Buffalo Boys zählt zu den Filmen, die ich eigentlich schon Ende letztes Jahr gesehen haben wollte. Aber wie das Leben und die Arbeit so spielt, bleibt leider auch so manches auf dem nie enden wollenden Stapel mit Rezensionsexemplaren länger liegen. Nichtsdestotrotz ergab sich in den letzten Tagen endlich mal die Zeit um mir den „Eastern meets Western“-Streifen aus Indonesien zu Gemüte zu führen.
2 Cowboy-Brüder sorgen für reichlich Double-Action in Indonesien
Aber bevor ich auf diverse positive wie leider auch negative Aspekte des durchaus wilden Genre-Mix eingehe, sei zunächst erst einmal erwähnt, worum es in Buffalo Boys überhaupt geht:
Indonesien befindet sich im 19. Jahrhundert unter dem Einfluss der Kolonialmacht Holland, die das Land mit eiserner Hand nach ihrem Gutdünken umstrukturieren. Dabei kennen die neuen Herrscher im Land keine Gnade. Weder mit der einfachen Bevölkerung noch vor dem indonesische Sultan Hamza. Der fällt auch prompt der Willkür der Kolonialherren zum Opfer. Allerdings schafft er es zuvor noch, seine beiden neugeborenen Söhne in die Obhut seines Bruder Arana (Tio Pakusadewo) zu geben. Der flieht mit seinen beiden Neffen außer Landes und in die USA.
Mittlerweile erwachsen haben die Brüder Suwo (Yoshi Sudarso) und Jamar (Ario Bayu) eigentlich ihr Glück im Wilden Westen der Vereinigten Staaten gefunden. Trotzdem ist die Sehnsucht nach der Heimat und der Gedanke an die Rache ihres Vaters so groß, dass sie sich eines Tages entschließen aus dem Exil zurückkehren.
In ihrer Heimat hat sich jedoch seitdem nicht viel geändert: Noch immer leidet Indonesien unter der niederländischen Kolonial-Herrschaft und noch immer wird ihr Volk von Gouverneur van Trach unterdrückt und mit Gewalt wie Drogen gefügig gemacht.
Für die beiden Brüder steht jedoch fest, dass sie ihre Landsleute mit allen nötigen Mitteln aus der Schreckensherrschaft befreien wollen. Doch das ist angesichts der schieren Übermacht leichter gesagt, als getan…
Angefangen bei einer knallharten Auseinandersetzung auf der Rückreise bis hin zu ihrer Ankunft in Indonesien. Dort erfahren sie in einem kleinen Dorf hautnah, wie Van Trach mit seiner rechten Hand Drost (Daniel Adnan) und weiteren Schurken sein gnadenloses Unwesen treibt. Er zwingt die Kleinbauern zum Anbau von Opium und wer Widerstand leistet wird kurzerhand auch mal verbrannt.
Und ehe sich die beiden versehen, vergucken sie sich zunächst noch in zwei junge Schwestern, Kiona (Pevita Pearce) und Sri (Mikha Tambayong), bevor sie den ungleichen Kampf gegen die ungerechte Terror-Herrschaft aufnehmen.
Die Geschichte und Personen hinter der Story von „Buffalo Boys“
In der Geschichte von „Buffalo Boys“ treffen historische Tatsachen und Fiktion aufeinander. Dies wird zwar auch in einer Texteinblendung zu Beginn eingeblendet, aber da sicherlich nicht jeder mit der Geschichte Indonesiens vertraut ist, sei kurz angemerkt, dass die Niederlande ab 1600 Portugal als Kolonialherren in der Region ablösten.
Unter dem Namen Niederländisch-Indien zählte Indonesien zu den ersten Kolonien unseres Nachbarlandes, auch wenn die eigentlich Story des Films 1860 in Kalifornien spielt. Das ist jedoch kein Widerspruch, da nach der fast 100-jährigen portugiesischen Herrschaft, die Niederländer noch bis 1908 als Kolonialmacht im indonesischen Raum herrschten.
Die Unabhängigkeitserklärung erfolgte am 17. August 1945 und wurde nach einem Sezessionskrieg letztendlich am 27. Dezember 1949 von den Niederlanden anerkannt.
Und wo wir gerade beim Thema Indonesien sind, bietet sich an dieser Stelle gleich ein Blick auf die Darsteller und den Regisseur an, nachdem die schwache Storyline wenig zu bieten hat. Denn gerade in Punkto Action hatte Indonesien mit Filmveröffentlichungen, wie „The Raid 1+2“ oder „Headshot“, knallharte Action-Kracher zu bieten.
Dazu zählt auch „The Night Comes For Us“, der von Mike Wiluan produziert wurde und der hier mit „Buffalo Boys“ sein Regiedebüt abliefert. Zudem produzierte er auch im Westen den SF-Horrorstreifen „Beyond Skyline“ (2017) und die Videospielverfilmung „Hitman – Agent 47“. Durchaus hohe Erwartungen, die diesbezüglich geweckt wurden und zumindest in Sachen Action und Optik liefert Wiluan hier durchaus ordentlich ab. Doch dazu später noch mehr …
Zu erwähnen ist jedoch auch noch, dass Mike Wiluans Regiedebüt, für das er auch das Drehbuch schrieb, zugleich als Vorlage für seine jüngste Produktion „Grisse“ dient. Die HBO-Serie setzt sich ebenfalls kritisch mit dem Kolonialismus des 19. Jahrhunderts auseinander.
In Anlehnung an die unverkennbaren filmischen Vorbilder des Spaghetti-Westerns soll er seine Werk als „Nasi Goreng-Western“ bezeichnet haben.
Im Mittelpunkt der Charaktere stehen natürlich in erster Linie die beiden Brüder, die von Yoshi Sudarso („Power Rangers“) als Suwo und Ario Bayu („Java Heat“) als Jamar verkörpert werden. Die beiden liefern zwar eine ordentliche Leistung ab, leiden aber unter einigen Schwächen im Drehbuch, sodass die unterschiedlichen Wesenszüge erst viel zu spät zum Vorschein kommen und man sich dann überrascht fragt, woher der Sinneswandel kommt. Damit verbunden wirken beide in Rollen beinah beliebig und austauschbar.
Das wird spätestens dann mehr als offensichtlich, wenn sich der aus „The Raid 2“ bekannte Darsteller Tio Pakusadewo als Onkel einmischt und souverän als Mentor der beiden aufspielt und die Familie sozusagen zusammenhält.
Einen imposanten Gastauftritt, vor allem in physischer Hinsicht, absolviert im ersten Fight des Films übrigens Conan Stevens, vielen wohl besser bekannt als „The Mountain“ (Der Berg) aus „Game of Thrones“.
Nicht weniger deutlich werden die Unterschiede in den Rollen wie auch schauspielerischer Leistung angesichts der beiden Bösewichter. Gemeint sind damit Reinout Bussemakers („Temmink: The Ultimate Fight“) als Van Trach und Schauspieldebütant Daniel Adnan als dessen rechte Hand Drost. Die beiden faszinierenden Bösewichter kommen leider ein wenig kurz weg, wirken dafür aber umso imposanter im Film.
Was den Western-Eastern-Genremix aus Indonesien sehenswert macht!
Auch wenn die Story über die Länge des Films nicht mithalten kann, so hat „Buffalo Boys“ dennoch einen Reiz, dass man bis zum Ende durchhält. Das liegt zum einen an dem Mix aus Western- und Eastern-Elementen und zum anderen an der reichhaltigen und mitunter harten, teils blutigen Action, sodass die Uncut-Freigabe ab FSK18 durchaus gerechtfertigt ist.