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White Lily (2016)

White Lily ist eine kleine erotische Perle, die in diesen Tagen von der Busch Media Group in Deutschland veröffentlicht wurde. Und das in vielerlei Hinsicht, auch wenn der Film bei weitem nicht alle, seien es nun Kritiker wie Zuschauer, begeistert. Und um ehrlich zu sein, hätte ich White Lily in erotischer Hinsicht schon allein wegen der FSK-Freigabe geflissentlich übersehen. Denn seien wir mal ehrlich: es gibt nicht viele softe Erotik-Dramen, die wirklich mitreißend sind. Und von denen sind die meisten auch Klassiker älteren Semesters.
Warum ich White Lily dennoch angesehen habe, liegt neben dem Trailer, über den ich eher zufällig via The Pool (Busch Media Group) gestolpert bin, vor allem am japanischen Regisseur Hideo Nakata. Aber dazu später mehr!

White Lily: Eine verhängnisvolle Affäre zu Dritt!

White Lily - Blu-Ray Cover - Busch Media GroupDie renommierte Bildhauerin Tokiko (Kaori Yamaguchi) lebt zusammen mit ihrer besten Schülerin Haruka (Asuka Rin). Die beiden, in vielerlei Hinsicht ungleichen Frauen verbindet nicht nur eine berufliche, sondern auch eine sexuelle Beziehung. Diese resultiert jedoch weniger aus einer innigen lesbischen Liebe zueinander, sondern auf den Schicksalen der beiden Frauen:
So rührt Harukas Liebe zu ihrer Mentorin unter anderem auf der Tatsache, dass sie sich als Schülerin in der Pflicht sieht, Tokiko nach dem tragischen Unfalltod ihres Mannes in jeglicher Hinsicht zu unterstützen.
Lässt man jetzt die sexuelle Komponente außer Acht, resultiert die bedingungslose Unterwerfung auch stark auf der japanischen Mentalität und Kultur.

Die leidenschaftliche Zuneigung und Verehrung der jungen Haruka, wird jedoch von ihrer Mentorin zunehmend ignoriert und nahezu mit Füßen getreten. So genießt Tokiko die Nähe und vor allem körperliche Zuneigung, die ihr Haruka zu Teil werden lässt. Auf der anderen Seite lässt sich die geachtete Bildhauerin im Zuge ihrer Trauerbewältigung zunehmend gehen.
Dies offenbart sich in einem immer stärkerem Alkoholkonsum, der mit zweifelhaften One-Night-Stands samt fremden Männern einher geht. Die bedauernswerte Haruka lässt sie jedoch schweigend gewähren, weil sie ihrer „Meisterin“ gegenüber immer noch zu viel Respekt empfindet und sich ihrem Versprechen verpflichtet fühlt.

Die angespannte Situation spitzt sich vollends zu, als Tokiko den jungen Satoru als zusätzlichen Schüler aufnimmt. Völlig ungeniert beginnt sie gleich in der ersten Nacht eine Affäre mit ihm. Haruka ist schockiert, muss sich aber eingestehen, dass sie sich gleichermaßen zu Satoru hingezogen fühlt. Im Zuge ihres Gewissens- und Gefühlskonflikt gerät Haruka in einen ausweglosen Strudel aus Ereignissen, in dem sie letztendlich von der Schülerin und Geliebten zu einer Dienstmagd degradiert und von Tokiko auch entsprechend behandelt wird.

Bei Dreiern ist halt manchmal doch einer zu viel und erst Recht als im weiteren Verlauf auch noch Satorus junge wie eifersüchtige Freundin explosive Stimmung zum Überlaufen bringt. Die jeweilige Liebe, sexuellen Begierden und Eifersucht der Protagonisten untereinander, lässt die brisante Ménage-à-trois zum Ende hin verhängnisvoll wie überraschend eskalieren. White Lily gipfelt in einem exzessiven Psychodrama mit verhängnisvollem wie überraschendem Ende.

White Lily - Filmfoto

Hideo Nakata oder was The Ring mit White Lily zu tun hat!

