Mit „The Pool“ liegt uns seit langem endlich auch mal wieder ein richtiger Spielfilm zur Rezension vor, der nichts, aber auch rein gar nichts mit dem Erotik-Genre zu tun hat. Allerdings lรคsst sich auch nicht verschweigen, dass Hauptdarstellerin Ratnamon Ratchiratham recht hรผbsch ist. Aber davon mal ganz abgesehen lรคsst schon ihr Name vermuten, dass es sich bei „The Pool“ um einen asiatischen Film handelt. Genauer gesagt, um eine thailรคndische Film-Produktion, die in vielerlei Hinsicht gelungen zu รผberraschen weiร!
Narok 6 metre: Wie gefรคhrlich ein 6 Meter tiefer Pool werden kann!
Day (Theeradej Wongpuapan) arbeitet fรผr eine Filmcrew, die in einem stillgelegten Freibad einen Werbespot dreht. Nach Ende der Dreharbeiten will Day noch ein wenig relaxen und schlรคft auf einer Luftmatratze im Pool ein.
Als er wieder wach wird, ist das Wasser bereits zur Hรคlfte abgelaufen. Der Beckenrand ist fรผr ihn unerreichbar und um ihn herum steigen nur die 6 Meter hohen gefliesten, spiegelglatten Wรคnde auf. Die Crew ist unlรคngst nach Hause gefahren und auรer Day ist nur sein Hund Lucky anwesend. Durch einen Unfall landet spรคter auch noch Days Freundin Koy (Ratnamon Ratchiratham) im Pool.
Als wรคre das fรผr den Anfang noch nicht genug der unglรผcklichen Umstรคnde, taucht auch noch ein Krokodil auf. Days Kampf ums รberleben nimmt im weiteren Verlauf und Pool nicht nur eine gnadenlose Wendung.
The Pool: Spannend, auch wenn man ahnt, dass ein Krokodil kommt!
Als ich zuvor jedoch den Trailer sah, habe ich mich angesichts der gezeigten Ausschnitte zunรคchst schon ein wenig geรคrgert. Ich fragte mich, was diesen Film noch unterhaltsam machen soll, wenn man schon fast alle bedeutenden Ereignisse gesehen hat? Und auch das Krokodil ist ja schรถn auf dem Cover der Blu-ray und DVD prรคsent. Aber falsch gedacht, denn auch wenn man meint, man wรผsste jetzt โfast allesโ, was einen als Zuschauer in „The Pool“ erwartet, hat man sich mehr als einmal getรคuscht!
Gottseidank, kann ich im Nachhinein nur sagen und bin froh, dass ich mir „The Pool“ dennoch angesehen habe! Denn obwohl Regisseur Ping Lumpraploeng im Rahmen des dramaturgischen Aufbau von „The Pool“ stets fleiรig und reichlich Hinweise verstreut, was seinen Hauptdarstellern alles noch widerfahren wird und/oder sie vielleicht auch retten kรถnnte, bleibt der Spannungsbogen fรผr den Zuschauer nahezu konstant hoch. Respekt, denn das gelingt, unabhรคngig vom Budget, heutzutage nicht vielen Regisseuren.
Das liegt nicht zuletzt auch an den clever konstruierten Ereignissen und Zusammenhรคngen. So informiert zum Beispiel eine weggeworfene Zeitung รผber einen entlaufenen Alligator, der sich natรผrlich spรคter im Becken wiederfindet. In der scheinbar schier ausweglosen Lage von Day liegen wichtige Utensilien zwar unmittelbar am Beckenrand, sind aber aufgrund der Distanz von 6 Metern Hรถhe unerreichbar:
Sei es nun das Handy, eine Pizza, die Insulinspritze (zu allem Pech ist Day nรคmlich auch noch Diabetiker) oder der angeleinte Bobtail Lucky, der mit seiner tollpatschigen Art fรผr mehr als einen unglรผcklichen Zwischenfall sorgt.
Hinzu kommt noch einiges mehr, aber allein durch den Umstand, das viele Ereignisse gleichzeitig passieren und Day gerade in der ersten Hรคlfte unentwegt lebenswichtige Entscheidungen im Minutentakt treffen muss, gerรคt das Nachdenken, ob das ganze Setting รผberhaupt noch logisch erscheint, zunehmend in den Hintergrund. Angesichts der sieben Tag im Pool, werden Essen und Trinken ehโ รผberwertet. Aber es ist ja halt auch nur ein Film, und der will unterhalten, was ungeachtet dessen auch gelingt.
Ping Lumpraploeng setzt nรคmlich mit sicherer Hand und zu 110 Prozent auf Tempo. Gerade, wenn man denkt, dass die Situation nicht noch schlimmer werden kann, toppt er es mit kleinen und รคuรerst effektvollen Spitzen, die bis zum Ende in einer maรlosen รberzeichnung der Ereignisse gipfeln.
