Fußfetischismus ist eines der wenigen Themen im erotischen Kontext, die mich bis dato im wahrsten Sinne des Wortes ziemlich kalt ließen. Zweifelsohne üben schöne Frauenbeine in schönen Stiefeln oder auf High Heels auch auf mich einen erotischen Reiz aus, aber der Kick endet dann auch schon. Entsprechend konnte ich auch den zahlreichen Fuß-Fetisch Filmen, die wir im Lauf der Jahre vorgestellt haben, noch nie groß was abgewinnen…
Die Faszination der Macher und deren Fokus auf den erotischen Reiz von Füßen, sei es nun in Alex Sanders „Von Kopf bis Fuß“, die unzähligen „Sexy Füße“-Produktionen von Inflagranti oder die in jeder Hinsicht gelungene Serie „Die Macht der Füße“ von Tom Herold, um nur mal einige Beispiele zu nennen, konnte sich mir nie offenbaren. Daran hat sich auch bis heute nichts geändert, und warum dann also dieser Artikel?
Nun die Antwort ist schnell bei der Hand und weniger beim Fuß. Denn so offenbarte sich beim ersten Frühlings-Angrillen in der Vor-Corona-Ära, dass in der nicht gerade kleinen Männer-Runde nahezu über ein Drittel eine Vorliebe oder zumindest ein gewisses Faible für weibliche Füße hat.
Das überraschte mich dann doch zugegebenermaßen, und nicht nur hinsichtlich der Menge, bei einigen unter den Anwesenden. Aber das ist eine andere Geschichte… und daher entschloss ich mich dem Thema nun endlich mal genauer zu widmen. Angefangen bei den Fakten zur sexuellen Vorliebe für Füße, der Podophilie (gr. πους pus „Fuß“ und -philie).
Fußfetischismus: Geschichte, Entwicklung und Prominente Fußliebhaber
Die Geschichte des Fuß-Fetisch beginnt, wie so vieles andere auch, im alten China. Dort galt der sogenannte „Lotosfuß“ als Schönheitsideal. Das bedeutete, dass eine Frau umso begehrenswerter erschien, je kleiner ihr Fuß war. Das hat jedoch zur fatalen Folge, dass dieses vermeintliche Ideal durch eine äußerst schmerzvolle Tortur zwangsweise herbeigeführt wurde: dabei wurden den Mädchen die Füße gebrochen und derart bandagiert, dass sie möglichst wenig wuchsen.
Dies bedeutet zwar nicht, dass Fußfetischismus in China besonders verbreitet oder angesehen war, aber betonte dennoch in einer wahrlich extremen Ausprägung die erotische Ausstrahlung des weiblichen Fußes.
Aber auch in westlichen Kulturen wird weibliche Attraktivität häufig mit kleinen Füßen assoziiert. Im Märchen „Aschenputtel“ zeichnet das hübsche Aschenputtel unter anderem aus, dass sie so kleine Schuhe trägt, dass die Füße keiner anderen Frau in ihren Schuh hineinpassen.
Und eines der besten Beispiele aus der Moderne ist wohl die Barbie-Puppe, die extrem kleine Füße aufweist.
In diesem Zusammenhang gilt es auch klar zwischen erzwungenen „kleinen“ Füßen und der Vorliebe für normal gewachsene, schlanke Frauenfüße zu differenzieren.
Über die Akzeptanz und Verbreitung von Fußfetischismus
In einer 1994 veröffentlichten Studie, über die Vorlieben homosexueller Fußfetischisten, stellte man zudem fest, dass es eine Vielzahl unterschiedlicher Ausprägungen des Fuß-Fetisch gibt.
Zum Beispiel, dass viele Vorlieben mit einem bestimmten Typ Mann in Verbindung gebracht werden und dass Fußfetischismus keine realen Beziehungen zu ersetzen schien.
Eine 1998 veröffentlichte Studie entdeckte einen mengenmäßigen Anstieg des fußfetischistischen Materials in pornografischer Literatur zeitgleich mit dem Aufkommen der AIDS-Epidemie.
In der Analyse der Daten kam man zu der Annahme, dass sich vermehrt erotisches Material verbreitet, welches sich nicht auf die Geschlechtsteile und den Geschlechtsverkehr konzentriert, wenn gefährliche sexuell übertragbare Krankheiten im Umlauf sind.