„Ein prickelnder Erotikfilm von einem der Könige des Horrorgenres? In Japan ist alles möglich!“ Mit dieser wohl vortrefflich passenden Aussage wären wir auch schon wieder beim Beginn und Ausgangspunkt dieser Film-Rezension. Genauer gesagt beim Grund, warum ich mir überhaupt „White Lily“ angesehen haben:

Die mehr oder weniger intime Dreiecksgeschichte „White Lily“ stammt tatsächlich von Regisseur Hideo Nakata. Eingefleischten Horrorfilm-Fans dürfte er bestens für das japanische Original der Romanverfilmung „THE RING“ und die Fortsetzung THE RING 2 bekannt wie beliebt sein.
Mit seinem Meisterwerk des modernen Asia-Horrors trug er maßgeblich zum weltweiten Hype bei und ebnete ihm auch den Weg nach Hollywood, wo er unter anderem das US- Remake von „The Rings 2“ mit Stars wie Naomi Watts und Sissy Spacek inszenierte. Viel interessanter erscheinen diesbezüglich jedoch der produktionstechnische Hintergrund und die Film historisch beeinflusste Entstehungsgeschichte von „White Lily“.

Das Angebot „White Lily“ zu inszenieren, erhielt Hideo Nakata von der vor allem in Japan berühmt-berüchtigten Filmgesellschaft Nikkatsu. Diese gab anlässlich des 45. Geburtstag ihrer beliebten „Roman Pornos“ (Abkürzung für Romantic Porno) ein Reboot mit fünf neuen Genre-Filme in Auftrag.
Unter anderem fiel die Wahl auch auf Hideo Nakata, was unter anderem damit zusammenhängt, dass Nakata beim Vater der romantischen Pornografie, Masaru Onuma, als Regieassistent in die Lehre ging. Hinzu kommt, dass der 1961 in Okayama geborene Hideo Nakata seit Abschluss seines Studiums an der Universität von Tokio für Nikkatsu tätig war.
Angesichts dieser langen Verbundenheit mit dem Studio verwundert es dementsprechend auch weitaus weniger, dass Hideo Nakata keinerlei Berührungsängste mit dem Genre hat.

White Lily oder sinnliches Töpfern unter Frauen

White Lily und die Auferstehung des Roman Porno von Nikkatsu

Um „White Lily“ einordnen zu können, muss man wissen, dass dieser Film einer von insgesamt fünf Filmen ist, mit denen Japans traditionsreiches Filmstudio Nikkatsu seinen erfolgreichen „Roman Porno“-Filmen neues Leben einhauchen will. Mit dem Ziel an die erfolgreiche Ära in den 70er bis späten 80er Jahren anzuknüpfen, sollten fünf unterschiedliche Regisseure ihre Vision eines klassischen „Roman Pornos“ auf neue und moderne Art inszenieren.
Wie in den Vorbildern sollte hochsinnlich und in einer extravaganten Bildsprache ein Erotikdrama leidenschaftlich und in ebenso ästhetischen wie freizügigen Bildern neu und unverbraucht erzählt werden.

An dieser Stelle wäre zum besseren Verständnis noch ein Exkurs in die äußerst interessante Historie von Nikkatsu und des japanischen Pink Eiga und dessen Sub-Genres ideal. Das würde allerdings den Rahmen der Rezension bei weitem sprengen. Ich hoffe, ich finde noch mal irgendwann die Zeit dazu … Wissenswert ist in diesem Zusammenhang allerdings noch, dass die klassischen Roman Pornos nie länger als 80 Minuten waren und alle 10 Minuten eine Sexszene zu sehen war. Diese war im Gegensatz zu den Pink-Filmen nie explizit und die Regisseure genossen für die übrigen Minuten alle künstlerischen und kreativen Freiheiten. Das hatte damals wie auch bei der Neuauflage, die unterschiedlichsten Werke als Resultat zur Folge.

White Lily - Ein Film über eine tödliche Dreiecks-Beziehung

Während zum Beispiel der Reboot-Film „Anti-Porno“ von Sion Sonos ein interessanter wie moderner „Metafilm“ über die Pornoindustrie und die Promi-Kultur war, erweist sich „White Lily“ als eher traditioneller Pink-Film. Die Handlung, die sich um die Dreier-Beziehung aufbaut, dient als Grundlage für die dramatische Geschichte wie zugleich für die zahlreichen suggestiven Bilder, insbesondere in Bezug auf intime Körperkontakte und das Verlangen wie Begierde nach körperliche Nähe, Verbundenheit und Lust.

Das zeigt sich exemplarisch bei den Nahaufnahmen der Darstellerinnen beim Töpfern. Da fühlt man sich nicht von ungefähr an die berühmte Szene von Patrick Swayze und Demi Moore in „Ghost“ erinnert. Wenngleich Hideo Nakata dies in einer völlig anderen Art zeigt, die vor allem in eine ganz andere Richtung weist. Nämlich hin zu einer Liebesgeschichte, die von Obsession und Sehnsucht erzählt, und in der sich Charaktere zwischen tödlicher Liebe und Verliebtheit um sich selbst drehen und jeglichen Halt vor- und zueinander verlieren.

