat sich tragischerweise mit einer Schrotflinte im Jahre 1984 das Leben genommen.
Jerry Butler ist hier in der Blรผte seines Lebens zu sehen und Marlene Willoughby, Tiffany Clarke oder Kelly Nichols sind immer einen Blick wert. Der Name Glitter dรผrfte รผbrigens auf einer Idee des Drehbuchautors R. Allen Leider basieren, der unter anderen auch als Journalist fรผr die Magazine Glitter und Elite gearbeitet hat.
Also, nichts wie ‚rein, in die Welt des Glitters!