Fußfetischismus stellt insofern eine gewöhnliche Ausprägung sexueller Präferenz (und eben keinen Fetischismus) dar, als bei menschlichen Füßen ein leichter sexueller Dimorphismus besteht, der einen Einfluss auf die Beurteilung der Attraktivität eines möglichen Partners hat. Frauen haben absolut-, aber auch relativ zu ihrer Körpergröße etwas anders geformte, insgesamt kleinere und grazilere Füße als Männer.
Während Frauen die Aufmerksamkeit häufig auf ihre eigenen Füße richten, was sich im Verzieren der Füße oder in „Schuhticks“ äußert, richten heterosexuelle Männer die Aufmerksamkeit häufig auf die Füße der Frau.
Dabei werden Frauen mit kleinen-, oder etwa in High Heels klein erscheinenden Füßen von der deutlichen Mehrzahl der Männer als besonders attraktiv beurteilt.
Gleichzeitig empfinden sich Frauen selbst als attraktiver, wenn ihre Füße klein erscheinen, was sich unter anderem in deren Tendenz äußert, zu kleine Schuhe zu kaufen. In Bezug auf Männer, werden von beiden Geschlechtern eher große Füße mit Männlichkeit in Verbindung gebracht.
Trotz wissenschaftlich bisher eindeutiger Befunde dafür, dass sexuelle Präferenzen in Bezug auf Füße sogar mehrheitlich bestehen, ist die gesellschaftliche Akzeptanz der Auffassung von Füßen als ein Bestandteil der Sexualität nach wie vor gering. Dennoch überrascht es immer wieder, welche Wellen es manchmal schlägt, wenn Frauen zum Beispiel über Ebay-Kleinanzeigen Schuhe verkaufen wollen und den Schu samt Fuß fotografieren. Daran zeigt sich unter anderem wie groß offensichtlich das Interesse an „Füßen“ ist und zum anderen wie schnell ein an sich „harmloser“ Fetisch zu Belästigung werden kann, wenn die „Verkäuferin“ mit zweifelhaften Anfragen überflutet wird.
Obwohl Fußfetischismus laut medizinischer Definition kein Fetischismus ist, werden für das Zustandekommen dieser sexuellen Neigung nach wie vor die Entstehungstheorien des sexuellen Fetischismus herangezogen.
Ein paar prominente Fußfetischisten
Im 19. Jahrhundert erlag der bayerische König Ludwig I. den Reizen der berüchtigten Tänzerin Lola Montez. So sehr, dass er den Bildhauer Johannes Leeb beauftragte, ihr zu Ehren eine Skulptur ihrer Füße aus Marmor anzufertigen.
Im 18. Jahrhundert soll sich die russische Zarin Anna Leopoldowna sechs Fußkitzler gehalten haben. Dazu sei angemerkt, dass Füße sehr empfindlich sind und an der Sohle viele Nervenbahnen enden. Einen Fuß zu streicheln und zu massieren kann dadurch sehr schön und auch erregend sein.
Der US-amerikanische Regisseur und Produzent Quentin Tarantino steht offen zu seiner Vorliebe für Frauenfüße, die er teils sogar in seinen Filmen verarbeitet, wie zum Beispiel in „Pulp Fiction“.
Nicht weniger offensichtlich, wie er auch Uma Thurmans nackte Zehen in „Kill Bill“ in einer minutenlangen Großaufnahme inszenierte oder er genüsslich Schnaps von Salma Hayeks Füßen in „From Dusk Till Dawn“ ableckt.
Der US-amerikanische Fotograf Elmer Batters (1919–1997) gilt als prominenter Großmeister sowie „Vater der Fußfotografie“. 2015 wurde Batters erstmals eine Ausstellung im größeren Rahmen in Los Angeles zuteil.
Auf dem 2016 erschienenen Mixtape „Essahdamus“ widmete der Rapper Kool Savas seiner Vorliebe zu weiblichen Füßen den Song „Sneakers & Heels“.
Der Komiker Bülent Ceylan gab mehrfach öffentlich, wie auch in einem Playboy-Interview aus dem Jahre 2012 an, dass er eine Vorliebe für Frauenfüße pflegt.
