Hans Billian gilt zu Recht als einer der Pioniere des europäischen Pornofilms. Als 1975 „Das Gasthaus zum scharfen Hirsch“ herauskam, war das bereits eine kleine Revolution. Ein Jahr später drehte Billian den Erotikfilm-Klassiker Josefine Mutzenbacher, wie sie wirklich war, der die Edelhure aus Wien als legendäre Serienfigur des Pornos einführte und Billian sogleich bekannt machte.
Josefine Mutzenbacher – Die Hure von Wien
Alternativ-Titel: Manche mögens heiss
Genre: Erotik, Klassiker
Land / Jahr: D 2002 (D 1991)
Laufzeit: ca. 79 (90) Min.
Studio / Vertrieb: Cine-Pro (E-M-S / Trimax)
Regie: Hans Billian
Darsteller: Vanessa Velvet, Steve Graham, Gabriele Strasser, Robert Lax, u.a.
Format: DVD PAL 4:3, DD 2.0, Codefree
Extras: Interview mit Hans Bilian
Produktionsgeschichte und Hintergrund
Josefine Mutzenbacher – Die Hure von Wien gilt als der letzte große Film von Hans Billian und war lange Zeit verschollen. Wobei „verschollen“ eher relativ ist, da das fertige Werk von der Fertigstellung im Jahr 1991 bis Ende 2001 vom Kopierwerk nicht freigegeben wurde.
Hintergrund war wie so oft das liebe Geld, da die Produzenten damals offene Rechnungen nicht begleichen konnten. So schlummerte die letzte Mutzenbacherin – leider ohne Patricia Rhomberg, aber mit Sandra Nova – jahrelang im Archiv.
Im Februar 2002 erlöste uns und wohl auch Hans Billian die Münchener Firma CINE-PRO, indem sie die Rechte an dem Film aufkaufte. Die über 500.000 DM teure Produktion, die damals extra auf einem Wasserschloss gedreht wurde, erschien dann im Frühjahr des Jahres in zwei Versionen.
Da Billian auch zwei Versionen gedreht haben soll, ist es müßig, darüber zu diskutieren, ob die FSK-16-Fassung geschnitten ist oder nicht. Logischerweise fehlen der 16er-Fassung die Hardcore-Szenen. Inwieweit die damals extra für die softe Fassung gedrehten zusätzlichen Handlungsszenen übernommen wurden, entzieht sich leider meiner Kenntnis.
Unterschiedliche Versionen und Veröffentlichung
Die Hardcore-Fassung wurde von TRIMAX unter dem Titel Die Hure von Wien in den Handel gebracht, während sich E-M-S unter dem Titel Manche mögen’s heiß! der 16er-Fassung angenommen hat, die eine beachtliche Qualität bietet.
Im Gegensatz zur 18er-Fassung, die lediglich ein Interview mit Texttafeln aus dem Magazin SPLATTING IMAGE beinhaltet, bietet die E-M-S-Fassung ein TV-Interview mit Hans Billian aus der Sendung „Wa(h)re Liebe“ mit Lilo Wanders.
Ein außergewöhnlicher Film für seine Zeit
Die aufwendige Produktion, die zu Recht im Jahr 2002 nachträglich mit dem Venus-Award in den Kategorien „Bester Film“ und „Beste Regie“ geehrt wurde, wartet mit tollen Kostümen, exquisiten Locations und guten Darstellern auf.
Zudem wurde mit 35mm-Material gedreht, was es heutzutage im Sexfilm – geschweige denn im Pornofilm – eigentlich nicht mehr gibt.
Handlung von Josefine Mutzenbacher – Die Hure von Wien
Inhaltlich geht es in Josefine Mutzenbacher – Die Hure von Wien / Manche mögen’s heiß um den jungen Grafen Bobby, der seinen Sextrieb stets hemmungslos auslebt. Nun soll er endlich mit einer seiner Nichten verheiratet werden, um den Stammbaum der adeligen Familie weiterzuführen.
Das gefällt Bobby überhaupt nicht, und er gibt sich kurzerhand als homosexuell aus. Die vertrottelte Familie schickt ihn daraufhin zur stadtbekannten Hure Josefine Mutzenbacher, was Bobby natürlich umso besser gefällt und eine Reihe geiler Sex-Episoden nach sich zieht. So gibt es z. B. tolle, erotische Lesben-Szenen zu entdecken.
Erfrischend und ohne Langeweile
Die zahlreichen Sex-Szenen, in denen der Graf und einige andere Herren zu Werke gehen, sind im Vergleich zum heutigen Standard-Pornofutter kürzer gehalten und nicht endlos in die Länge gezogen. So wird Langeweile geschickt umgangen, und der Film kommt ohne Pausen von einem sexuellen Abenteuer zum nächsten.
Und trotz allem Klamauk wirken die Darstellerinnen unverbraucht, unbefangen und haben meines Wissens nach nie wieder etwas Ähnliches gedreht.
Ein Film von Hans Billian
Interessant ist diese Produktion auch deshalb, weil Hans Billian hier nochmal nach seinen eigenen Vorstellungen und stets hohen Ansprüchen drehen konnte, ohne Rücksicht auf die Interessen der Produzenten nehmen zu müssen.
Fazit: Ein Muss für Hardcore-Fans
Wer auf abendfüllende klassische Hardcore-Unterhaltung im Spielfilm-Format steht, kommt an „Josefine Mutzenbacher – Die Hure von Wien“ vorbei.
Wer es dagegen eher seicht und amüsant bevorzugt, sollte sich die „Manche mögen’s heiß!“ FSK-16-Fassung besorgen.