Angefangen bei einem blutigen Fingernagel (und zugleich der einzigen wirklich blutigen Szene) bis hin zu der Tatsache, dass das Krokodil ein Weibchen ist, zu allem Unglรผck auch noch Eier legt, und Day im Kampf mit dem Krokodil zum Martial-Arts-Recken avanciert.
Auch wenn das irgendwie alles bekannt sowie รผberzogen klingen mag, funktioniert es in „The Pool“ ausgezeichnet. Zwar erscheint vieles nicht immer plausibel, aber die visuelle, auf Hochglanz polierte Optik eines Musikvideos, wirkt stets unheilvoll und angespannt.
Das liegt neben der hรคufig rasanten Inszenierung auch an dem exzellent Timing des Filmschnitt, der die beiden Hauptcharaktere samt Zuschauer gefangen nimmt und stets aufs Neue zermรผrbt. Die schier endlose und รผberzogene Verkettung von verpassten Gelegenheiten der Rettung und gnadenlos tragischen Zufรคllen, mit geschickt eingestreuten Requisiten und melodramatischen Momenten, erscheint in jeglicher Hinsicht ausweglos.
Sicherlich erinnert „The Pool“ in dem einen oder anderem Moment an Genrefilme, von โSawโ bis โCrawlโ. Dennoch muss man klar festhalten, dass sich „The Pool“ zwar einiger bekannter Elemente bedient, aber sich doch als eigenstรคndiges Werk erweist. Sprichโ mehr Thriller und Drama als Horror und wer sich auf einen Creature-Horrorfilm und viel Blut freut, wird von „The Pool“ sicherlich mehr als enttรคuscht sein.
Apropos Kreaturen, die in vielen anderen Reviews kritisierten CGI-Effekte des Krokodils empfinde ich keineswegs als so dramatisch schlecht. Da habe ich schon in Hollywood-Filmen weitaus schlechteres gesehen. In Anbetracht des wohl nicht allzu รผppigen Budgets hat man das Beste draus gemacht, auch wenige Einstellungen nicht gerade optimal sind. Zudem sollte man „The Pool“ eher nicht mit der Freundin/Partnerin gucken. Erst Recht nicht, wenn sie Tiere und vor allem Hunde mag!
Fazit zu „The Pool“ und noch einige Anmerkungen zum Film:
Man kรถnnte noch einiges mehr zu „The Pool“ sagen, indem auch man noch auf die offensichtlich Problembeladene Beziehungsgeschichte zwischen Day und der schwangeren Koy eingeht. Die Deutung des soziokulturellen Hintergrunds der beiden Protagonisten samt Interpretation รผberlasse ich an dieser Stelle aber gerne dem Zuschauer. Wer asiatische Filme kennt und mag, weiร ohnehin, dass es meistens auch mit einer gehรถrigen Portion Melodramatik zugeht.
Regisseur Ping Lumpraploeng, der bis dato vor allem mit Komรถdien in Erscheinung getreten ist, hat hier jedenfalls einen sehenswerten Film abgeliefert. Man darf somit durchaus gespannt sein, was er in Zukunft noch so alles inszeniert und ihm einfรคllt.
Hauptdarsteller Theeradej Wongpuapan stammt aus einer wahren Schauspieler-Dynastie und steht seit seiner Kindheit auf der Bรผhne bzw. vor der Kamera. Er gilt als einer der bekanntesten und beliebtesten Schauspieler Thailands, wobei nicht nur ihm, sondern auch allen anderen Schauspielern in „The Pool“, die schwache deutsche Synchro viel der schauspielerischen Performance raubt. Warum mรผssen asiatische Filme eigentlich immer auf unterstem Niveau synchronisiert werden? Es empfiehlt sich die Original-Sprache mit deutschen Untertiteln zu wรคhlen, aber das muss ich wohl kaum jemandem noch sagen โฆ
Die Blu-ray von der Busch Media Group ist qualitativ nicht zu beanstanden, wobei das ein oder andere Extra รผber den Film und die Entstehung sicherlich interessant gewesen wรคre. Aber Bild und Ton sind gut und das Wendecover auch.
Wer also einen spannenden und รคsthetischen Survival-Thriller mit dramatischem Achterbahn-Charakter voller Hรถhen und wenigen Tiefen sehen will, ist mit „The Pool“ bestens bedient!
Weitere Informationen zum Film „The Pool“
- Originaltitel: Narok 6 metre
- Regie: Ping Lumpraploeng
- Schauspieler: Theeradej Wongpuapan, Ratnamon Ratchiratham, u.a.
- Format (Bild + Ton): Blu-ray, 16:9, Deutsch DTS-HD MA 5.1, Thailรคndisch DTS-HD MA 5.1, Untertitel (Deutsch), auch als DVD und Stream (u.a. bei Amazon) erhรคltlich
- Extras: Trailer, Wendecover
- Land / Jahr: Thailand 2018 / Deutschland 2010
- Studio / Vertrieb: Dark Army Studio / Busch Media Group
- Genre: Action, Drama, Thriller
- Laufzeit: 91 Min.
- Auszeichnungen: –
- Altersfreigabe: FSK16 (ungeschnittene Fassung)