An dieser Stelle noch kurz ein Wort zu den Darstellerinnen, die in Japan alles andere als unbekannt sind. So spielte die 28-jährige Rin Asuka (Haruka) unter anderem das beliebte Idol Wakana Sonozaki in der TV-Serie „Kamen Rider W“ und war in einer Vielzahl von Dramen, Filmen und Bühnenaufführungen zu sehen.
Kaori Yamaguchi (Tokiko) wurde am 22. August 1974 geboren und blickt schon auf eine lange Schauspielkarriere zurück. In „White Lily“ ist sie allerdings zum ersten Mal (mehr oder weniger) nackt vor der Kamera zu sehen.
Aber auch Shôma Machii (Saturo) ist unter anderem durch die Mitwirkung in „Kamen Rider Ex-Aid“ kein ganz unbeschriebenes Blatt, was auch für Kanako Nishikawa gilt, die als seine „Freundin“ in White Lily“ zu sehen ist.

White Lily (2016) 3

Fazit zu White Lily:

Ehrlich gesagt, hatte ich im ersten Moment mehr von „White Lily“ erwartet. Denn gerade angesichts der Freiheiten, die Nakata bei der Entwicklung dieses Films hatte, hätte das Resultat in der Tat revolutionärer ausfallen können.
Doch als Ganzes gesehen, überzeugt „White Lily“ nicht nur mit elegant gefilmten (sehr soften) Sexszenen, sondern auch mit der Geschichte zweier Frauen, ihrer Last und Lust, die von Obsession und Sehnsucht geprägt sind.

Sicherlich ist „White Lily“ kein „The Ring“ des erotischen Films, aber zumindest ein solide gefilmter Genre-Beitrag in klassisch japanischer Art, nur halt in visuell moderne Bilder gepackt. Das reicht nicht für Jubelarien, kann aber dank seiner Bildersprache in der Kürze der Spielzeit unterhalten ohne zu langweilen.
Gerade zum Ende hin, wechselt die erotische Sicht zunehmend zu teils unheilvollen Bildeinstellungen, die vom Kammerspielcharakter und einer düsteren Grundstimmung getragen werden. Wenn man dem und den formalen Vorgaben, eines klassischen Dramas samt kultureller japanischer Prägung (Inszenierung wie kultureller Prägung) nicht abgeneigt ist, erweist sich „White Lily“ als ansehnlich exzessives Psychodrama!


Weitere Informationen zum Film White Lily
  • Originaltitel / Alternativtitel: Howaito rirî / Roman Porno Reboot Project 5
  • Genre: Drama, Erotik
  • Land / Jahr: Japan 2016 / Deutschland 2020
  • Laufzeit: 85 min.
  • Studio / Vertrieb: Django Film, Nikkatsu / Busch Media Group
  • Regie: Hideo Nakata
  • Darsteller: Rin Asuka, Kaori Yamaguchi, Kanako Nishikawa, Shôma Machii, Ichiro Mikami, Yuki Enomoto, Miki Hayashida
  • Format (Bild + Ton): Blu-ray (1920x1080p /2.35:1), Region Code: B, DTS-HD 5.1 (Japanisch, Deutsch), Untertitel: Deutsch, auch als DVD und Stream (u.a. bei Amazon) erhältlich
  • Extras: Trailer

White Lily (2016) 4

Gesamtwertung

Zusammenfassung:

„White Lily“ ist zwar kein neuer „The Ring“ des erotischen Films, aber das muss und sollte er angesichts der Geschichte und des Sub-Genre des „Roman Porno“ auch nicht sein. Sofern man den Kontext des Films (siehe Rezension) kennt und weiß, was einen in etwa erwartet ist „White Lily“ durchaus sehenswert!
Tom
ist der Gründer, Herausgeber und Chefredakteur von German-Adult-News.com. Neben der Tätigkeit für GAN ist Tom auch noch als freier Texter und Redakteur für andere Blogs, Online-Shops und Magazine (On- und Offline) aktiv. Die Themen-Bandbreite reicht dabei von Entertainment & Medien bis hin zu E-Commerce. Geboren und wohnhaft im Herzen des Ruhrgebiets ist Tom seit vielen Jahren glücklich verheiratet und stolzer Vater.

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„White Lily“ ist zwar kein neuer „The Ring“ des erotischen Films, aber das muss und sollte er angesichts der Geschichte und des Sub-Genre des „Roman Porno“ auch nicht sein. Sofern man den Kontext des Films (siehe Rezension) kennt und weiß, was einen in etwa erwartet ist „White Lily“ durchaus sehenswert!White Lily (2016)