Sexuelle Ausprägungen des Fuß-Fetisch
Obwohl sich die Ausprägungen des Fuß-Fetisch durchaus grob einteilen lassen, gibt es, wie generell im Fetisch-Bereich unzählige und individuelle Variationen und Vorlieben, dass es nahezu unmöglich erscheint, sie alle hier zu nennen.
Häufig unterscheiden sie sich auch so stark voneinander, dass dieselbe Spielart für einen Fußfetischisten die Erfüllung aller sexuellen Träume sein kann, bei einem anderen jedoch Unverständnis oder sogar Abscheu hervorruft. Während die einen saubere, gepflegte Füße mögen, bevorzugen andere Füße ausdrücklich nur, wenn sie intensiv riechend oder verschmutzt sind.
Der Schwerpunkt des „Fetisch“ kann sich dabei auch nur auf bestimmte Bereiche des Fußes wie Zehen, Fußsohlen oder besondere Details wie Fußschmuck konzentrieren. Nicht weniger gilt dies in Bezug auf die schon genannte Größe und Form des Fußes und erst Recht in Kombination mit Socken oder Nylon-Strumpfhosen.
Eine weitere Rolle spielt in diesem Zusammenhang auch die Kombination von Füßen mit aufreizendem Schuhwerk in Form von High Heels, Stilettos, Overknees oder Riemchen-Sandaletten. Wenngleich dies auch schon wieder in den Bereich des Schuh-Fetisch übergreift.
Nackte Füße strahlen zum einen gewisse Natürlichkeit aus. Zum anderen erwecken Füße außerdem auch einen gewissen machtvollen Aspekt. So gibt es nicht umsonst die Redewendung, jemandem zu Füßen liegen oder jemandem die Füße küssen zu wollen, als Ausdruck der Unterwürfigkeit. Inwiefern Fußfetisch auch mit einer gewissen devoten Neigung einher geht, ist individuell jedoch unterschiedlich.
Fußsex
Es kann erregend sein, sich mit den Füßen des bevorzugten Geschlechts sexuell zu befriedigen oder anderweitig damit zu beschäftigen. Bei den sexuellen Praktiken unterscheidet man u. a. zwischen der Reizung mit dem ganzen Fuß (footjob, engl. „Fußarbeit“, vgl. Blowjob) und nur mit den Zehen (toejob, engl. „Zehenarbeit“).
Die Stimulation mit Schuhen (shoejob, engl. „Schuharbeit“) überschneidet sich mehr mit dem Schuhfetischismus. Eine Stimulation durch den Fuß kann penil, vaginal, anal, oral, durch Mammalverkehr oder der Berührung einer anderen Erogenen Zone erfolgen.
BDSM und Trampling
Für diejenigen, die gleichzeitig Anhänger des BDSM sind, ist es erotisch, gefesselte Füße zu betrachten, zu kitzeln oder zu „misshandeln“ (z. B. durch Bastonade). Den devoten Part befriedigt es hingegen den Fuß durch Lecken oder eine Fußmassage zu verwöhnen oder zu säubern.
Manche mögen es, auch wenn eine Person über den Körper läuft oder sich einfach daraufstellt (trampling, engl. „Trampeln“). Hierzu können auch Tritte, Sprünge oder das Drücken und Quetschen von meist erogenen Körperstellen mit dem Fuß zur Gewinnung von Lustschmerz zählen.
Das Verletzten des Hodensackes wird dabei auch als Ballbusting bezeichnet und bildet einen Teil der Cock and Ball Torture (engl. für Penis- und Hodenfolter).
Es kann außerdem eine Verbindung zur Makrophilie bestehen, bei der sich eine Person vorstellt von einer weitaus größeren Person mit den Füßen erdrückt zu werden. Ebenfalls kann mittels der Füße eine Atemkontrolle, durch Einschränken der Luftzufuhr durch die Nase oder Mund, durchgeführt werden.
Selbstbefriedigung und eigene Füße
Der Fetischismus kann sich auch auf die eigenen Füße richten. In diesem Fall wird die Befriedigung aus der Stimulation der eigenen Füße bezogen und kann unter Umständen sogar ohne Zutun eines Partners oder einer Partnerin erreicht werden.